House Guide – Dezember 2010

Rechtzeitig vor Weihnachten werfen die Plattenfirmen wieder frische Club-Compilations auf den Markt, damit die Wunschzettel der Clubber ja nicht leer bleiben. Beatblogger.de vergleicht die drei führenden Compilation-Reihen „Kontor – Top Of The Clubs Vol. 49“, Ministry Of Sounds „The Annual 2011“ und „Big City Beats Vol. 13“.  Welche landet auf deiner Geschenke-Liste?

Kontor – Top Of The Clubs Vol 49 @ amazon

“Germany’s best selling Mix-Compilation” prangt es auf dem Cover der neuen “Top Of The Clubs Vol. 49”. Nicht zu unrecht, denn schließlich bringt Kontor seit 1998 im 3 Monats-Takt die Sammlung mit mittlerweile drei CDs und über vier Stunden Club-Musik auf den Markt. Zur Verkaufsstrategie gehört durch die unterschiedlichen Sets sowohl kommerziellere Großraumdisko-Besucher als auch Szenekenner anzusprechen. Immer mit von der Party ist Markus Gardeweg, der als eine Art Gastgeber meist ein clubbiges House-Set beisteuert. Seit Vol. 48 kümmert er sich plötzlich aber eher um die großen Verkaufsschlager. Und so finden sich in seinem Set diesmal vor allem aktuelle Chart-Hits von Duck Sauce, Martin Solveig und der Swedish House Mafia. Ja sogar Taio Cruz und Flo Rida haben es diesmal mit auf die Tracklist geschafft. Das gab es bei einer Top Of The Clubs Compilation noch nie und verwundert etwas, trägt aber dem aktuellen Dance-HipHop-Trend Rechung. Jetzt fehlen eigentlich nur noch die Black Eyed Peas und das Far East Movement. In der clubbigen Rolle konnte Gardeweg mehr überzeugen, denn sein Set barg immer einige coole Geheimtipps. Die Kommerz-Platte dropt zwar einige große Namen und lockt damit Käufer an, wirkt aber wenig homogen und abgestimmt. Wahrscheinlich musste Gardeweg diesmal einen Gegenpol zu seinen housigen Gästen bieten.

Die beiden anderen CDs kommen nämlich von den House Rockerz und EDX. EDX? Sagt Euch nix? Das geht sicher vielen so – wenn man genauer hinschaut, hat man den Namen dann aber doch schon bei so einigen Tracks gelesen. Der gebürtige Italiener aus der Schweiz ist nämlich schon über 10 Jahre im Dance-Geschäft tätig und hat schon für Armin van Buuren, Axwell, Bob Sinclar, Armand van Helden, Dubfire, Kaskade und Deadmau5 produziert. Sein Mix passt sich den genannten DJ-Größen an. Hier gibt es tanzbare Beats zwischen Schweden-House und Progressiv-Trance. Sein Set ist durchdacht, beginnt mit dem packenden „Flashing Lights“ von Jerome Isma-Ae gefolgt von dem genialen Avicii Remake des „Rapture“-Klassikers von Nadia Ali (damals iio) und wird ab der eigenen Co-Produktion mit Kaskade („Don’t Stop Dancing“) langsam tranciger. Bevor es zu ruhig und sphärisch wird, gibt EDX aber immer wieder etwas Gas und schafft so ein tolles Set, dass man gerne öfter hören kann.
Auf der dritten CD haben sich die House Rockerz ganz entsprechend ihrer aktuellen Single „Herzrasen“ eher dem jungen Atzen-Publikum verschrieben. Man findet in ihrem Set deutsche „Party“-Tracks wie „Ich und mein Pony“ von T.C.H.I.K oder „Move It“ von Culcha Candela im Tocadisco Remix. Auch „Oops Sorry“ von Fragma, das bescheuerte „I Was Drunk“ von Riva Starr und „Facebook Love“ von David May passen gut zur genannten Zielgruppe. Dazwischen gibt es immer mal wieder etwas angesagten Quietsche-Sound a la Dirty Dutch und Lichtblicke von Ian Carey, den Bingo Players oder Sidney Samson.

Kontor liefert mit „Top Of The Clubs Vol 49“ wieder einen guten Querschnitt der aktuellen Dance-Szene mit den wichtigsten großen Namen und einigen Geheimtipps. Qualitativ gewinnt diesmal eindeutig EDX, wobei auch die anderen Sets die aktuellen Trends (für manchen vielleicht sogar noch mehr) erfüllen.

Ministry Of Sound – The Annual 2011 @ amazon

Auch “The Annual” von Ministry Of Sound gibt es schon seit einigen Jahren. Mit der Angabe des Folgejahres ermogelt sich die Platte zwar immer wieder eine längere Aktualität, enthält aber neben den Dance-Hits des aktuellen Jahres tatsächlich auch einige Club-Nummern, die 2011 erst so richtig durchstarten werden.

