Metallica – Beyond Magnetic

Metallica

Mit vier Konzerten vor Mitgliedern des offiziellen Fanclubs begingen Metallica vergangene Woche ihr 30jähriges Jubiläum. Neben Live-Premieren („To Live Is To Die“) und selten gespielten Klassikern („…And Justice For All“) waren Gäste wie Ozzy Osbourne, Rob Halford, Lou Reed und vier Fünftel von Mercyful Fate auf der Bühne zu sehen. Auch sämtliche (Ur-)Mitglieder der Band wurden zu den James eingeladen, unter anderem Megadeth-Mastermind Dave Mustaine – nach der jahrzehntelangen Medien-Fehde eine kleine Sensation. An jedem der vier Abende gab es einen Outtake der Sessions zum letzten Album „Death Magnetic“ in exklusiven Premieren zu hören. Die dazugehörigen Rough Mixes sind nun auch in EP-Form erhältlich: „Beyond Magnetic“.

Was zunächst exklusiv an sämtliche Fanclub-Mitglieder geschickt wurde, ist nun auch als offizieller Download erhältlich – roh, unbearbeitet, stellenweise unfertig. „Hate Train“ rast wüst los, eröffnet mit einem kleinen Solo, bevor sich Metallica an angethrashten Midtempo-Grooves und einem nachdenklichen Refrain versuchen. Das Energielevel ist hoch, die Tempoverschärfungen gehen an die Substanz, der kleine Sabbath-Groove nach ca. fünf Minuten macht Laune. „Just A Bullet Away“ setzt sogar noch einen drauf, denn auch wenn sich die Strophen ein wenig verlieren, gibt sich der ‚midnight revolver‘ unheimlich eingängig, erinnert stellenweise an „The End Of The Line“. Gesanglich ist das top, die Gitarrenarbeit macht abermals Laune und selbst der sehr abrupte, eben unfertige Übergang zum ruhigen Instrumentalpart ist annehmbar.

„Hell And Back“ ist der einzige kleinere Durchhänger der EP, der sprichwörtliche Funke will nicht so recht überspringen. Gerade die von klaren Gitarren geprägten Passagen wirken zu dünn, ein wenig unspannend. Setzt die Band aber erst einmal ein, setzt es ein fettes Riff und vor allem eine mächtige Middle-8, die in einem weiteren fantastischen Solo mündet. „Rebel Of Babylon“, Grande Finale und mit acht Minuten längster Outtake, bietet so manche Überraschung – nicht nur was die Aussprache von ’spoon‘ anbelangt. Sehr zurückhaltend und bedächtig legen die Thrash-Veteranen los, drücken im richtigen Moment das Gaspedal durch und lassen einen Chorus vom Stapel, der problemlos mit „The Day That Never Comes“ mithalten kann. Mehr Melodie, mehr Biss, mehr Dynamik geht kaum – die „Justice“-Ära trifft auf die moderne Schule.

Sieht man vom immerhin noch passablen „Hell And Back“ ab, kann sich „Beyond Magnetic“ sehen lassen. „Just A Bullet Away“ und „Rebel Of Babylon“ hätten problemlos auf „Death Magnetic“ gepasst, unter Umständen statt „The Judas Kiss“ und „The Unforgiven III“, während „Just A Bullet Away“ eine bissige B-Seite ergeben könnte. Man möchte sich kaum vorstellen, wie die fertigen Versionen geklungen hätten. Ob man mit dieser qualitativ hochwertigen Resteverwertungen die kritischen Stimmen zur Lou Reed-Kollaboration „Lulu“ verstummen will oder einfach nur ein wenig Metal-Weihnachtsmann spielen will: gelungener Release der Thrash-Veteranen. Wenn jetzt bloß noch die vier Geburtstags-Shows auf DVD und Blu-Ray erscheinen würden…

4/5 | DL-Single
VÖ: 14.12.2011
Mercury Records (Universal Music)

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