Interview mit The Rasmus-Sänger Lauri Ylönen

Nach kleiner künstlerischer Pause melden sich The Rasmus wieder zurück. Auf „Black Roses“ machen sie sich frei von der Last der Vergangenheit, schwören gängigen Formeln ab und wollen frei von der Leber weg musizieren. Sänger Lauri Ylönen erklärt, warum dieser Wandel unbedingt notwendig war.

Ihr seid für einige Zeit komplett von der Bildfläche verschwunden. War es wichtig, die Batterie neu aufzuladen?

Wir haben eine Auszeit gebraucht, auch wenn wir nicht untätig waren. Für uns war es erst einmal wichtig, die letzten Jahre zu verarbeiten und eine Art Standortbestimmung vorzunehmen.

Gab es gerade nach den großen Erfolgen wie "In The Shadows" einen gewissen Druck, als es zurück ins Studio ging?

Dieser Song hat uns in eine bestimmte Ecke gedrängt, aus der wir nicht so leicht herausgekommen sind. Wir wurden beinahe paranoid. Wenn wir schlechte Reviews gelesen haben, hat uns das stark beeinflusst. Das musste aufhören. Außerdem wurde aus dem Spaß, der es zu unseren Anfängen 1994 noch war, plötzlich ernst. Gerade das letzte Album ist nicht so gewesen, wie wir es wollten. Wir haben ein wenig in die Vergangenheit zurückgeblickt um zu sehen, was wir richtig gemacht haben und wie wir es wieder „richtig“ machen können.

Ihr habt an diesem Album mit Desmond Child gearbeitet. Wie ist diese Kollaboration zustande gekommen?

Wir haben über einen Freund ein Mail von ihm gelesen, in dem er uns sehr gelobt hat. Natürlich habe ich ihm sofort geantwortet, ich bin mit seinen Songs wie „Poison“ von Alice Cooper aufgewachsen. Mit ihm zu arbeiten war das Beste, was uns seit langem passiert ist. Außerdem haben wir einen ähnlichen Musikgeschmack, wir mögen dieselben Melodien und Harmonien. Es fühlt sich an, als würden wir ihn schon lange kennen, obwohl er 30 Jahre älter ist als ich.

"Black Roses" wurde im Ausland eingespielt, unter anderem in Nashville und auf der griechischen Insel Folegandros. Was hat euch in die Ferne gezogen?

Desmond Child und Michael Wagner – er hat das Schlagzeug aufgenommen und das Album abgemischt – arbeiten in Nashville. Ich nehme Musik gerne unterwegs auf, weil man dort als Band zusammen ist, alles gemeinsam macht und sich voll und ganz auf die Musik konzentriert. Folegandros ist diese Mini-Insel ohne Flughafen, man kann sie nur per Helikopter erreichen. Es gibt nur ein Hotel, in dem wir das Album geplant haben und guten, griechischen Wein getrunken haben. Wir haben dort eine Geschichte geschrieben, wo alle Songtitel Kapitel dieser Story waren. Es wurde das Grundgerüst erschaffen und dann die Musik dazu geschrieben. Man kann sagen, dass wir einen deutlich künstlerischen Ansatz verfolgen haben.

Worum geht es in dieser Geschichte?

Das Konzept aus einem Buch, das mir Desmond gegeben hat. Es ist ein Lehrbuch für Drehbuchautoren in Hollywood. Hier wird erklärt, dass alle großen Blockbuster die gleiche Struktur haben. Filme wie „Star Wars“, „Titanic“, „E.T.“ oder „Million Dollar Baby“ haben alle vier Kapitel – den Waisen, den Wanderer, den Krieger und den Märtyrer. Das war die Basis für dieses Album, das sich um mein Leben dreht. Ich muss voll und ganz hinter den Texten stehen, denn ich muss diese noch 20 Jahre auf der Bühne singen. Natürlich ist ein klein wenig Fiktion dabei, dazu kommen Geschichte von meinen Freunden. Das Ende ist noch nicht geschrieben, der Märtyrer ist nicht ausformuliert. So ist das auch in meinem Leben. Ich war ein Waise, war mein ganzes Leben der Wanderer und werde nun langsam zum Krieger, der die Welt erobert und sein Bier trinkt (lacht).

Lässt dieses offene Ende also für die Fortsetzung dieser Geschichte hoffen?

Genau. Ich habe schon viele Ideen für das nächste Album und kann nicht warten, damit anzufangen.

Die neue Single "Livin' In A World Without You" arbeitet stark mit elektronischen Elementen. Wird sich das auch auf dem Rest des Albums fortsetzen?

Das neue Album ist deutlich poppiger. Anstatt die Gitarren nur verzerren, haben wir Synthesizer verwendet, uns an Depeche Mode und Songs wie „Enjoy The Silence“ orientiet. Gleichzeitig ist es auch düster und mysteriös. Wir haben das nicht gewusst gemacht, es ist mehr oder weniger passiert. Als wir erste Demos aufgenommen haben, hatten wir nur Computer-Sounds zur Verfügung, weil wir on tour viel digital aufgenommen haben. In diesen Sound haben wir uns verliebt.

Was bedeutet der Albumtitel "Black Roses"?

Er funktioniert auf zwei Ebenen. Wir haben von unseren Fans schon immer schwarzen Rosen bekommen. Nun ist es an der Zeit, ihnen diese in musikalischer Form zurückzugeben. Außerdem nehmen schwarze Rosen eine wichtige Rolle innerhalb der Geschichte ein.

Ein neuer Sound birgt natürlich immer die Gefahr alte Fans zu verlieren. Wie präsent ist diese für dich?

Momentan ist für uns einfach nur wichtig, dass wir wieder befreit aufspielen können. Die Zukunft ist definitiv rosig für uns. Natürlich ist das neue Album ein Risiko. Es wird eine Fans vergraulen, andererseits neue bringen. Erfolg ist aber immer schön, er ist wie eine Droge. Du möchtest immer mehr davon, möchtest die Reaktionen der Fans aufsagen.

Ich danke dir für deine Zeit und wünsche dir und der Mannschaft alles Gute für "Black Roses".

Vielen Dank.