The Naked And Famous – Punching In A Dream / Girls Like You

The Naked And Famous

Die Releasestrategie – sofern man in diesem Fall von einer Strategie sprechen kann – der „Passive Me, Aggressive You“-Ära von The Naked And Famous zu verstehen, fällt alles andere als leicht. Die erste Single „Young Blood“ war ein Airplay-Hit und durfte sich über ausgedehnte VIVA-Promotion freuen, hat es aber nicht über Platz 30 hinaus geschafft. Die Nachfolger „Punching In A Dream“ und „Girls Like You“ wurden respektive für Mitte Juli und Ende Oktober angekündigt, jedoch relativ beiläufig gecancelt. Dafür erscheinen nun gleich fünf (!) Download-EPs gleichzeitig, unter anderem auch die erwähnten Follow-Up-Singles nebst exklusiven B-Seiten.

„Punching In A Dream“ hätte tatsächlich perfekten Follow-Up-Charakter gehabt, ohne wie eine komplette Kopie von „Young Blood“ zu klingen. Die Neuseeländer setzen auf Upbeat-Elemente und verspielte Synthis, während Alisa Xayalith Lead Vocals beisteuert. Gerade der dezent versteckte Arrangement mit seinem semi-instrumentalen Break hinter nach prägt sich ein, die Middle-8 hingegen überrascht mit psychedelischem Tiefgang. Neben einem genialen Electroclash-Remix von Does It Offend You, Yeah? hat sich außerdem die exklusive B-Seite „Wild“ im Bundle versteckt, die relativ geradlinigen, entspannten Electro-Pop mit 80er-Schlagseite bietet. Nur bedingt originell, dafür gewohnt sauber arrangiert.

Auf „Girls Like You“ hingegen ist vor allem Thom Powers zu hören, der diesem smoothen, von Understatement geprägten Track die richtige Mischung aus entspannter Coolness und Arcade Fire’schem Wahnsinn verleiht. Es dauert eine ganze Weile, bevor der Song einigermaßen abhebt, der Refrain benötigt mehrere Anläufe und wirkt zunächst betont unscheinbar. Xayalith bekommt ein wenig später ihr kleines Solo, das perfekt zu den blubbernden, überraschend aggressiven Synthis passt. Single-Käufer dürfte die B-Seite „Bright Lights“ überraschen, auf der sich die Neuseeländer Industrial-Klängen und ihrer Vorliebe für Nine Inch Nails hingeben – ansprechender Farbtupfer, gewohnt sauber gemacht und von dezentem Psychoterror geprägt.

Neben diesen beiden hervorragenden EPs, bei denen die Lead-Tracks jeweils ausgezeichnet und vor allem hitverdächtig sind, während die B-Seiten kleinere Überraschungen bieten, erscheint auch weiteres digitales Material. So ist auf der „Young Blood“-EP unter anderem das bislang unveröffentlichte „Sow“ zu hören – eine Art Post-Rave-Pop-Apokalypse mit Kiwi-Schlagseite. Auch die deutlich sperrigeren und rockigeren EPs „This Machine“ und „No Light“, ursprünglich vor „Passsive Me, Aggressive You“ erschienen, gibt es nun separat. Essentiell sind diese nicht, dennoch ein interessantes Zeugnis über die um einiges aggressiveren Wurzeln der Neuseeländer. Positiv ist vor allem, dass die längst angekündigten Follow-Up-Singles von The Naked And Famous endlich erhältlich sind. Dank Promo-Katastrophe hat man hier potentielle Hits verschenkt.

4/5 | DL-Single
VÖ: 07.11.2011
Somewhat Damaged (Universal Music)

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