Whitney Houston – I Look To You

(c) Sony Music

Rüpel-Ehe, Drogensucht und Misserfolge, aber Britney Spears ist nicht in Sicht? Macht nichts, sprechen wir halt über Whitney Houston. Die letzten zehn Jahre haben es mit der einst so erfolgreichen Soul-Diva nicht gerade gut gemeint. Doch seit der Ankündigung eines neuen Albums im März 2007, trippelt die Balladen-Fraktion eifrig mit den Füßen. Diesen Sommer hat das Warten also ein Ende. „I Look To You“ heißt das nunmehr sechste Studioalbum, das in Zusammenarbeit mit namenhaften Produzenten und Künstlern (u.a. R. Kelly, Akon & StarGate) entstand.

„I Look To You“ bietet insgesamt 11 Tracks, die hauptsächlich aus Balladen, aber auch Mid- und Uptempo Popsongs bestehen. So ist die Leadsingle „Million Dollar Bill“ überraschenderweise eine recht frische und tanzbare Discopop-Nummer, hinter der sich mit Alicia Keys eine weitere Soul-Größe als Texterin zu erkennen gibt. Der groovend stilsichere Song lässt zudem eine etwas tiefere und rauere Stimme erklingen, als man sie von früheren Tracks vielleicht gewohnt ist. Damit steht „Million Dollar Bill“ exemplarisch für zehn weiteren Songs, die zeigen, dass Whitney Houston 2009 anders, aber nach wie vor gut und vertraut klingt. Mit der StarGate Produktion „Call You Tonight“ fällt schon kurz darauf ein weiteres Highlight des Albums auf. Eine harmonische Midetempo-Nummer, die von entspannter Atmosphäre und lässiger Melodie getragen wird. Zurückhaltend und doch auffällig.

Die erste klassische Whitney-Ballade trägt den Namen des Albums und beinhaltet alle klischeebeladenen Attitüden des Genres. Balladen-Fans wird schnell warm ums Herz, allen anderen eher Flau in der Magengegend. Mann muss Songs wie diesen mögen oder sich zumindest in einer dieser Situationen befinden, bei dem die sanften Töne die genau richtigen sind. „A Song For You“ schlägt zunächst exakt die gleiche Richtung ein, entwickelt sich dann jedoch überraschend zu einer schnelleren Pop-Nummer. Authentische Lyrics stehen hier ebenso im Vordergrund wie bei  „I Didn’t Know My Own Strength“, der wohl stärksten Piano-Ballade des Albums. Dass der Song auf Anhieb überzeugt verwundert kaum, schließlich zeigt sich mit Diane Warren eine erfolgreiche Weggefährtin verantwortlich. Kraftvoll und glaubhaft singt Whitney Houston über eine schwere Lebenskrise und verarbeitet damit wohl vor allem die letzten zehn Jahre ihrer Karriere. Klangvoller Instrumenteneinsatz und die Reduzierung auf das musikalisch wesentliche machen „I Didn’t Know My Own Strength“ zu einem glanzvollen Hinhörer.

Vor Akons „Konvict“ Intros konnte sich auch „I Look To You“ nicht in Sicherheit bringen. Immer dann wenn der amerikanische Star-Produzent am Werk ist, drängt er sich den Hörern gleich zu Anfang seiner Produktion auf. Mit „Like I Never Left“ und „I Got You“ gleich zwei Mal der Fall. Trotz allem versteht der Mann sein Werk. Vor allem „Like I Never Left“ dürfte als Song mit dem größten Erfolgspotenzial gelten. Dass Duett erfüllt alle Anforderungen an eine moderne R’n’B Ballade und überzeugt vor allem mit seinem eingängigen Refrain. Akon und Whitney harmonieren gut und lassen einen facettenreichen und sehr radiotauglichen Pop-Song entstehen.

Von den vier übrig gebliebenen Songs kann sich keiner in die erste Reihe drängen, auch wenn sich kein Komplettausfall unter ihnen befindet. Allgemein ist die Qualität auf „I Look To You“ somit recht hoch. Die schnelleren Songs bilden einen guten Kontrast zu den klassischen Balladen, wodurch das Album trotz balladesker Schlagseite recht abwechslungsreich bleibt. Die verschiedenen Produzenten haben anspruchsvolle und qualitativ ansprechende Songs abgeliefert, die teilweise auch durch gut getextete Lyrics überzeugen. Stimmlich überzeugend ist „I Look To You“ sowieso. Die Weichen für ein erfolgreiches Comeback sind also gestellt. Bleibt nur noch abzuwarten ob es gelingt, alte und neue Fans nach so langer Wartezeit zu mobilisieren.

Vö: 28.08.2009
Arista Usa (Sony Music)

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