Aviv Geffen – Aviv Geffen

(c) Kevin Westenberg

Aviv Geffen ist ein Superstar. Zumindest in seiner Heimat Israel, wo er bislang elf Studioalben veröffentlicht hat. Er ist das, was man einen unbequemen Künstler nennt: Friedensaktivist, Jugendidol, Wehrdienstverweigerer. In unseren Breitengraden ist er allerdings nur ein Insider-Tipp, am ehesten noch durch seine Arbeiten mit Steven Wilson (Porcupine Tree) als Blackfield bekannt. Nun veröffentlicht Geffen sein erstes englischsprachiges Album, schlicht und ergreifend „Aviv Geffen“ betitelt.

Liebe, Glück, eine schwierige Kindheit, Verzweiflung, Alkohol- und Rauschgiftmissbrauch, Krieg, Tod und Verlust – Geffens Leben und seine Erfahrungen stecken in jeder Note, in jeder Silbe dieses Albums. Besonderen Stellenwert nimmt „It’s Cloudy Now“ ein, das er bereits 1993 geschrieben hat. Der Song über die desillusionierte Jugend Israels gilt seither als sein Markenzeichen. Aber auch das relativ kurze, sehr einfach instrumentierte „Heroes“ bleibt hängen – eine Friedensbotschaft, eine Aufforderung an die Mütter der Welt, ihre Söhne nicht in den Krieg ziehen zu lassen.

Wie so viele andere zuvor hat auch Geffen einen Song über die deutsche Hauptstadt im Gepäck. „Berlin“ thematisiert eine Liebesgeschichte mit dezentem Keyboard-Einsatz und warmem Basslauf. Daneben steht der kraftvolle Einstieg „Black & White“, zugleich auch die aktuelle Single. Hier nähert sich der Maestro großspurigem Britpop der neuen Schule an. Coldplay und Konsorten lassen grüßen. Dabei verwundert es nicht, dass unter anderem Ken Nelson (Coldplay) für die Produktion dieses Albums verantwortlich ist.

Könnte man Aviv Geffen für sein englischsprachiges Debütalbum einen Vorwurf machen, dann ist es einzig die Länge selbigens – 35 Minuten reichen nicht, um diesen Künstler kennen zu lernen. Die Erfahrung ist aber eine intensive zwischen klassischen Singer/Songwriter-Qualitäten, Pop, Rock und Electro-Ausflügen, ja sogar einem typischen Blackfield-Song („The One“). Großes Kino von einem Protagonisten der internationalen Musikwelt.

28.08.2009
Mars Records (Rough Trade Distribution)
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