Pet Shop Boys – Yes

(c) Alasdair McLellan

Wenn es um klassische wie zeitgemäße Popmusik geht, sind die Pet Shop Boys nach wie vor eine der internationalen Top-Adressen, die eine Vielzahl an Trends und vermeintlichen Knicks überlebt haben. Neil Tennant und Chris Low haben sich auch für ihr neues Album „Yes“ wieder einiges einfallen lassen. Neben Smiths-Gitarrist Johnny Marr und Orchester-Arrangements aus der Feder von Owen Pallett (u.a. The Last Shadow Puppets) hat das Duo für drei Songs mit dem Produzententeam Xenomania (Girls Aloud, Sugababes) gearbeitet.

Dazu gehört unter anderem der Opener „Love Etc.“, zugleich auch erste Single. Ergebnis ist ein Wall of Sound, der mit den Produktionen von Trevor Horn gar nichts zu tun hat. Shouts, Chants, ungewöhnliche Moderne – die Pet Shop Boys wirken selten modern, sind dabei aber problemlos wieder zu erkennen. Auch die anderen Xenomania-Produktionen haben es in sich. „More Than A Dream“ lässt Tennants typisch gedoppelte Vocals in ein ungewohntes Umfeld treffen, dazu mischt man Rock-Ansätze mit den guten alten Zeiten. Das bittersüße „The Way It Used To Be“ mit Calvin-Harris-Ansätzen driftet dagegen ziemlich in Richtung Bedeutungslosigkeit ab.

„Yes“ fließt sehr angenehm, zeichnet sich durch ruhige bis frühlingshafte, freundliche und verdammt eingängige Songs aus. „Did You See Me Coming?“ erinnert etappenweise an Erasure, „King Of Rome“ ist pures, balladeskes Understatement. Immer wieder taucht Marrs Gitarre auf, die einzelne Passagen sauber akzentuiert. Gleichzeitig leben die Pet Shop Boys sehr ungewöhnlich, sei es das technoid stampfende „Building A Wall“ mit Sprechgesang oder „All Over The World“, das „Se A Vida É“ auf Tschaikowsky treffen lässt.

Wirklich großartig sind jedoch die Beteiligungen Owen Palletts. „Beautiful People“ wirkt durch seine Trademark-Streicher, die bereits die Last Shadow Puppets zu höchsten Höhen angetrieben haben, beinahe retro, baut sogar Swing-Ansätze ein, die an einen Robbie Williams erinnern. Daneben steht der dezent marschierende Abschluss „Legacy“ mit besonders entspannten Vocals, kaum merklichen Synthis, Fanfaren und Ballroom Blitz.

In vielerlei Hinsicht erfinden sich die Pet Shop Boys auf „Yes“ neu, setzen auf Gitarreneinsatz, ein angesagtes Pop-Produzententeam und den neuen Gott der Retro-Streicher, ohne dabei auf Trademarks zu vergessen. Dennoch hat das Album dank ein bis zwei Füllern den nötigen roten Faden, fließt angenehm und liefert Aufreger, Hits und Überraschungen. Reife Leistung – mit zunehmendem Alter kommen Tennant und Lowe scheinbar wieder zurück auf dem Thron. „Fundamental“ war mit Sicherheit keine Eintagsfliege.

VÖ: 20.03.2009
Parlophone (EMI Music)
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Pet Shop Boys – Love Etc.