Madsen – Labyrinth

Nach drei Album, so die allgemeine Annahme, ist eine Band längst über den Berg. Die mittlerweile zum Quartett geschrumpften Wendländer Madsen haben die Indie-Rock-Landschaft längst im Griff und wollen jetzt mehr. Ihre vierte Platte „Labyrinth“ klingt größer, wüchtiger und allumfassender als seine Vorgänger – eine Wanderung auf einem schmalen Grat zwischen Genie und Wahnsinn.

Der eröffnende Titeltrack „Labyrinth“ wirkt überambitioniert bis in die Haarspitzen. Parallelen zu „Bohemian Rhapsody“ und den Mini-Epen von Green Day kommen nicht von ungefähr. An diesen Sechsminüter muss man sich erst gewöhnen – die Anleihen bei erwähnten Größen sind doch sehr stark ausgefallen. Auf der anderen Seite wurden sämtliche Peinlichkeiten hinten angestellt – Songs wie die erste Single „Lass die Liebe regieren“ wagen sich bedrohlich nahe gen Schlager-Gefilde. Entwaffnend ehrlich – „Schön, dass du wieder da bist“ und „Obenunten“ kriegen die Kurve nicht.

Quasi im Vorbeigehen rechnen Madsen mit der Großstadt ab („Berlin“), begeben sich auf große Reise („Moped“) und widmet sich derbe angepunktem Hardcore („Blockade“). Roter Faden ist wohl am ehesten die Stimme des rekonvaleszenten Sängers Sebastian Madsen, der sogar die Stadion-Hymne „Sieger“ (die Sportfreunde Stiller lassen grüßen) halbwegs unpeinlich zu gestalten vermag.

Tatsächlich ist „Labyrinth“ das bislang schwierigste Madsen-Album. Das Quartett versucht immer wieder seinen Indie-Wurzeln zu entfliehen, verheddert sich dabei aber gelegentlich in prätentiöser Großspurigkeit und schlagerhafter Gefühlsduselei. Zwischen diesen Extremen beweisen die Wendländer immer noch ihr Händchen für Hits und gute Ideen. Es mangelt nur gelegentlich an der Konstanz, an den ganz großen Momenten. Identität v2.0 – zumindest bleiben Madsen spannend.

VÖ: 23.04.2010
Vertigo Berlin (Universal Music)
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