Juliette Lewis – Terra Incognita

(c) Roadrunner Records

Für Juliette Lewis bahnt sich ein Neustart an. Ihre Band The Licks hat die Schauspielerin hinter sich gelassen, um sich einer neuen musikalischen Vision zu widmen, die gemeinsam mit Produzent Omar Rodriguez-Lopez (The Mars Volta) realisiert wurde. So klingt „Terra Incognita“ sehr abwechslungsreich, rockt und poppt, versteckt sich aber auch nicht vor Bombast.

Höchst faszinierend balzt die Lewis auf „Romeo“. Überraschend süßlich, beinahe samten klingt sie nach kurzem Intro. Das Arrangement hingegen weist – nicht zum letzten Mal auf diesem Album – auf die 70er Jahre her. Dort ist auch der wahnwitzige Bluestrack „Hard Lovin‘ Woman“ angesiedelt. Nur mit einer stark verzerrten Gitarre begleitet, röhrt die gute Frau ihr Leid in die Welt, croont und windet sich. In dieser Intensität hat man das zuletzt von einem Robert Plant gehört. Aber auch das etwas eingängigere „Suicide Dive Bombers“ und der druckvolle Titeltrack „Terra Incognita“ passen in diese Liga.

Nicht rechnen konnte man mit „Ghosts“, tatsächlich gruselig angelegt. Die Gitarrenarbeit erinnert an Omar Rodriguez-Lopez, das Latin-Feeling ebenso. Ganz großartig ist auch „Female Persecution“, das perfekt in das Repertoire von The Mars Volta gepasst hätte. Abseits des mystisches Flairs („L’Via L’Viaquez“ lässt grüßen) packen die ausufernden Soli und die druckvollen, ebenso eigenwilligen Drums fest zu, schütteln durch und setzen schroff wieder ab – was ist denn da passiert? Das gilt auch für „Noche Sin Fin“, eine zügellose Rockhymne, die sich alle progressive Freiheiten herausnimmt und gen Sonnenuntergang reitet.

Natürlich ist Juliette Lewis der wahre Star auf „Terra Incognita“. Sie flüstert, keift, singt, beißt, röhrt, leidet, säuselt – ein beeindruckendes Spektrum, das dem überaus abwechslungsreichen Material gerecht wird. Led Zeppelin, The Who und The Mars Volta treffen auf Anouk, Screamin‘ Jay Hawkins und K’s Choice – sprich gewaltiger Rock zwischen Bombast, Erdigkeit und progressivem Wahnsinn, dabei aber immer von einer Prise Blues und Pop durchzogen. Das erste „Soloalbum“ der Lewis passt wie die sprichwörtliche Faust aufs Auge.

VÖ: 28.08.2009
Roadrunner Records (Warner Music)
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Juliette Lewis @ Myspace