Hello Gravity – Wunderkind

Hello Gravity

Schrobenhausen – eine kleine oberbayerische Stadt, bekannt als Spargelzentrum. Ob sich die vier Jungs von Hello Gravity im Europäischen Spargelmuseum kennengelernt haben, ist nicht überliefert, freilich aber die Idee hinter ihrem Namen zwischen Bodenhaftung und dem Streben nach oben. 2007 erst gegründet, steht nun ihr von Dienje-Chef Ron Flieger produziertes Debütalbum „Wunderkind“ am Start; ein deutschsprachiger Begriff, der auch im Englischen existiert und den Spagat zwischen heimischen Wurzeln und internationalen Ansprüchen – gesungen wird ausschließlich in englischer Sprache – symbolisieren soll.

„River Of Love“ – gleichermaßen Opener und Single – legt unheimlich hibbelig los wie ein Kind mit Koffeinschock. Über das Keyboard drängt eine Melodie gen 80s, während die Gitarren im Hintergrund schrubben und vor allem während den Strophen Akzente setzen. Der Gesang dringt in hohe, luftig leichte Register vor, als ob Scams in einem Heißluftballon aufnehmen würden. In „Sunshine From The Inside“ hingegen dominieren pumpende Drums, man fühlt sich ein wenig in die Indie-Disco gedrängt, nur um vom eingängigen, magisch wirkenden Refrain in den Bann gezogen zu werden.

Kaum hat man sich eingegroovt, fließt das Album schon weiter. „Boys“ pendelt zwischen Kopfstimme und euphorischen Gitarren hin und her, während sich „In The Morning“ in zartem Understatement übt und an entspanntere Dúné-Mixe erinnert. Hinter „White Lies“ verbirgt sich eine Art Anti-Hit – treibend, lebhaft, pumpend und doch mit unorthodoxer Melodieführung gesegnet. So recht kann man nicht mitsingen, was die Repeat-Taste überstrapazieren wird – irgendwie muss man doch herausfinden, wie man sich das Ding einprägen kann. Zu diesem Zeitpunkt ist jedoch bereits „Victory Of Pied Piper“ im Ziel gelandet mit beateskem Wahnsinn und einer Prise Soul.

Die ’schlechte Nachricht‘ zuerst: „Wunderkind“ ist viel zu kurz geraten, kämpft sich nur knapp über die magische 30-Minuten-Marke und lässt den einen oder anderen Song zwischendrin vermissen. Was man jedoch geboten bekommt, ist überaus reizvoll. Hello Gravity spielen sich mit einem fetten Grinser durch die zehn Songs ihres Debüts, liefern Material für die Indie-Disco ebenso wie für entspannte Momente in den heimischen vier Wänden – hibbelig, kunterbunt, leicht überdreht und zumeist überaus tanzbar. Viel Zuckerguss, viel Charme – Spargel ist eh überbewertet.

VÖ: 26.08.2011
Dienje Music (Rough Trade Distribution)

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