Michael Kiwanuka – Home Again

Michael Kiwanuka

2012 soll ein beseeltes Jahr werden, wenn es nach der BBC-Jury geht. Michael Kiwanuka aus London, Sohn ugandischer Eltern, startete seine Karriere als Session-Gitarrist, arbeitete mit Tinie Tempah-Produzent Labrinth und wurde schließlich ein Teil von Communion Records, das Label von Mumford & Sons‘ Ben Lovett. Seine gemeinsame Tour mit Adele brachte ihn schließlich zu einem Majorlabel, verglichen wird seine Stimme mit jener von Legenden wie Bill Withers und Otis Redding. Der 24jährige Brite ist tief in klassischen Soul-, RnB und Blues-Klängen verwurzelt, wie man auf nun auf seinem Debütalbum „Home Again“, dessen Release angesichts des großen UK-Hypes um zwei Wochen vorverlegt wurde, nachhören kann.

Über weite Strecken kennt man das Material bereits, vor allem die drei Singles. „Tell Me A Tale“ eröffnet das Album mit einer butterweichen Soul- / Blues-Melange, die in dieser Form auch vor 50-60 Jahren problemlos hätte veröffentlicht werden können. Kiwanukas warme, eindringliche und doch zarte Stimme passt perfekt zu den verträumten Strophen und den in weiterer Folge hinzukommenden Blechbläsern – bereits jetzt ein potentieller Klassiker. „I’m Getting Ready“ hingegen orientiert sich stärker gen Singer/Songwriter, getragen von sanften, akustischen Gitarren-Klängen und Kiwanukas ebenso weicher Stimme, die eine gewisse Spur Soul mitbringt. Hier gibt sich der Brite eine Spur moderner, beinahe schon sonniger, ohne jedoch seinen Retro-Charme abzulegen. „Home Again“ schlägt in eine ähnliche Kerbe, wirkt angenehm feinfühlig und versöhnlich, lebt vom Streicher-Einsatz.

Kiwanuka reiht auf diesem Album Hit an Hit, ohne dass sich auch nur ein einziger Song an den Mainstream anbiedert. „I’ll Get Along“ verfügt über eine unverwechselbare Ohrwurm-Melodie, die man in dieser Form aktuell am ehesten von Aloe Blacc erwarten könnte, und dürfte mit seinem luftig leichten Arrangement durchaus die eine oder andere Werbekampagne musikalisch bereichern. In „Worry Walks Beside Me“ hingegen gibt der Brite den großen Soul-Crooner, arbeitet mit schmerzverzerrter, anklagender Stimme und verdrängt die Leichtfüßigkeit durch bleierne Schwere, durch puristischen Weltschmerz. „Always Waiting“ spielt mit Country-Elementen und klingt in etwa so, als träfen sich Johnny Cash und Marvin Gaye an der Bar.

Was denn nun die wahre Stärke von „Home Again“ ist, darüber lässt sich vortrefflich streiten. Ist es etwa die Abwechslung, das mühelose Hin- und Herspringen zwischen den verschiedensten Genres? Die beeindruckende Hitdichte? Das perfekt kondensierte und authentisch produzierte Albumformat? Oder schlussendlich doch „nur“ Michael Kiwanukas eindrucksvolle Stimme, mit der der Brite perfekt jegliche emotionale Regung zu transportieren weiß? Vermutlich spielen alle diese Faktoren zusammen, denn das Debüt des 24jährigen Singer/Songwriters mit einem Faible für Blues und Soul wirkt von vorne bis hinten stimmig und lebendig. Michael Kiwanuka versteht es, den Sound einer längst vergangenen Epoche optimal einzufangen – ähnlich stark wie zuletzt John Legend & The Roots.

VÖ: 09.03.2012
Polydor Records (Universal Music)

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