DJ Hero – Testbericht

Beatbeka als DJ Hero

Seit vor etwa einem Jahr erste Gerüchte um eine DJ-Edition des Kassenschlagers „Guitar Hero“ aufkamen, stieg mit der Neugierde auch die Skepsis. Kann das funktionieren? Kann man das coole DJ-Feeling in ein Konsolengame transportieren? Und kann man das Spielprinzip am Ende tatsächlich mit echtem Auflegen vergleichen? Auf der Gamescom in Köln vor wenigen Wochen gab es bereits erste Antworten. Dort durfte man an einem schicken DJ-Pult mit tanzendem Gogo-Girl an der Seite erste Versuche wagen. Nun ist „DJ Hero“ von Activision offiziell im Handel erhältlich und eins sei vorweggenommen: Das Gogo gehört offensichtlich nicht zur Grund-Ausstattung. Schade…

Abgesehen davon hat „DJ Hero“ aber eine ganze Menge zu bieten. Ähnlich dem Spielprinzip des Gitarren-Vorgängers geht es hauptsächlich darum, die farbigen Tasten auf dem Controller zum richtigen Zeitpunkt zu drücken. Dieser besteht hier aus einem äußerst schicken kleinen Plattenteller, inklusive einer Mix-Einheit. Anstelle der fünf Tasten auf der Gitarre gibt es auf dem Turntable zwar nur drei, dafür reicht es nicht, diese einfach nur zu drücken. Nein, man muss den Teller dabei vor und zurückbewegen, sprich: scratchen – und das nicht zu knapp! Man merkt schon: Bei „DJ Hero“ geht es weniger um den elektronischen Discjockey, der sich um perfekte Übergänge zwischen den Tracks Drei Tonspuren zeigen den Wegbemüht. Das Spiel orientiert sich viel mehr am verspielten HipHop-DJ, der zwei Tracks zu einer neuen Nummer, quasi einem Bootleg verwandelt. Damit das gelingt braucht man vor allem den Crossfader, mit dem man von einem in den anderen Song springen oder beide parallel laufen lassen kann. Natürlich wird auch hier der richtige Zeitpunkt auf dem Bildschrim vorgegeben. Selbst richtig kreativ sein und frei wählen kann man also leider nicht. Als Ausgleich gibt es dafür aber eine Reihe Zusatzeffekte wie zum Beispiel eine Euphorie-Funktionen, einem Filter-Rädchen und Sample-Funktionen, die dann so richtig DJ-Feeling aufkommen lassen. Und so fühlt man sich tatsächlich wie eine coole Sau, die zunehmende in Stress gerät, wenn sie den Fader, die Knöpfe, den Plattenteller und den Drehregler gleichzeitig kontrollieren muss.

Geschickt und gleichzeitig bemerkenswert ist die Songauswahl: Für „DJ Hero“ hat man sich bei weitem nicht nur an elektronischen Titel orientiert. In der Titelliste kann man gleichermaßen aus Dance, HipHop, Rap und sogar dem einen oder anderen Rock-Song wählen. Auch an der Aktualität der Songs gibt es nichts zu meckern: So trifft Kid Kudis „Day’n’Night“ auf „Boom Boom Bow“ der Black Eyed Peas und Queens „We Will Rock You“ auf Daft Punks „Robot Rock“. Auch the Killers mit „Someboday Told Me“ und Rihannas „Disturbia“ geben eine tolle Mischung ab, während Tears For Fears „Shout“ mit Eric Prydz „Pjanoo“ zum Tanzflächenfeger wird. Die erzeugten Mixe sind allesamt verblüffend gelungen und exklusiv nur auf „DJ Hero“ erhältlich. Außerdem gibt es erstellte Set-Listen von Künstlern wie Jay-Z, Grandmaster Flash, DJ Shadow, DJ Jazzy Jeff oder Daft Punk. Wer sich durch fleißiges Auflegen alle 93 Songs freigespielt hat und über eine onlinefähige Konsole verfügt, der kann sich außerdem weitere Setlisten aus dem Netz laden. So steht in wenigen Tagen zum Beispiel ein Set von David Guetta zum Download bereit, dass mit aktuellen Songs wie „When Love Takes Over“ und „Sexy Bitch“ lockt.

Der Controller: ein Turntable„DJ Hero“ zu spielen macht einfach Spaß und liefert genau das richtige Tool für alle, die sich schon immer mal als DJ fühlen wollten, gerne aktuelle Musik in neuen Versionen hören oder einfach gerne ihre Reaktion austesten. Die Songs werden vom Schwierigkeitsgrad zunehmend schneller und anspruchsvoller und wer beim Set von Daft Punk bestehend aus sieben Songs der Formation mit mehr als drei Sternen abschließt, der kann sich wahrlich ein „Hero“ nennen. Aber selbst wer nicht so begabt ist, für den bietet „DJ Hero“ einen Einsteiger-Modus, in dem man praktisch nur irgendeine Taste im Takt drücken muss. Also keine Angst und ran an den Turntable! Die graphische Umsetzung ist nett, tut aber wenig zur Sache und auch, das man seinen gewählten DJ-Charakter mit freigespielten Errungenschaften neu einkleiden und ausstatten kann ist eher eine nette Ergänzung. Eine Bereicherung ist auf alle Fälle aber der Mehrspieler-Modus in dem man sich online oder auch an einer Konsole mit Freunden zu einem DJ-Battel treffen kann. Es gibt sogar die Möglichkeit die Guitar Hero-Gitarre und ein Mikrofon dazuzuschalten, um gemeinsam zu musizieren. Einen Tisch für den DJ-Controller sollte man für „DJ Hero“ allerdings auf alle Fälle in Reichweite des TVs haben. Damit es daran nicht scheitert, bietet Activision aber auch eine „Renegade Edition“ inklusive eines ausklappbaren DJ-Pultes an. Nach einer Edition mit Gogo – zur Not auch virtuell – sucht man allerdings bisher noch vergeblich…

„DJ Hero“ @home | @Amazon