Falconer – Among Beggars And Thieves

Falconer

Das Jagen ist bekanntlich ein Urtrieb des Menschen. Wer sich darauf allerdings mit Falconer einlässt, mache sich bereit, entweder getrieben oder vertrieben zu werden. Denn die Schweden spielen Metal ihrer eigenen Marke zwischen epischem Power und melodiösem Folk. Die große Besonderheit steckt allerdings im Gesang, dessen klare Ausdrucksstärke keinesfalls genretypisch ist.

Seit 2001 erschienen bereits fünf Alben, von denen das Debüt „Falconer“, dessen Nachfolger „Chapters From A Vale Forlorn“ sowie das bisher letzte „Northwind“ aus 2006 zu Falconers starken zu zählen sind. Frisch auf dem Markt findet sich nun das neuste Studiowerk „Among Beggars And Thieves“. Dessen Material knüpft exakt an die Gangart des Vorgängers an. Jedoch präsentiert sich das Quintett aus der südschwedischen Provinz Östergötland äußerst perfektionistisch und selbstbewusster denn je.

Anspruchsvoll gelingt der Start mit „Field of Sorrow“. Reich an den typischen Riffings, mit denen die Band am liebsten voran brettert, wird zudem immer wieder geschickt das Tempo verlagert. Dem Opener folgt „Man of the Hour“, einem höchstgradig treibenden Song, dessen Spielfreude ihn ein erstes Highlight setzen lässt. Sänger Mathias Blad besticht mit seiner dunklen, aber längst nicht zu finsteren Gesangsstimme. Ihre klassische Wärme macht einen Großteil der sympathischen Energie in Falconers Musik aus. Diese beschränkt sich dabei keinesfalls auf Stücke mit durchweg durchgetretenem Gaspedal. „A Beggar Hero“ ist eine reine Balladen, dargeboten von Blad und Gastsängerin Evelyn Jons. Mit Akustikgitarre und Perkussion eröffnen sich unverhofft träumerische Facetten.

Dazu kommt viel heimische Inspiration durch die schwedische Sagenwelt, welche Bandleader und Gitarrist Stefan Weinerhall stärker denn je hat einfließen lassen. Thematisch wie lingual, denn mit „Vargaskall“, „Viddernas Man“ und „Skula, Skorpa, Skalk“ zeigen Falconer gleich in drei Stücken Mut zu Songs in ihrer Sprache. Überzeugend ist vor allem „Vargaskall“ durch seinen volkstümlichen Chorus im epischen Gewand. Auf der Limited-Edition findet sich sogar noch eine vierte Nummer in Schwedisch: „Vi Sålde Våra Hemman“.

Für eine durchweg gelungene Spannung sorgt die abwechslungsreiche Abstimmung. Unter anderem von geradlinigen Stampfern, wie „Carnival of Disgust“, und launischen Volldampf-Titeln, wie er in „Mountain Men“ steckt. Wo Doublebase auf kantige Riffs treffen, sich akustische Abschnitte mit zweistimmigem Gesang paaren, mag man der Band vielleicht vorwerfen, einen etwas zu verspielten Faden zu verfolgen. Aber da ist es gerade Blads Stimme, welche ein ums andere Mal vortrefflich durch die Komposition führt. Ähnliches gilt für „Pale Light of Silver Moon“, satter melodiöser Sound, jedoch nicht unmittelbar zündend. Das abwechslungsreiche „Boiling Led“ trifft in seiner Eingängigkeit wiederum direkt ins Ziel. Fein arrangiert, mit bestechenden Einschnitten und Wechseln des Tempos fackeln Falconer hier ein großes Feuerwerk ihres Könnens ab.

Das finale Highlight präsentiert sich in „Dreams And Pyres“. Knapp acht Minuten reich an Orchestrierung, Chören sowie dem Falconer-Power-Metal ist allerdings längst nicht alles. Das Stück schickt seine Hörer auf einen wilden Abendteuer-Trip, in dem auch die Gastsängerin nochmals mitwirkt, ehe man den Weg zwischen Schurken und Dieben hinter sich hat und als Held auf sein trostloses Land herabblickt. Dabei steckt in „Among Beggars And Thieves“ definitiv viel fruchtbares Material, das vielleicht manchen Durchlauf braucht, doch Falconers episch-folkloristischen Stil weiter festigen wird. Einen Überhit braucht es nicht, da die Geschlossenheit das Überzeugende ist. Kompositorisch bleibt die Band sich weitgehend treu, setzt jedoch die neuen Akzente mit schwedischen Lyrics, femininer Note und dem aufregenden Finaltrack. Ein gelungenes Ergebnis, das es wert ist, sich mit diesen Schweden einzulassen.

3,5/5 Punkte | Album | VÖ: 22.08.2008
Metal Blad (SPV)

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Hörprobe „Man of the Hour“: