Interview mit This Love Is Deadly

This Love Is Deadly

Man weiß nicht erst seit dem Weihnachtsfest und den ach so heiß herbeigesehnten Treffen mit der Verwandtschaft, dass ‚Liebe‘ tödlich sein kann. Dachte sich auch das Berliner Trio This Love Is Deadly, das die Bühnen der Nation erstmals Ende 2010 mit ihrer Präsenz segnete und am 6. Januar das selbstbetitelte Debütalbum an den Start brachte. Darauf zu finden: verschrobener Noise-Rock mit Grunge-Schlagseite und einem Händchen für kratzig-bezaubernde Melodien. Wir sprachen mit Sängerin / Bassistin Lisa und Sänger / Gitarrist Louis über ihre Anfänge, Dresscodes und bedingungslose Hingabe.

Wie zufrieden seid ihr selbst mit eurem Debütalbum und den Reaktionen darauf? Ärgert man sich im Nachhinein über Kleinigkeiten, die man glaubt, besser hätte machen zu können, oder ist es Momentaufnahme für euch perfekt?

Louis:
Das Album ist als Momentaufnahme für uns perfekt. Wir haben auch relativ lange und minutiös daran gearbeitet. Wir sind dementsprechend sehr zufrieden damit.

Lisa:
Es scheint ja auch relativ gut anzukommen bei den Leuten, das freut uns natürlich. Als Künstler kann man da leicht neurotisch werden, da man mittendrin im Entstehungs- und Vollendungsprozess steckt und schnell die Objektivität verliert.

Woher kommt euer Bandname und welche Bedeutung verbirgt sich dahinter?

Louis:
Der Name ist uns irgendwann zugefallen. Ich finde die Vorstellung, das Liebe und Tod unzertrennlich zusammengehören, unwiderstehlich sexy und sehr inspirierend.

Lisa:
Ja, die Entstehung des Namens war sehr zufällig – auf einmal stand er im Raum und wir spürten, dass wir auf etwas Besonderes gestoßen waren. Dieser Ausdruck spiegelte eigentlich genau die Energie und Stimmung unserer Musik wider: die Verschmelzung zweier Gegensätze, die eigentlich keine sind. Ich denke, der Name ist unheimlich kraftvoll und kann auf verschiedenste Weise interpretiert werden. Jeder wird seine eigene Bedeutung darin finden.

Ihr habt bereits eine Download-EP veröffentlicht, seid bereits seit 2007 aktiv. Könnt ihr einen Kurzabriss euer Bandgeschichte von eurer Gründung bis zur Gegenwart geben?

Louis:
Lisa und ich haben schon vor Jahren angefangen Songs, zusammen zu schreiben und diese zuhause meistens mit einem Drumcomputer aufgenommen – anfangs alles recht trashig. Später lernten wir unseren Drummer HD kennen und wir machten schlicht ein Rock-Trio daraus. Dadurch wurden wir auch wesentlich besser und professioneller.

Wie ist der Deal mit Noisolution zustande gekommen?

Louis:
Arne hatte uns live gesehen und danach gefragt, ob wir zusammenarbeiten wollen. Die Sympathie hat gestimmt und uns kam das sehr gelegen.

Wie viel eurer EP steckt in"„This Love Is Deadly", wie weit haben sich die Songs gegebenenfalls verändert?

Louis:
Alle Songs von der EP sind mit auf das Album gekommen. Das wiederum wurde dann neu gemastert. Somit klingen die Songs nur geringfügig anders.

Lisa:
Das Album könnte man sozusagen als Erweiterung der EP sehen.

Gibt es bei euch einen Haupt-Songwriter bzw. eine Haupt-Songwriterin – egal ob für die Musik oder die Texte – oder arbeitet ihr alles gemeinsam aus?

Lisa:
Nein, es gibt keine/n Hauptsongwriter/in. Die Songs entstehen meist zuhause auf einer Akustikgitarre. So wird die Stimmung eines Songs eingefangen, bis das „Gerüst“ steht. Der Song muss für sich stehen können und gut sein, ohne Hilfe von irgendwelchen dekorativen Produktionsverfeinerungen. Gemeinsam wird dann zu Ende arrangiert und produziert. Wenn noch kein Text vorhanden ist oder wir noch nicht ganz zufrieden sind, wird dieser zusammen geschrieben und/oder verfeinert. Oft passiert dies sehr zufällig und intuitiv. Unsere Zusammenarbeit ist vielmehr emotionaler als intellektueller Natur, obwohl wir keine „Jam-Band“ sind. In den seltensten Fällen entsteht ein Song im Proberaum, dafür sind wir dann wohl doch zu eigenbrötlerisch.

Wie entspannt oder anstrengend hat sich die Studioarbeit für euch gestaltet? Wo liegen die Vor- und Nachteile zwischen Studioarbeit und Homerecording?

