Rage Against The Machine – The Collection

Jahrelang war die prestigeträchtige Weihnachts-Nummer-Eins der britischen Single-Charts fest in den Händen der Cowell’schen „X Factor“-Mafia. Joe McElderry sollte mit „The Climb“ kein Problem haben diese Serie fortzusetzen. Right? Nuh-uh, denn durch eine Internet-Aktion erhielten die reformierten Rage Against The Machine mit „Killing In The Name“ den Platz an der Sonne. Die Popularität der Miterfinder des Crossover-Sounds ist nach wie vor ungebrochen. Sony Music präsentiert nun sämtliche RATM-Alben in Form des Boxsets „The Collection“. Zeit für einen kleinen Rückblick über die illustre Karriere des US-Rap-Metal-Vierers.


Rage Against The Machine (1992)
Ein Album wie ein Nackenschlag, eine regelrechte Erschütterung der Musikindustrie. Im November 1992 erschien das selbstbetitelte Debütalbum von Rage Against The Machine, nur ein Jahr, nachdem sich Zack de la Rocha, Tom Morello, Tim Commerford und Brad Wilk zusammengefunden haben. Von der ersten Sekunde ihrer Karriere an geht es um Widerstand, um die Aktivierung des eigenen Geistes. Das Motiv des sich selbst verbrennenden Mönches Thích Quàng Dúc hätte passender kaum gewählt sein können. Mit dabei: „Bombtrack“, „Bullet In My Head“, „Killing In The Name“ und „Know Your Enemy“ (mit einem jungen Maynard James Keenan als Gastsänger).

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Evil Empire (1996)
Erst 1996 gab es neues Material von Rage Against The Machine. „Als Evil Empire“ bezeichnete Ronald Reagan die ehemalige Sowjetunion. Für Morello und Konsorten bedeutete dieses Album eine Nummer Eins in den Staaten, einen Grammy für „Tire Me“ und weitere Nominierungen für „Bulls On Parade“ und „People Of The Sun“. Der Sound war ein wenig entspannter, bemühte den Groove über brachiale Energie. Kurze Zeit später supportete man U2 und ging mit Wu-Tang Clan und The Roots aus US-Tournee. Split-Gerüchte hielten sich weiterhin hartnäckig.

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The Battle Of Los Angeles (1999)
Kaum zu glauben, dass das letzte reguläre Studioalbum von Rage Against The Machine bereits elf Jahre auf dem Buckel hat. „The Battle Of Los Angeles“, stark von George Orwells „1984“ beeinflusst, war der vorläufige Höhepunkt der Rage’schen Popularität. Die Videos zu „Testify“ und „Sleep Now In The Fire“ wurden vom umstrittenen Dokumentarfilmer Michael Moore abgedreht, während sich de la Rocha zu „Guerrilla Radio“ zwischen Näherinnen und deren Mindestlohn einnistet. Noch im selben Jahr erschien „Wake Up“, ein exklusiver Non-Album-Track, auf dem „Matrix“-Soundtrack. Eine geplante Tour mit den Beastie Boys musste abgesagt werden.

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Renegades (2000)
Am 18. Oktober 2000 gab Zack de la Rocha – als komplizierter Charakter verschrien – seinen Ausstieg bei Rage Against The Machine bekannt, die Band löste sich daraufhin auf. Nur anderthalb Monate später erschien das Vermächtnis „Renegades“ mit zwölf Cover-Versionen von Größen wie Bruce Springsteen, MC5, Cypress Hill, Bob Dylan, Minor Threat und Afrika Bambaataa. Dessen „Renegades Of Funk“ inklusive animiertem Video hinterließ den seltsamen Beigeschmack einer Band, die sich längst selbstzerstört hatte, deren Ideologie, Geist und Attitüde aber wohl Generationen und Nachfolgeprojekte überstehen würde.

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Live At The Grand Olympic Auditorium (2003)
Als 2003 das Live-Vermächtnis „The Grand Olympic Auditorium“ – 16 Hits aus acht Jahren Bandgeschichte, gefilmt im Rahmen der bis dato letzten Live-Konzerte am 12. und 13. September 2000 – erschien, hatten sich Morello, Commerford und Wilk mit Soundgarden-Sänger Chris Cornell zu Audioslave zusammengetan, die drei mächtige Alternative-Rock-Alben veröffentlichen sollten, bevor sie 2007 implodieren sollten. Zack de la Rocha arbeitete unter anderem mit Trent Reznor (Nine Inch Nails) und DJ Shadow an kleineren Projekten, bevor er im Juli 2008 als One Day As A Lion (gemeinsam mit Ex-The Mars Volta-Drummer Jon Theodore) eine gleichnamige EP veröffentlichte.

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Während Tom Morello als The Nightwatchman Protest-Songs im Akustik-Gewand veröffentlichte, wurde am 22. Januar 2007 eine Reunion von Rage Against The Machine bekannt gegeben für diverse Live-Konzerte, die vor allem gegen die Bush-Regierung gerichtet waren. Seither sieht man das Quartett immer wieder auf internationalen Bühnen, aktuell in Großbritannien, wo am 6. Juni in London ein Gratis-Konzert abgehalten wird, das im Rahmen der weihnachtlichen Charts-Bescherung versprochen wurde.

Ein neues Studioalbum schließen de la Rocha, Morello, Commerford und Wilk immer noch kategorisch aus, doch das außergewöhnliche Schaffen, das auf „The Collection“ (Kartonbox, alle Alben in Vinyl-Replica-Hüllen) gesammelt präsentiert wird, scheint sowieso unübertreffbar. Rage Against The Machine tun gut daran ihr eindrucksvolles Erbe nicht mit neuem Material, das sowieso nur enttäuschen kann, zu zerstören.

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