Epic Fail Vol. 5: Willow – Whip My Hair

Willow Smith

Es gibt Phänomene, die muss man einfach nicht verstehen. Nein, es geht nicht etwa um extraterrestrische Aktivitäten, auch wenn das Foto oberhalb solche vermuten lässt. Ist aber auch fies, oder? Die hier abgebildete Willow Smith ist gerade mal 10 Jahre alt und kann sich vermutlich nicht wehren. Wie auch, wenn Vater Will, Mutter Jada Pinkett und Bruder Jaden längst einen Fixplatz im Sh0wgeschäft gefunden haben? Das ist kein Epic Fail im herkömmlichen Sinn, it’s an intervention.

Als die kleine Willow Smith 2008 neben ihrem Vater in „I Am Legend“ zu sehen war, konnte man das noch süß finden, wie das bei Schauspielern im Kindesalter nun mal so ist. Ein Filmchen ab und an neben Schule und, vor allem, Kindheit ist machbar, klar. Warum sollte man auch nicht ein wenig ins Showgeschäft hineinschnuppern? Die Geschichte zeigt uns ja, dass Erfolg in jungen Jahren vollkommen unbedenklich ist. Fragen Sie Macauley Culkin, Jennifer Capriati oder die Olsen-Zwillinge.

Dann aber tauchte die kleine Willow bei diversen Veranstaltungen und Zeremonien mit seltsamen, gar skurrilen Frisuren auf, nur um sich entsprechende Rihanna-Vergleiche abzuholen. Zufall? Kalkulierte Marketing-Strategie für den baldigen Durchbruch? Ob die Projektbetreuer von Suri Cruise hinter diesen Aufmerksamkeit erregenden Auftritten steckten? Hier würde eigentlich die obligatorische Scientology-Pointe Platz finden, doch einerseits betont Will Smith damit nichts zu tun haben, und andererseits sind die Ideen dieser ‚Kirche‘ natürlich perfectly valid.

Und jetzt ist sie da, die Musikkarriere. „Whip My Hair“ soll am selben Tag wie die neue Rihanna-Single im Netz aufgetaucht sein, wohl nur um den entsprechenden Vergleichen und ‚Parallelen‘ neue Nahrung zu geben. So viele Zufälle kann es ja gar nicht geben, oder? Nein, die Stimme erinnert nur zufällig an Rihanna, Styling, Auftreten und Performance können ebenso für sich stehen. Sicherlich muss man von einem Kind kein eigenständiges Auftreten erwarten, aber die ‚Macher‘ von Willow Smith hätten sich doch ein wenig kreativer zeigen können (ZYX… – nein, falscher Artikel).

Der Song ist natürlich ganz großes Kino, denn er erinnert an… Rihanna. Oh, welch Überraschung, welch formidabler Zufall, welch unvorhersehbare Entwicklung! Aber halt, man will ja nicht gänzlich unfair sein, denn schließlich tauchen im Refrain noch elektropoppige Elemente auf, die man so von Ke$ha und Lady GaGa „kennt“ und verdrängt. Gut durchdacht ist eben halb gewonnen. Immerhin darf man der kleinen Willow zugestehen, dass sie sich mit ihrer Stimme nicht verstecken muss. Und wenn irgendwer was dagegen sagt, bekommt er es mit „Karate Kid“-Bruder Jaden zu tun. Und dessen musikalischem Buddy Justin Bieber. Angst…

Nicht zu verachten ist auch das Musikvideo mit Outfits, die man teils von… yep, Rihanna erwarten würde. Natürlich etwas harmloser und entschärft. Bei einem zehnjährigen Mädchen. Perfectly valid. Mit ihrer üppigen Mähne wickelt sie präpubertäre Menstruationsbeschwerden ab und bringt die sprichwörtliche Farbe in den grauen Alltag, wirft ihr Haupthaar hin und her, malt Personen und Wände an. Wer braucht schon Fingerfarben, wenn er headbangen kann? Dazu wird noch – gelegentlich koordiniert – auf und ab gehüpft bis zum Schleudertrauma. Keine Frage, ein paar kaputte Wirbel und präpubertäre Genickstarre sind ein kleiner Preis für Platz 11 in den US-Single-Charts, einem Label-Deal bei Jay-Z und der Auszeichnung als erfolgreichstes Debüts eines Newcomers im abgelaufenen Jahr.

Es geht in dieser Ausgabe freilich ein wenig ruhiger und zivilisierter vor sich, schließlich ist die gute Willow Smith auch noch jung und unbeschwert. Man kann der kleinen Dame nur viel Glück für die Zukunft wünschen, ein wenig Kindheit, ein wenig Ruhe, ein wenig Rampenlicht-Entzug. Und vor allem – nicht Rihanna in jedem Aspekt (die allererste Liveperformance von „Whip My Hair“ wurde mit einer Zeile aus „Only Girl (In The World)“ eingeleitet – duh?) nachahmen. Angeblich besucht Chris Brown wieder regelmäßig die Kraftkammer.

„Whip My Hair“ ist ab dem 14. Januar als Maxi-CD erhältlich. Viel Glück.