Dizzee Rascal – Tongue N‘ Cheek

(c) Universal Music

Grime ist in Deutschland maximal eine Randerscheinung, dennoch chartet Dizzee Rascal. Liegt wohl daran, dass die düsteren Raps ein wenig beiseite geschoben wurden, um ein amtliches Partyalbum zwischen Soul und Dance aufzunehmen. Tatsache, „Tongue N‘ Cheek“ ist eine Platte für die Clubs, für Ibiza und die stillen Stunden danach.

Am Anfang steht „Bonkers“, die Kollaboration mit Armand van Helden. Schneidende Synthis, wüste Bassline und Rascals paradoxe Raps, garniert mit einem kunterbunten Video – ein Hit. Das gilt auch für die aktuelle Single „Holiday“, eine von zwei Calvin-Harris-Produktionen (neben dem bestens bekannten „Dance Wiv Me“, interessanter in einer kürzeren Version als auf Harris‘ parallel erscheinendem Artistalbum). Dritter prominenter Knöpfchendreher ist Tiësto, dessen „Bad Behaviour“ eigentlich gar nicht nach ihm, sondern äußerst urban und raplastig – von der schneidenden Bassline abgesehen – ausfällt.

Als kommende Single ist „Dirtee Cash“ im Gespräch, das auf einem Sample von Shy FX basiert. Klingt entsprechend retro, der Gesang fügt sich nur bedingt in dieses widerspenstige Stück Musik ein. Aber auch so ist „Tongue N‘ Cheek“ nicht der erhoffte große Wurf, denn das Gefälle hinter den Singles ist groß. „Can’t Tek No More“ mutet wie ein planloser Reggae- / Dancehall-Ausflug an, während das soulig-neongrelle „Freaky Freaky“ zu viel Weichspüler gesoffen hat.

Dann doch lieber „Money, Money“, ein relativ klassischer Rascal-Banger mit dezent elektronischen Einflüssen, fantastischem Flow und der vertonten Zukunft aus der Vergangenheit. Das hat Dizzee Rascal groß gemacht, das fehlt auf „Tongue N‘ Cheek“. Zwar ist die Idee eines Partyalbums interessant, allerdings bedeutet das viel mehr, dass es einige wenige – sauber auf Albumlänge verteilte – Eckpunkte zum Tanzen und ansonsten zumeist eher bedeutungslose Hintergrundmusik zum Cocktails kippen gibt. Schade für einen großartigen Künstler, der eigentlich wesentlich mehr kann und dessen messerscharfe Raps schlicht und ergreifend fehlen.

VÖ: 25.09.2009
Dirtee Stank Recordings (Universal Music)
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