Natasha Bedingfield – Strip Me Away

Natasha Bedingfield

Schaut man sich die bisherige Diskografie der britischen Singer/Songwriterin Natasha Bedingfield an, hat sie seit 2004 mit „Unwritten“, „N.B.“ und „Strip Me“ drei Studioalben veröffentlicht. Extrapoliert man diese Liste allerdings hinsichtlich der unterschiedlichen internationalen Versionen, kommt man plötzlich auf ganze fünf Longplayer. Dies liegt daran, dass sie ihr zweites Album in den USA unter dem Namen „Pocketful Of Sunshine“ rausgebracht hat. Selbige Strategie verfolgt die bereits für einen Grammy nominierte Sängerin nun mit ihrer (eigentlich erst dritten) Platte „Strip Me Away“, die sie extra für den europäischen Markt neu zusammengestellt hat.

Grundsätzlich knüpft Natasha Bedingfield an den Stil ihrer Vorgänger, besonders ihres Debütalbums, an. Leichte bis seichte Popnummern wie das frivole Frühlingsfeuerwerk „Pocketful Of Sunshine“ wechseln sich mit souligen Tracks wie „Try“ ab. Wer allerdings durchweg leichte Kost erwartet, dürfte sich verwundert die Augen reiben, denn in Natashas Stimme steckt weitaus mehr. Das treibende „Neon Lights“ beispielsweise überzeugt besonders durch seine folkloristischen Klänge, die entfernt an Nelly Furtado erinnern. Etwas dünn im Refrain, dafür mit einer natürlichen Unschuld und Understatement versehen. Klassisch geht es hingegen bei „No Mozart“ zu, in der besonders Instrumente wie Piano und Violine eine große Rolle spielen. Ein ruhiger Song mit Elementen des Blue-Eyed Souls, der durch seinen schlichten Aufbau fasziniert und wie Balsam für die Seele wirkt.

Dass es die 29-Jährige jedoch auch richtig krachen lassen kann, wird besonders bei dem rockigen Titel „All I Need“ zusammen mit Kevin Rudolf deutlich. Dessen Song „Let It Rock“ wird dabei im Refrain so dermaßen verwurstet, dass man sich stellenweise fragt, ob es sich hierbei statt eines Duetts um eine komplette Neuaufnahme handelt, wobei die Stimmen von Kevin und Natasha recht gut miteinander harmonieren. Der titelgebende Track „Strip Me“ wirkt mit seiner RnB-Melodie modern und entwickelt aufgrund seiner motivationsgeschwängerten Verse einen hymnenartigen Charakter. Ein weiteres Highlight bietet der Rausschmeißer „Unexpected Hero“ mit seinen balladesken Zügen und seiner mystischen Soundstruktur. Geprägt von Gitarren und Drums, könnte es sich hier glatt um ein spätes Werk der Beatles handeln.

Mit „Strip Me Away“ bietet Natasha Bedingfield zuweilen luftig-leichten Hörgenuss, aber auch interessante Soulnummern, die eben nicht sofort ins Ohr gehen oder auf Airplay-Dauerrotation angelegt sind. Sicher sind textlich gesehen hier keine Wunderwerke geschaffen worden, doch die gelungene Kombination aus frischen und teils Retro angehauchten Sounds macht diese Tatsache spielend wett. Nach dem etwas verhaltenen Start der ersten Single „Pocketful Of Sunshine“ ist ihr ein guter Einstieg in den Albumcharts jedenfalls eindeutig zu gönnen, denn im Electro-beherrschten Alltag wirkt „Strip Me Away“ wie ein Comeback der handgemachten Popmusik.

VÖ: 13.05.2011
Phonogenic Records / Epic Records (Sony Music)

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