Saint Lu – Saint Lu

(c) Olaf Heine

Als Prophet(in) im eigenen Land hat man es oftmals schwer. Luise Gruber musste aus ihrer österreichischen Heimat fort, um sich weltoffen der eigenen Musikkarriere widmen zu können. Bei der Casting-Show „Starmania“ (das Austro-Äquivalent zu DSDS) flog sie schon relativ früh raus, doch in Berlin konnte sie sich als Saint Lu sogar einen Majorvertrag krallen. Und das mit markantem Organ: Ihre Performance auf „Saint Lu“ erinnert immer wieder an eine gewisse Anastacia.

Kernöl kann es nicht gewesen sein – im oberösterreichischen Wels schon gar nicht – mit dem Lus Stimme bearbeitet wurde. So viel Dreck, Kraft und Soul erwartet man eher von einer Tina Turner – was für ein unglaubliches Organ! Von diesen Qualitäten konnte man sich bereits bei der Vorab-Single „Don’t Miss Your Own Life“ überzeugen, einem klassischen Rocksong mit einem Hauch von Funk. Überhaupt hat sich die junge Österreicherin voll und ganz den Gitarren verschrieben. Man beachte vor allem das energische „Ankle-Biter“ und das jamlastige „I Say Yeah, You Say No“, dessen Frage-Antwort-Spiel stark an Led Zeppelins „Black Dog“ erinnert – sicherlich nicht die schlechteste Referenz.

Was das Debütalbum „Saint Lu“ so stark macht, ist seine Ausgewogenheit. Neben besagten (Blues-)Rock-Granaten funktionieren auch das schwülstige „Love Song“, das funkige „What Is That Love?“ (Frau Heinzmann, hören Sie diesen genialen Refrain?) und die sehnsüchtige Halb-Ballade „Memory“. Besser als mit dem beschwingten „Mister Blow“ könnte man die Platte auch kaum beschließen. Lebendig, frisch, unerhört retro und doch so eigenwilligen. Luise Gruber, pardon, Saint Lu behauptet sich und beweist: es muss nicht immer Retorte sein. Manchmal setzt sich Qualität eben doch durch.

VÖ: 20.11.2009
Warner Music
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