KoRn – The Path Of Totality

KoRn

Dubstep ist aktuell in aller Munde: Ein Remix des Foster The People-Tracks „Pumped Up Kicks“ mit dazugehöriger Tanz-Performance rockt aktuell Youtube, Produzent Skrillex ist für fünf Grammys nominiert, die Post-Fraktion um James Blake und Jamie Woon verzaubert die Kritiker. Auch die Nu Metal-Veteranen KoRn, die auf ihrem vor 17 Monaten erschienenen, bislang letzten Studioalbum „KoRn III – Remember Who You Are“ überraschend kraftvoll zu ihren Wurzeln zurückgekehrt waren, geben sich nun dem Trend hin. Was nach Ausverkauf und Trittbrettfahrerei geht, dürfte rein musikalisch jedoch kaum überraschen – man denke an Singles wie „Twisted Transistor“ und „Word Up“ – und funktioniert auf dem Kollaborations-Album „The Path Of Totality“ überweite Strecken gut bis sehr gut.

Die beiden vorab ins Rennen geschickten Singles „Get Up!“ und „Narcissistic Cannibal“ – beide mit Unterstützung von Skrillex, der obendrein den gekonnt dramatisch inszenierten Midtempo-Opener „Chaos Lives In Everything“ in seine Einzelteile zerlegt hat, was vor allem beim Breakdown hervorragend funktioniert – sollten schocken, gleichermaßen aber auch auf KoRn anno 2011 vorbereiten. Ersterer Track lebt von seinem brutalen, wütenden Refrain mit „Get the f*** up, mother f***er!“, geschrien von einem rasenden Jonathan Davis. Highlight des Tracks ist aber freilich die überaus melodische Bridge, beinahe zu euphorisch für KoRn-Standards und gerade deswegen spannend. „Narcissistic Cannibal“, zusätzlich von Kill The Noise co-produziert, lebt vom Aufeinandertreffen der klassischen Bass-Slaps mit verschachtelten Beats, bevor die Abfahrt gen finstere Hymne folgt.

Überhaupt funktioniert die unheilige Allianz von KoRn und Dubstep am besten im manischen Midtempo-Bereich. „Sanctuary“ wirkt zäh und schleppend, nimmt dabei einen Hauch von Industrial-Kaputtnik-Habitus an und lässt Davis erneut strahlen. Natürlich diktiert die Stimme des Frontmanns das ungewöhnliche Orchester, doch der wahre Star der Platte ist Drummer Ray Luzier, der sich dezent zurückhält, geschickt mit den Beats einher geht und im richtigen Moment den Ausbruch wagt, was der Dynamik der Langrille entgegenkommt und beispielsweise im schwermütigen „Kill Mercy Within“ zu tragen kommt. Diverse Live-Clips von „Narcissistic Cannibal“ auf der Tube beweisen auch, dass der Mann hinter der Schießbude auf der Bühne erst so richtig aufblüht, was „Let’s Go“ mit Unterstützung von Noisia bereits vermuten lässt.

Acht der elf Tracks auf „The Path Of Totality“ funktionieren, der Rest fällt ein wenig ab. „Burn The Obedient“ deutet zwar einige gute Ideen an, ist mit gut zweieinhalb Minuten Spielzeit aber viel zu kurz, um wirklich zu zünden. Die beiden Rausschmeißer „Way Too Far“ und „Bleeding Out“ bieten hingegen nichts Neues, gerade der Dudelsack-Einsatz zum Ende hin will überhaupt nicht passen. Trotz dieser kleinen Fehler geht das Experiment jedoch auf und hält KoRn gleichermaßen frisch – Dubstep und Bass-Slaps funktionieren also. Mehr als ein Album dieser Art braucht es jedoch nicht, es scheint auf „The Path Of Totality“ bereits jetzt alles gesagt zu sein. Auf Erwartungen und das sprichwörtliche Gesetz der Serie haben die Nu Metal-Pioniere jedoch immer schon einen feuchten Kehricht gegeben.

VÖ: 02.12.2011
Roadrunner Records (Warner Music)

The Path Of Totality @ musicload | @ Amazon kaufen

KoRn @ Home | @ Facebook