Louis:
Wie man’s nimmt, wir hatten das Beste beider Welten. Ein Studio ist halt sehr teuer, dafür klingt’s meistens relativ schnell gut und man trifft schneller Entscheidungen.
Zuhause hat man mehr Zeit, was nicht immer gut ist, aber es ist günstiger und oft braucht es sehr lange, bis man brauchbare Sounds hat.

Lisa:
Ja, weil man auch sehr auf die Umstände und die Umgebung angewiesen ist. Manchmal hat man einen tollen Take eingespielt oder gesungen, und merkt im Nachinein, dass das schreiende Kind von nebenan auf der Spur gelandet ist. Wenn man Glück hat, passt es rein und gibt dem ganzen einen besonderen Charme. Oder man nimmt gerade auf und wird vom Telefonklingeln oder sonst etwas dazu gezwungen abzubrechen. Das kann zum Teil sehr nervenaufreibend sein.

Ihr habt euer Album schlicht und ergreifend "This Love Is Deadly" betitelt. Warum gerade der eponyme Titel?

Louis:
Es ist unser erstes Album und die Band stellt sich vor. Der Bandname transportiert auch schon genug Information.

Gerade euer Sound faszinierend, wenn nicht sogar einzigartig - grungiger Noise-Pop/Rock, wenn man eine Schublade öffnen will, ein wenig zwischen Mudhoney, Low und The Devil's Blood mit Sub Pop-Einschlag und ordentlich Sex-Appeal. Mögt ihr derlei Vergleiche und wo seht ihr euch selbst rein musikalisch?

Louis:
Also die genannten Bands kenne ich kaum oder gar nicht. Mich stören die Vergleiche eigentlich nicht, denn es ist ja sehr interessant zu sehen, was andere mit unserer Musik in Verbindung bringen. Allerdings lehnen wir jeglichen Bezug zu Musiksparten mit Dresscode ab. Vor allem mit rituellem Kram haben wir nix am Hut. Ich würde unsere Musik als „psychedelisch-alternativ“ bezeichnen. Eine gewisse Pop-Ästethik muss ich uns auch eingestehen.

Wen würdet ihr als wichtige Einflussquellen – musikalischer wie textlicher Natur – bezeichnen?

Louis:
Musik beeinflusst uns immer und überall, sofern sie uns irgendwie anmacht. Genauso wie jegliche andere Kunstform, wie Film, Literatur oder bildende Kunst. Da ist Salvador Dalí zum Beispiel eine große Inspiration. Oder Bunuel, Fassbinder, Antonioni und Fellini im Film. Insgesamt sind wir auch sehr von Chaos- und Genderbending-Themen beeinflusst.

Lisa:
Alles kann Inspirationsquelle sein und oft sind es die unscheinbaren Zufallsmomente, die ausschlaggebend sind und den Funken der Inspiration entfachen: Ein Blick, der auf der Straße zwischen zwei Menschen ausgetauscht wird, ein tiefgehendes Gespräch, Konfrontation, Streit, ein blutender Himmel, ein einsam funkelnder Stern, ein Weinen in der Nacht, eine sterbende Ameise, ein Blatt im Wind etc.

Gibt es so etwas wie einen lyrischen Überbegriff, möglicherweise gar ein Konzept auf diesem Album?

Louis:
Die Musik ist das Konzept, wenn man so will.

Lisa:
Wir setzen uns konzeptuell mit der Vereinigung vermeintlicher Gegensätze und Extreme auseinander. Im psychedelischen Sinne sind wir auf der Suche nach der Auslöschung menschenerschaffener Grenzen und der Auflösung des Dualismus. So finden wir die Ruhe im Chaos, der Krach wird zur meditativen Symbiose.

Der Clip zu "Misery To You" spielt mit den schönen und weniger schönen Seiten körperlicher Nähe, während es immer wieder "It's all for you" heißt. Um welche Art von Hingabe geht es in Song und Video? Wie gefährlich kann diese sein?

Louis:
Das Video haben unsere Freunde von Digitalmilk gemacht. Ich schätze es spielt, wie auch unser Bandname, auf die Tatsache an, dass jegliche Dynamik zwischen den Dingen nur aufgrund von Gegensätzen funktionieren kann.

Lisa:
Der Song trägt auch eine gewisse Ironie mit sich und deutliche Übertreibung. Es geht um die bedingungslose und uneingeschränkte Hingabe in jedweder Beziehung – diese Liebe steht über jeglicher Oberflächlichkeit und superfiziellen Ablenkung.

Bislang stehen nur einige wenige Januar-Daten fest. Wann wird man euch auf einer größeren Tour –sehen? Wie sehen generell eure Pläne für die kommenden Wochen und Monate aus?

Louis:
Wir arbeiten gerade an einer kleinen Tournee für März/April und einigen Festivaldaten im Sommer. Es gibt viel vorzubereiten für die anstehenden Gigs und wir müssen weiterhin das Album promoten.

Im Namen der Leser und der Redaktion von beatblogger.de wünsche ich euch nur das Beste für den Album-Release und die Tour zu "This Love Is Deadly"!

Dankeschön!

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