Natürlich beginnt „The Annual“ ebenfalls mit einigen großen Chart-Hits als Eye-Catcher: Auch hier sind Duck Sauce und die Swedish House Mafia (hier allerdings mit „One“) vertreten. Dazu gibt es Laserkraft 3D, Jasper Forks, Benny Benassi, Avicci, Spencer & Hill und Remady mit Lumidee. Danach geht es aber im Gegensatz zur Konto weniger abwechslungsreich, dafür wesentlich homogener und harmonischer zu. Neben den genannten Hits bekommen wir hier hauptsächlich den typischen Ministry Of House-Sound auf die Ohren, den wir schon seit Jahren so lieben. Diesen präsentieren namenhafte Künstler wie Steve Angello, Laidback Luke, Deniz Kuyo, ATB, Dirty South, Bob Sinclar, Milk & Sugar, Syke’n’Sugarstarr, Markus Binapfl, Fedde Le Grand, Mark Knight, Eric Amerillo, Jean Elan, Francesco Diaz, Eddie Thoneick, Thomas Gold und und und… damit sollte jedem Kenner klar sein, wohin die Reise 2011 geht. Hier gibt es vier Stunden mitreißende Club-Musik. Kein Atzen-Sound, kein Dirty Dutch – 100% Ministry Of Sound Power-House.

Wer mixtechnisch hinter der Compilation steht verschweigt das international erfolgreiche Plattenlabel leider gänzlich. Schade, denn wer immer hier Hand an den Turmtables angelegt hat, der hat beste Arbeit geleistet. So kann man gar nicht sagen, welche der drei CDs die beste geworden ist. Alle drei Sets– sogar das mit den Chart-Hits – sind absolut stimmig und perfekt aufgebaut.

Big City Beats Vol. 13 @ amazon

Big City Beats entwickelte sich seit Beginn 2004 immer mehr zur Marke und steht auch heute noch für schicken Fashion-House. Das erkennt man bereits am Cover, denn im Gegensatz zu den bereits genannten CDs posieren hier immer hübsche House-Mietzen vor einer Skyline, welche gleichzeitig das zweite Markenzeichen der Compilation deutlich macht: Das „Grossstadtschläge“-Gefühl, dass besonders gerne im Intro hervorgehoben wird.

Auch die Big City Beats-Compilation ist mittlerweile auf eine drei Disc-Sammlung herangewachsen. Auf den ersten beiden CDs geben sich die BCB-Residents Marco Petralia und Steve Blunt die Plattennadel in die Hand. Hier gibt es gewohnt „frauentauglichen“ House der niemandem weh tut. Immer schön groovy und sexy lässt sich gut die Hüften schwingen, vor allem zu beginn des zweiten Sets, das mit den Tracks „Canda“, „Brazilian“ und „Sunshine People“ lateinamerikanische Rhythmen einbindet. Ein Anspieltipp ist hier sicherlich auch Carl Kennedy und Tommy Trashs Neuauflage von „Blackwater“. Hier stimmt einfach alles: Stimmung, Beats und die wundervolle Stimme von Rosie Henshaw.

Zwar gibt es natürlich auch auf der Big City Beats Vol. 13 große Namen wie Avicii, Fedde Le Grand, Eddie Thoneick, Mark Knight, Roger Sanchez und ATFC, auf die ganz großen Dance-Hits wurde allerdings ganz bewusst verzichtet. Nur die Schwedische House Mafia schaut mal ganz kurz vorbei, bekommt mit „One“ aber in der Tat nur ein Minütchen Zeit, um die Crowed kurz anzutreiben. Abgesehen davon bemüht man sich aber immer clubbig und glaubwürdig zu bleiben. Dies gelingt ohne Probleme und so wird Vol. 13 jedem Fan der Compilation-Reihe wieder Spaß machen.

Die CDs stellen einen idealen Soundtrack für eine nächtliche Fahrt mit dem Auto durch die nahegelegene Großstadt dar. Dies gilt allerdings nicht für den dritten Silberling, auch wenn man das bei dem Namen des DJ Teams erwarten könnte. Motorcitysoul sind bekannt durch ihre Residency in Sven Väths Cocoon Club in Frankfurt. Der Name spielt auf die Geburtstadt des DJs Matthias Vogt an, der aus der Auto-Stadt Rüsselsheim stammt. Zusammen mit seinem Kollegen C-Rock sorgt er auf der dritten Big City Beats-CD für blubbernden Deephouse, der so manchen Autofahrer jedoch zu Sekundenschlaf verleiten könnte. Der minimalistische Musikstil ist in der Szene zwar sehr beliebt, aber eben doch nicht Jedermanns Sache. Wer aber darauf steht findet hier 15 atmosphärische Tracks mit perfektem Mixing.