Anti-Flag – The General Strike

Anti-Flag

Arabischer Frühling, #Occupy-Bewegung, politischer Stillstand und nicht enden wollende Unterdrückung von Minderheiten – Anti-Flags Rolle als generationsübergreifendes Sprachrohr scheint wichtiger denn je zu sein. Die Punk Rock-Veteranen aus Pittsburgh, Pennsylvania sind längst bei SideOneDummy an- und damit in den Underground zurückgekommen, wo sie sich am wohlsten fühlen und bestens austoben können. Ihr achtes Studioalbum trägt den Titel „The General Strike“ und legt acht Fäuste in die eitrigen Wunden der Reichen und Korrupten.

„Get up! Your voices are needed!“ – „The Ranks Of The Masses Rising“ setzt sich mit der Occupy Wall Street-Bewegung und insbesondere dem Arabischen Frühling auseinander. Anti-Flag lassen Mohamed Bouazizi, der sich in Tunesien selbst anzündete und den Sturz des autoritären Regimes von Präsident Zine el Abidine Ben Ali einleitete, ebenso zu Wort kommen wie eine ägyptische Demonstrantin, die am „Tag des Zorns“ auf den Tahrir-Platz schreitet. Der Puls der Revolution, angefeuert von energischen Punk-Riffs, lässt sich nicht aufhalten, egal wie aussichtslos die Lage zunächst auch scheinen mag.

In „1915“ geht es um Joe Hill, einen schwedischen Einwanderer, der in einem überaus kontroversen Prozess des Mordes an zwei Männern in Salt Lake City für schuldig befunden und zum Tode verurteilt, in weiterer Folge zu einer Art Märtyrer der Arbeiterbewegung (v)erklärt wurde. Dank leichter Hot Water Music-Schlagseite und einem Bekenntnis zu mehr Rock’n’Roll entwickelt sich dieser Song auch zum einzigen echten Hit auf „The General Strike“, bissig und stimmig von vorne bis hinten. Auch „Turn A Blind Eye“ mit Against Me!– und The Gaslight Anthem-Elementen hätte das Potential dazu, ist mit 80 Sekunden jedoch viel zu kurz dafür. Gerade diese kleinen Ausflüge machen aber den Reiz des achten Anti-Flag-Albums.

Das übrige Material überrascht keineswegs: melodischer Punk Rock – mal schneller, mal getragener – mit gelegentlichem Rock-Fokus („The Ghosts Of Alexandria“) und einem Hauch von Hardcore („Controlled Opposition“) im Abgang. Ausfall gibt es keinen, auch inhaltlich sind die US-Amerikaner relevanter und wichtiger denn je. Was jedoch ‚fehlt‘, ist ein zusätzlicher Übersong und mehr Musik per se: 27 Minuten Spielzeit sind selbst für Anti-Flag verdammt wenig, gerade nach dreijähriger Album-Pause. Freilich fallen diese Makel angesichts der fantastischen Protestsongs und analytischen Meisterwerke nur bedingt ins Gewicht: Willkommen zurück im Underground, willkommen zurück an vorderster Front.

VÖ: 16.03.2012
SideOneDummy Records (Cargo Records)

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