Kasabian – West Ryder Pauper Lunatic Asylum

(c) Hamish Brown

Zwei Jahre harte Arbeit stecken in „West Ryder Pauper Lunatic Asylum“, dem dritten Schlag von Kasabian. In ihrer britischen Heimat sind sie längst Stars und werden sogar von den kauzigen Gallagher-Brüdern gelebt, während es hierzulande immerhin zu einem beachtlichen Gefolge reicht. Gemeinsam mit Dan „The Automator“ Nakamura hat man einen wahnwitzigen Soundtrack für alle Fälle geschaffen.

Erster Akt ist „Underdog“, zugleich auch aktuelle Single und in einem Werbesport für einen Autohersteller zu finden. Hier schlägt man – ähnlich wie bei „Fast Fuse“ – am ehesten den Bogen zu den ersten Platten mit dicken, verzerrten Gitarrenwänden, Orgeleinsatz, Blues und leichtem Club-Flair. Sozusagen „Club Foot“ für 2k9, allerdings mit mehr Substanz. Dazwischen wartet das leidenschaftliche „Where Did All The Love Go?“, eine postmoderne Britpop-Hymne mit angenehmer Melancholie.

Langsam aber sicher beginnt dieses Album zu wachsen. Das semi-akustische „Thick As Thieves“ erinnert ein wenig an Beatles auf Erdbeerfeldern. „West Ryder Silver Bullet“ hingegen erweitert den Soundtrack-Begriff – ein Liebespaar (den weiblichen Counterpart mimt die „Sin City“-Darstellerin Rosario Dawson), das in Richtung Sonnenuntergang rast. Dahinter wartet „Vlad The Impaler“, ein verstörender Tanzflächenfeger mit Prodigy-Charme. „Secret Alphabets“ pendelt zwischen Melancholie und Psychedelia, während das verspielte „Fire“ und die großartige Ballade „Happiness“ mit Gospel-Chor und dicker Sonnenbrille dieses Machwerk stilvoll abrunden.

Kasabian entfernen sich ein Stück weit von ihrem bisherigen Output und auch nicht. „West Ryder Pauper Lunatic Asylum“ erinnert vor allem in seinem großspurigen, mit Distortion belasteten Auftakt an die Anfangszeiten des britischen Vierers, der längst über Glam, Psychedelia, Blues und Acoustic seinen eigenen Platz im Britpop-Feld gefunden hat. Ergebnis ist ein faszinierendes Album ohne Längen als Soundtrack für schwer atmende Gehirnwindungen. Mit anderen Worten: großes Kino.

VÖ: 05.06.2009
Columbia Records (Sony Music)
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