Scooter – The Big Mash Up

Scooter

Folgten früher innerhalb eines Jahres manchmal sogar zwei Scooter-Alben, mussten die Fans auf „The Big Mash Up“ diesmal über zwei Jahre warten. Ein Live-Album, das spaßige „Friends Turbo“-Remake und die Vorabsingle „The Only One“ konnten die Wartezeit nur schwer überbrücken. Doch jetzt sind H.P. Baxxter, Rick J. Jordan und Michael Simon zurück und lassen es wieder krachen. Und das ordentlich. Denn das Warten hat sich gelohnt. Scooter klingen anders: frischer und konzentrierter.

Natürlich ist aber auch Vieles beim Alten geblieben. Die alte Scooter-Masche, das Bedienen bei alten Klassikern und das Kreuzen mit aktuellen Sounds, wird dabei keinesfalls verheimlicht, sondern sogar zum Albumtitel und damit zum Programm gemacht. So werden zum Beispiel der La Boum-Hit „Reality“ von Richard Sanderson, „Beyond The Invisible“ von Michael Cretu, „Have You Ever Been Mellow“ von Olivia Newton-John oder „Ain’t Nobody“ von Chaka Khan Pension neu verarbeitet. Auch die neue Single „David Doesn’t Eat“ basiert mit „A Walk In The Park“ der Nick Straker Band auf einem großen Hit vergangener Zeiten. Deutlich wird hier erstmals, dass Scooter erneut ihre Sounds überarbeitet haben und neben den gewohnten Hardstyle-Sounds viele aktuellen Trends übernommen haben. So enthält „David Doesn’t Eat“ viele Atzen-typische Rave-Break-Beats. Hier haben sich die drei „Ur-Atzen“ sicher ein paar Ideen bei den Kollegen bei dem gemeinsamen Konzert in Hamburg mitgenommen.

Adaptionen aktueller Trends werden auch bei „Dreams“ deutlich. Hier schleichen sich ganz unauffällig Melodien aus „The Time“ der Black Eyed Peas ein, während „Sex And Drugs And Rock’n’Roll“ den aktuellen Elektro-HipHop-Sound aufgreift und ihn mit Dirty-Dutch-Quietsche-Sounds kreuzt. Mit etwas Fantasie kann man hier David Guetta, Afrojack, Martin Solveig, DJ Antoine oder die Swedish House Mafia rausdeuten. Auch der instrumentale Club-Track „8:15 To Nowhere“ quietscht und erinnert stark an Club-Erfolge von Afrojack. „Copyright“ lehnt sich dagegen deutlich an den aktuellen Schweden-House-Sound an und klingt etwas nach Avicii, jedoch erweitert um Raps und Shouts von H.P. Baxxter. Diese Adaptionen sind aber gar nicht so tragisch, wie das zunächst klingen mag. Scooter verstehen es ihren eigenen Sound mit den neuen Sounds zu vermengen und so für Abwechslung und frischen Wind auf ihrem Album zu sorgen.

Natürlich sind aber auch wieder einige Songs enthalten, die 100% des altbekannten Scooter-Sound repräsentieren. „Summer Dream“ zum Beispiel fährt das volle Programm von hohen Pitch-Vocals, Hardstyle-Beats und MC-Shouts auf. Und auch „C’est bleu“ – ein Cover des Grand Prix-Hits „L’amour est bleu” – klingt ganz wie man Scooter kennt und lädt zum Springen ein. Für den Song konnten Scooter übrigens die Original-Sängerin Vicky Leandros für ein Feature gewinnen. Ein weiterer Beweis, welchen Respekt sich Scooter in den beinahe 20 Jahren ihrer Band-Geschichte erarbeitet haben.

Genau um diese unglaubliche Geschichte geht es auch auf der zweiten CD des Albums. Unter dem Titel „Suck My Megamix“ bieten Scooter ihren Fans hier einen beinahe 80-minütigen Non-Stop-Mix aus allen bisher erschienenen Singles. Von „Hyper Hpyer“, „How Much Is The Fish“, „Nessaja“, „Maria (I Like It Loud)“, „The Question Is What Is The Question“ bis heute sind hier alle 46 Scooter-Titel verarbeitet. Die zum Teil sehr unterschiedlichen Songs wurden gekonnt verbunden und mit zum Teil sehr coolen Übergängen versehen. Einzig die Stotter- und Loopeffekte können hin und wieder etwas nerven.

Hatte man bei einigen Tracks der letzten LPs das Gefühl, dass Scooter langsam die Luft ausgeht und sie etwas auf der Stelle treten, kann „The Big Mash Up“ durch und durch überzeugen. Kein lästiges Füllmaterial, sondern nur Top-Songs. Beinahe jeder Song könnte als neue Scooter-Single dienen. Alte Erfolgsrezepte treffen auf neue Sounds, bekannte Melodien auf harte Beats. Der Megamix auf der Bonus-CD rundet das Paket ab und machen dieses fünfzehnte Studio-Album zu einem Must-Have für jeden Fan. Wie immer kann man dieses Paket beliebig erweitern, denn es sind auch Versionen mit Live-DVD oder Scooter-Kette und Poster erhältlich. Scooter beweisen mit ihrem neuen Album einmal mehr, dass sie nicht unterzukriegen sind und machen sich damit bereit für den Start in das dritte Jahrzehnt ihrer Erfolgsgeschichte.

VÖ: 14.10.2011
Sheffield Records (Edel Music Distribution)

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