Muse – The Resistance

(c) Danny Clinch

Nach zehn Jahren buddeln sind Muse zur Stadionrockband geworden. Ihr „Black Holes And Revelations“ war ein kleines Meisterwerk, ihr Live-Set „HAARP“ eine Offenbarung an Bombast, Schweiß und elektronisch aufgeladenem Rock’n’Roll. Nun, das zählt jetzt nichts mehr, denn das neue Album „The Resistance“ muss eben jenes schwere Erbe antreten und die hohen Erwartungen erst einmal erfüllen.

Bereits bestens bekannt ist die eröffnende Vorabsingle „Uprising“, die laut Sänger Matt Bellamy Fußball-Hooligans Protestchöre gegen Banker und die Finanzkrise anstimmen lässt. „We will be victorious“ lautet das Credo dieser eingängigen, tanzbaren und radiotauglichen Hymne, die den Bogen zum letzten Album schlägt. Dahinter wartet „Resistance“, der große Hit. Fängt zunächst unscheinbar an, baut auf relativ unscheinbare Backings. Und dann ist da dieser Refrain, ein für Muse typischer Orgasmus. Hammer, Amboss und Steigbügel explodieren zugleich, die E-Gitarre übernimmt die Führung. Ebenfalls nicht zu verachten: die trancige Bridge.

Neu im Muse’schen Repertoire sind die stärkeren RnB-Anleihen. „Undisclosed Desires“ und „I Belong To You“ lehnen sich deutlich an US-Produktionen an, schließlich steht die Band auf Timbaland und Konsorten. Gerade diese ungewöhnliche, überaus beateske und simplifizierte Herangehensweise kann verschrecken, wird erst nach mehreren Durchläufen nachvollziehbar und passt schließlich ebenso auf „The Resistance“, wie das bombastische „United States Of Eurasia“ (Queen + Led Zeppelin = Bombast galore) und der abgedrehte Kahlschlag „Unnatural Selection“, der den riff- und testosterongesteuerten Wahnsinn von „Origin Of Symmetry“ aufgreift und weiterentwickelt.

All das wird jedoch von einer beinahe 13minütigen Symphonie in den Schatten gestellt, dem dreiteiligen Opus Dei „Exogenesis“. Ob Streicher, Synthesizer, RnB, bombastischer Rock, Hendrix-Solo oder schwer atmendes Klavier – Muse in vollendeter Form. Dennoch stellt sich die Frage, ob „The Resistance“ tatsächlich das neue, ultimative Muse-Album ist – nicht gerade eine neue Diskussion.

Die Antwort: Möglicherweise, wenn man ihm Zeit gibt. Im Prinzip ist hier alles dabei: die offensichtlichen Hits, der Riff-Wahnsinn, der Bombast, die Symphonie, die Elektronik, der Funk, das Roboten. Selbst wenn „The Resistance“ nicht so sperrig ist, wie es vielleicht „Origin Of Symmetry“ war – Slowfood darf man sich nicht erwarten. Viel mehr ist es ein Kopfhöreralbum, das wachsen und gedeihen will, das sich sogar eine kleine Karriere-Retrospektive erlaubt. Heute schon ein gefühltes Überalbum. In zwei bis drei Jahren möglicherweise ein Klassiker.

VÖ: 11.09.2009
Helium 3 (Warner Music)
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