Staind – The Illusion Of Progress

(c) Chapman Baehler

Was Staind anfassen, wird in der Rock-Welt zu Gold. Für ihr Major-Debüt „Dysfunction“ gab es in den USA Doppel-Platin, mit „Break The Cycle“ ging man weltweit an die Spitze. Sechs Millionen verkaufte Einheiten, dazu zwei Genre-Evergreens mit „It’s Been Awhile“ und „Outside“ – kein Wunder, dass man mit sämtlichen Folgeplatten oben mitspielte. Auch wenn die wüsten Wutausbrüche der Vergangenheit angehören, auch auf „The Illusion Of Progress“  setzt es wieder Alt. Rock-Hymnen satt.

Im Vorfeld ließ Sänger Aaron Lewis mit der Aussage aufhorchen, das neue Album würde Elemente von Pink Floyd und klassischem Blues einbringen. Bevor man allerdings zu diesen neuen Ufern aufbricht, gibt es eine Menge klassischer Staind-Songs. Klar, die Jungs haben ihren Sound längst gefunden. Die Leadsingle „Believe“ hätte auch auf den beiden Vorgängern Platz gefunden, ist ein schwermütiger Rocker, der unter die Haut geht. Viel Platz ist dort aber nicht, schließlich haben sich „The Way I Am“ und „Pardon Me“ längst dort eingenistet. Der forsche Auftakt „This Is It“ tanzt beinahe aus der Reihe.

Wirklich gute Standards gibt es en masse, spannend wird es aber erst in der zweiten Hälfte. Die sauber gezupfte Ballade „Tangled Up In You“ ist einer der bewegendsten Staind-Songs aller Zeiten, spielt mit 70s-Flair und einem Hauch von Blues. „Raining Again“ steigert sich zu einem wahren Rockmonster. Sogar ein ausführliches Gitarrensolo findet statt. Am wenigsten konnte man wohl mit „The Corner“ rechnen, das nicht nur ordentlich seine Prog-Einflüsse geltend macht (hier tauchen also Pink Floyd auf), sondern Southern Rock mit einem Gospel-Chor veredelt. Klingt auf dem Papier widerspenstig, ist in Wahrheit aber ein echtes Highlight.

Auf „The Illusion Of Progress“ sind es die feinen Details, die zu beeindrucken wissen. Dass Staind gute, melancholische Rocksongs schreiben können, ist wahrlich nichts Neues. Ihre Prog- und Blues-Ausflüge – so geringfügig diese auch ausfallen mögen – sind allerdings erfrischend neu. Wer sich lieber an die Klassiker hält, bekommt als Bonus akustische Versionen von „Schizophrenic Conversations“ und „It’s Been Awhile“ geboten – hörenswert, wie auch der Rest des Albums.

VÖ: 05.09.2008
Roadrunner Records (Warner Music)
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