Blek Le Roc – Blek Le Roc

blek le roc

Anfang 2005 gewann Tobias Dirr einen Bandwettbewerb, der mit einem Auftritt beim Münchner Tollwood Festival dotiert war. Problem daran: Er hatte zu diesem Zeitpunkt keine Band am Start. In Lucas Fernandes und Benedikt Abé wurden zwei Mitstreiter gefunden, das Konzert ging gut über die Bühne. Tags drauf erhielt man einen Anruf, ob man nicht für die Vorband von Status Quo einspringen wolle, da diese im Stau stecke. Gesagt, getan: Seither waren Blek Le Roc gemeinsam mit Glasvegas, The Veils und Manfred Mann’s Earth Band unterwegs. 20 Songs hatten sich über die Jahre angesammelt, elf davon haben es auf das eponyme Debütalbum geschafft, das den Bogen von Britpop über Slut zu Post Rock spannt.

Wohin die musikalische Reise der drei Münchner gehen soll, lässt sich nicht einwandfrei sagen. Vermutlich sind sich Blek Le Roc selbst nicht so ganz sicher. „Gravity“ entpuppt sich als klassisch britisch angehauchter Pop/Rock-Track mit Coldplay– und Snow Patrol-Schlagseite, der von seinem intensiven Refrain und Dirrs weicher, klarer Stimme lebt. Auch „On A Tuesday“, das in seinen sechs Minuten Spielzeit sogar dezente Stones-Zitate und einen Hauch isländischer Magie einflechtet, arbeitet verstärkt mit Insel-Atmosphäre, hat aber mit einer zu gut gemeinten Dosis Pathos zu kämpfen, die ein wenig über das Ziel hinausschießt, beinahe schon störend wirkt.

Dabei haben Blek Le Roc ein Händchen für starke Songs: „Perfect Man“ rockt amtlich, in „Don’t You Know“ darf sich Drummer Benedikt Abé austoben, während „Losing Time“ das Frühwerk von Slut auf Feedback-Schleifen und verstörend aufgetürmte Gitarren, die in einem ansonsten weitestgehend einfühlsam arrangierten Song besonders wuchtig wirken, treffen lässt. „130“ hingegen arbeitet mit Noise-Elementen und einem Hauch Post Punk, entpuppt sich als gediegener Arschritt. In „Bound“ brechen Blek Le Roc aus jeglichen Formen und imaginären Grenzen aus, türmen karge, post-urbane Collapse Under The Empire-Klanglandschaften auf Cave In-Prog zu „Seafrost“-Zeiten, bevor Dirr im Grande Finale seine Gitarre aufschreien lässt, sich von allen irdischen Fesseln zu lösen versucht.

Auch wenn nicht unbedingt ein roter Faden erkennbar ist, so lohnt es sich doch, mit Blek Le Roc auf einen musikalische Selbstfindungstrip zu gehen. Man wäre gut beraten, ein wenig an Pathos zu sparen und weiterhin pointiert aus jeglichen Schemen auszubrechen („130“, „Bound“). Als Indie Pop/Rock-Schmiede fühlen sich die drei Münchner besonders wohl, haben ein Händchen für sympathische Melodien und angenehm ausladende Arrangements, die trotz teils überlanger Spielzeit kaum eine Idee überreizen. „Blek Le Roc“ ist ein kauzig-poppiger Einstand, bei dem der Widerspruch Programm ist. Oder um es mit ihrer Plattenfirma zu sagen: Achtung, Musik!

VÖ: 27.04.2012
Achtung Music (Rough Trade Distribution)

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