Monrose – Ladylike

Wenn eine „Popstars“-Formation ihr viertes Album veröffentlicht, sagt das eigentlich schon alles aus. Monrose zählen zum kleinen Kreis der Langzeitüberlebenden von Castingshows und sind in der nationalen Popszene gut etabliert. Für die Arbeiten an „Ladylike“ nahmen sich Bahar, Mandy und Senna daher auch erstmals knappe zwei Jahre Zeit. Gefährlich lange für das schnelllebige Geschäft, doch ein international produzierter und noch reiferer Sound war ihnen das Risiko offenbar wert.

Zunächst machen Monrose jedoch da weiter, wo sie auf ihrem Electro-lastigen Vorgängeralbum „I Am“ aufgehört haben. Nach einem Acapella-Intro steigert sich der Opener „This Is Me“ zu einer eingängigen Dancepop-Hymne, die so europäisch klingt, dass man sie sich auch beim Song Contest vorstellen könnte. Trotzdem ein starker Auftakt. „Superstar DJ“ pumpt munter weiter, beginnt mit trashigen Synthis und aufdringlicher Hookline allerdings schnell zu nerven. Die Leadsingle „Like A Lady“ macht ihre Sache schon wesentlich besser und überzeugt als zeitgemäß verpackter, typischer Monrose-Ohrwurm mit tanzbaren Beats und der nötigen Portion Coolness. Letztere bringt auch die wabernde, wenn auch recht schwerfällige Downtempo-Nummer „Don’t Take It Personal“ mit, die den ruhigeren Mittelteil einläutet.

Der RnB-orientierte Midtempo-Titel „Doing Fine“ kann mit Rhythmuswechseln und starken Stimmen punkten. Dynamisch, modern, durchaus international. „Definition Of A Woman“ bringt danach groovigen Soul ins Spiel, während die luftige Akustikballade „Love Must Carry On“ an das Debütalbum „Temptation“ erinnert. Die Rolle des klassischen Schmachtfetzens nimmt „Breathe You In“ ein. Klavier, Herzschmerz, Tonartwechsel – an alles wurde gedacht, im Endeffekt ist es leider doch nur ein ziemlich kitschiger Versuch, die Vorzeigeballade „What You Don’t Know“ aufzuwärmen. Beim lateinamerikanisch angehauchten „All Or Nothing“ hapert es am – milde formuliert – gewöhnungsbedürftigen Gesang, und auch das geschmeidige, eigentlich charmante „No No No“ will nicht so recht in Fahrt kommen. Der letzte Kick fehlt.

Hat man den geballten (und strategisch fragwürdigen) langsamen Block überstanden, wird man mit zwei weiteren Electro-Uptempo-Nummern belohnt, bei denen Monrose ihre Stärken ausspielen können. „Catwalk V-O-G-U-E“ klingt flott und stylish, nur melodisch nicht komplett ausgereift. Das Highlight, „Mono“, kommt zum Schluss: ein ausgezeichneter Club-Track mit verzerrten Vocals und futuristischem Instrumental. Hier klingt die Produktion sogar so international, dass sie auch auf den letzten Alben von Britney, Gaga & Co. vertreten sein könnte. Davon hätte man gern mehr gehört. Wer dann zwei Minuten wartet, wird immerhin noch von einem Hidden-Track überrascht. Bei „I Surrender“ (B-Seite von „Like A Lady“), einer Pop/Rock-Ballade, beweisen Bahar, Mandy und Senna, dass sie tatsächlich gute Sängerinnen sind.

Der vierte Streich von Monrose hinterlässt einen durchwachsenen Eindruck. Positiv: Offenbar haben sie sich die Presse- und Fankritiken zu Herzen genommen und die elektronischen Elemente gegenüber „I Am“ deutlich heruntergeschraubt. Fraglich: Ob ein höherer Anteil mittelklassiger Midtempo-Stücke wirklich die bessere Alternative ist? Die Hits des Albums sind jedenfalls „Like A Lady“, „Mono“, „This Is Me“ und „Doing Fine“ – kurzum, vor allem die dancigen, modernen Titel. Wahrscheinlich hätte eine gemischtere Tracklist sogar ein ganz anderes Gesamtbild ergeben, denn sieben langsame, eher unauffällige Nummern am Stück waren einfach keine gute Idee. Dank vereinzelter Ausreißer nach oben ist „Ladylike“ zwar doch noch ein passables Album, allerdings hätte man nach fast zweijähriger Pause schon ein bisschen mehr erwartet.

VÖ: 11.06.2010
Starwatch Music (Warner Music)
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