Milow – Milow

(c) Pieter jele de Brue

Mit „Ayo Technology“ ist Jonathan Vandenbroeck, aka Milow, der ganz große Coup gelungen. Dank Milows Akustik-Version, darf der zwei Jahre alte 50 Cent Song grade seinen zweiten Chartfrühling erleben und hält sich bereits wochenlang in den Top 5. Dass sich der Singer-Songwriter aber nicht nur mit Coverhits einen Namen macht, ist Milows bereits 5-jähriger Musikerbiographie zu entnehmen, in der vor allem Erfolge in der flämischen Region Europas aufgelistet sind. Doch auch der Rest Europas giert nun nach mehr Material des 27-jährigen, weshalb mit dem selbstbetitelten Album „Milow“ eigens ein Querschnitt der beiden Longplayer „The Bigger Picture“ und „Coming Of Age“ zusammengestellt wurde.

Milows Musik lässt Erinnerungen an Lagerfeuerabende mit Gitarrenmusik und Geschichten in Form von Liedern aufkeimen. Viel zu erzählen hat Milow mit seinen insgesamt 15 Tracks, wovon jeder einzelne diese atmosphärische Besonderheit besitzt und für handgemachte, authentische Musik steht. Angenehmer als die Stimme von Milow, kann kaum eine zweite klingen. Er versteht es Emotionen zu transportieren, schafft so eine fast schon intime Bindung zu seinen Hörern und liefert somit schon einen Grund, warum seine Musik mehr als hörenswert ist. Im Detail klingt dass dann wie „You Don’t Know“, dass toll arrangiert sehr lebendig wirkt und über die träumerische Beziehung zu einer Frau erzählt.

Es sind die Geschichten die stets im Mittelpunkt stehen. Milows Popsongs sind pointiert, blühen in ihrer Bildsprache auf und überzeugen mit Feinheiten.  Der Travel-Song „Canada“ reißt einen mit über den großen Teich zu großem Vorhaben. „After Canada the USA is a piece of cake / All the sales records I’ll break“ – träumt Milow vom weltweiten Durchbruch und schildert sein ganz persönliches Erfolgsszenario, dass allerdings mit der humorvollen Erkenntnis „Maybe next year“ endet.

Immer wieder ist auch die Background-Stimme von  Nina Babet zu hören, die in einigen Songs für gelungene weibliche Akzente sorgt. Die stimmliche Kombination gelingt bei „Darkness Ahead and Behind“   ebenso gut wie in „Launching Ships“. Milows Songs sind oft im Balladen- bis Midtempobereich eingeordnet. Bei insgesamt 15 Tracks ist es da nicht immer ganz einfach die Spannung hoch zu halten, da es musikalisch bodenständig bleibt und der Variationsreichtum eher klein ist. Bei dem fast einstündigen Album bleiben Längen daher nicht aus, auch wenn die nicht immer gleich Langeweile bedeuten müssen. Songs wie „Stephanie“ oder „Dreamers And Renegades“ fallen nämlich dann doch aus der Reihe, da sie viel stärker instrumentiert wurden und mit Uptempo-Sound für Abwechslung sorgen, ehe beispielsweise „Herald Of Free Enterprise“ und „The Prist“ wieder zu Minimalismus und Atmosphäre zurück kehren.

Viele der 15 Songs entwickeln sich erst im Laufe mehrmaligen Hörens zum Anspieltipp. Findet man den ersten Hördurchgang vielleicht noch etwas träge, ist man überrascht, wie schnell man Zugang zum Album findet und schon nach kurzer Zeit aus einer Vielzahl von wirklich guten Songs auswählen kann. „One Of It“ hingegen ist einer der Songs, der gleich von Beginn überzeugen kann und den optimalen Einstieg mit drei wirklich eingängigen Nummern (darunter auch Ayo Technology) abrundet. Als stärkste Balladen zeigen sich zudem „Out Of My Hands“ und „The Ride“, die der beste Beweis dafür sind, wie Milow mit seiner Stimme Emotionen zum Leben erwachen lässt.

„Milow“ ist ein Album, auf das man sich einlassen muss, dann aber schnell zu begeistern weiß. Die einzelnen Songs sind oft sehr Situationsbezogen und nicht für jeden Anlass geeignet. Doch wer Gitarrensound, atmosphärische Stimmung und facettenreiche Geschichten mag, wird Milows Album lieben. Dank einer handvoll Songs, die auch schon auf Anhieb zünden, bietet der Longplayer durchaus weitere potenzielle Singleveröffentlichungen mit Erfolgsaussichten.

17.04.2009
B1 Recordi (Universal)
Milow @ Home | @ MySpace
Milows Album @ Amazon | @ musicload

You Don’t Know: