Deichkind – Bück dich hoch

Deichkind

Die Pyramiden sitzen wieder, Deichkind melden sich zurück. War der Fortbestand der Band nach dem Tod von Produzent Sebastian „Sebi“ Hackert 2009 noch in der Schwebe, versuchte sich der Performance-Art-Tross zuletzt an einer „Diskurs-Operette“ und war immer wieder live präsent, um sich selbst und das Publikum zu testen. Am 10. Februar erscheint „Befehl von ganz unten“, ihre erste Platte seit über drei Jahren und direkter Nachfolger zum bislang erfolgreichsten Album „Arbeit nervt!“. Ihren kollektiven Wahnsinn haben die vier Deichkinder zumindest beibehalten, wie die Vorab-Single „Bück dich hoch“ beweist.

Dieses Mal spuckt die Deichkind-Wundertüte einen blubbernden Electro-Pop-Track aus, der sich ziemlich deutlich bei „Bang Bang Bang“ von Mark Ronson bedient – klarer kann man eine Melodie kaum ‚adaptieren‘, um es einigermaßen neutral auszudrücken. Vielleicht kommt gerade daher der hohe Wiedererkennungswert, der Song prägt sich nach zwei bis drei Durchläufen ein, obwohl das Arrangement keine besonders hohen Ansprüche stellt. In Zeiten der Finanzkrise und den damit verbundenen Existenzängsten trifft ein Song über beruflichen Druck natürlich ins Schwarze. Kryptik Joe singt / rappt über sämtliche Entbehrungen und Überstunden, die man auf sich nimmt, während Ferris MC den Party-Refrain mit einem drohenden „Komm, steiger‘ den Profit, sonst wirst du ausgesiebt“ ausstattet. Tatsächlich kann man Burnout-Anzeichen mit wummernden Beats und gereckten Fäusten verbinden.

Geklaute Melodie, starker Text und gekonnt inszenierter Wahnsinn: „Bück dich hoch“ ist alles andere als leichte Kost, wohl aber unterhaltsam und gleichzeitig so etwas wie die Fortsetzung von „Arbeit nervt“. Neben einem durchaus gelungenen Remix von Siriusmo entpuppt sich der schräge Clip als Highlight, in dem der überarbeitete Workaholic Kryptik Joe in die knallig bunte Deichkind-Welt eingetaucht, ausgefallene Kostüme und Bürosessel-Wettrennen inklusive. Bedingt kreativ, maximal unterhaltsam und uneingeschränkt live-tauglich – bei Deichkind bleibt alles beim Alten.

VÖ: 03.02.2012
Vertigo Berlin (Universal Music)

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