Fans als Investoren – Die geniale(?) Idee der Band Angelika Express

Die Musikindustrie ist im fließenden Wandel. Plattenfirmen verlieren an Macht und Alleinstellung, waren sie früher noch schützende Hand bzw. Aufbauhelfer, Promotion-Multiplikator und Geldgeber, verliert diese Dominanz langsam aber sicher immer weiter an Bedeutung. In Zeiten des Internets kann jeder Künstler mit viel Eigeninitiative und der richtigen Vernetzung sein eigener Chef sein, einigen ist bereits der Durchbruch jenseits der gewaltigen Maschinerie gelungen, wieder andere suchen sich Investoren außerhalb der Musikindustrie zur Finanzierung ihrer Musik. Doch prinzipiell steht jeder Musikschaffende irgendwann an einem bestimmten Reizpunkt: die professionelle und damit teure Produktion für den entscheidenden Schritt nach oben. Die Band Angelika Express hat nun eine möglicherweise geniale, aber zumindest pfiffige Idee dafür realisiert.

Seit wenigen Tagen bietet die Band auf ihrer Homepage eine so genannte Angelika-Aktie an. Die Idee dahinter ist schnell erklärt: Jeder Fan respektive Investor kann sich für 50€/Stück je eine oder mehrere Anteile am Projekt des neuen Albums sichern. Die Aktien sind auf 500 Stück limitiert, mit ihrer Hilfe will die Band die Produktionskosten von ca. 25.000 € finanzieren. Im Gegenzug erhält jeder Aktionär eine Gewinnbeteiligung, im Erfolgsfall erhalten die Band 20% und die Investoren 80% der Einnahmen nach Abzug der Kosten.

Ein simpler, aber durchaus cleverer Aktionsplan. Damit bei den Aktionären nicht der Eindruck entsteht, dass es sich bei der Angelika-Aktie um einen Promotiongag handelt, legen Angelika Express auf ihrer Homepage die Karten offen auf den Tisch. Jeder Aktionär erhält einen rechtlich anerkannten Vertrag über seine Investitionen, die Band arbeitet hier mit der auf Musikrecht spezialisierten Rechtsanwaltskanzlei Amann zusammen.

Somit bleibt unter dem Strich also noch die obligatorische Milchmädchenrechnung, schließlich will man als Anteilseigner auch wissen, wie die Erfolgsplanung des Projekts aussieht. Angelika Express rechnen es auf ihrer Homepage vor: „Sobald die Einnahmen 25.000 Euro übersteigen, also z.B. ab etwa 3.000 verkauften CDs + 1.000 Album-Downloads. Bei 6000 CDs + 2000 Downloads wird man also seinen eingesetzten Betrag ungefähr verdoppelt haben.“

Die Zeit wird zeigen, ob eine derartige Herangehensweise Erfolg verspricht. Für Fans und Sympathisanten der Band sicherlich eine tolle Aktion, wann bekommt man sonst schon einmal die Chance, seine musikalischen Helden (möglicherweise sogar gewinnbringend) zu unterstützen? Eben. Tolle Idee und möglicherweise eine clevere neue Strategie, die Musikschaffenden die Unabhängigkeit der Plattenindustrie erspart und eine stärkere Bindung zwischen Musiker und Fan erschafft.

Links:
Angelika Express Homepage | Rechtsanwaltskanzlei Amann