The Kenneth Bager Experience – The Sound Of…

The Kenneth Bager Experience

Mit Kenneth Bager startet ein alter Hase erneut durch. Der 49jährige dänische DJ debütierte bereits vor zwei Jahrzehnten mit der Acid House-Hymne „Kaos“, hatte zwei Plattenfirmen und durchaus namhafte Compilations am Start. Mittlerweile operiert er als ‚The Kenneth Bager Experience‘ mit großem Erfolg in seiner Heimat. Auch die Festung Deutschland könnte fallen, denn nach dem Sommerhit-tauglichen „The Sound Of Swing (Oh Na Na)“ mit Gastsänger Aloe Blacc steht nun das überaus breit gefächerte Album „The Sound Of…“ in den Startlöchern.

Natürlich nimmt besagtes „The Sound Of Swing (Oh Na Na)“ eine besonders prominente Position ein, wurde auf fünf Minuten ausgedehnt und hat ein überaus charmantes Intro zu bieten, in dem Aloe Blaccs starker Gesang noch besser herauskommt. Allerdings ist „The Sound Of…“ alles andere als ein Hitalbum, einen echten Nachfolger sucht man vergebens. „I Can’t Wait“ mit Thomas Troelsen, der Stimme von Junior Seniors „Move Your Feet“, als verträumter Dance-Pop-Track (balearisches Flair inklusive) kommt noch am ehesten heran, mit Abstrichen vielleicht auch „The First Picture“ mit der zarten Stimme Julee Cruise‘ und verträumten, von gesampelten Streichern getragenen Sounds.

Die wahre Magie des Bager’schen Sound-Geflechts spielt sich sowieso auf einer anderen Ebene ab. „And I Kept Hearing“ wirkt angenehm retro mit feinem Gepfeife, Mundharmonika-Einsatz und den smoothen Raps von Gisli, bei denen man sich ein wenig an „The Salmon Dance“ erinnert fühlt. „Futility Of Armed Combat“ entpuppt sich als magisches, achtminütiges Instrumentalstück mit leichten Dub-Untertönen, während es Troelsen bei seinem zweiten Auftritt „Go Underground“ in deutlich clubbigere Gefilde zieht. Das abschließende „Rabbits In Russia“ hingegen wirkt wie ein Soundtrack zu einer Weltraumreise, wurde sogar in einem Film eingesetzt. Überraschung ist das freilich keine.

Ob „The Sound Of Swing (Oh Na Na)“ nun ein Ausrutscher war oder doch nur ein spezieller Kaufanreiz, sei dahingestellt. Kenneth Bager zeigt sich auf „The Sound Of…“ von seiner tanzbaren Seite, wagt den Ausflug auf die Balearen und spielt betont mit Retro-Elementen. Gerade die Strings und die Whistles orientieren sich stark gen 90er und weiter zurück in die Vergangenheit, während die Gastvokalisten zwischen Rap, Soul, Pop und Electroclash so ziemlich jedes Genre bedienen. Kenneth Bager mag es bunt, schräg und doch leicht verträumt, wie gerade die langen Instrumental-Teppiche beweisen. „The Sound Of…“ ist ein verkapptes Afterhour-Album mit Sommer-Flair und alternativen Chemical Brothers-Sidekicks. Mehr als nur ein Sommerhit, überaus intelligente Bauchmusik (welch sympathisches Paradoxon) und vom klassischen Follow-Up-Krampf meilenweit entfernt – ein echter Lichtblick.

VÖ: 01.07.2011
Columbia Deutschland (Sony Music)

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