Citizens! – Reptile

Citizens!

Als eine Art Antwort auf die „Sound of…“-Newcomerschau der britischen BBC veröffentlichte die Spiegel Online-Redaktion Anfang des Jahres seine „Pop-Prognose“, in der es darum ging, hoffnungsvolle Top-Talente zu finden. Einige davon waren bereits etabliert (Lana Del Rey), auf dem Sprung (Kraftklub) oder auch von den britischen Kollegen hochgehandelt worden (Michael Kiwanuka). Citizens! hingegen ragen auf ihrem siebten Platz heraus. Teile der fünf Londoner haben sich bereits vor ein paar Jahren als Official Secrets Act erfolgreich an einer großen Karriere versucht und sagen nun mit ihrer zweiten Single „Reptile“ – das maue „True Romance“ fällt zu Recht unter den Tisch – belangloser Revival-Mucke und unmenschlichen Pop-Songs den Kampf an mit ihrem reißerischen Schlachtruf „Death to Guetta!“.

So markig die Ansage auch sein mag, gerade die verspielte Keyboard-Melodie erinnert frappant an 80s-Synthi-Pop, wobei der schneidende Bass und Tom Burkes smoother Gesang in den Strophen gegen jeglichen „Revivalism“, wie Citizens! das obszöne Buddeln in längst vergangenen musikalischen Epochen nennen, steuert. Mit den einsetzenden Gitarren hält ein Hauch von Post-Punk Einzug, bevor im Refrain elektronisch angehauchter Pop in Perfektion zelebriert wird. Burke wechselt in ein hohes Register, droht ins Falsett zu fallen und becirct mit seiner klaren Stimme, die perfekt zur 80s-Melodie passt. Die flirrenden, luftig leichten Gitarren steuern gegen jegliche Wave-Assoziationen.

Die Handschrift von Alex Kapranos (Franz Ferdinand), der das am 25. Mai erscheinende Citizens!-Debütalbum „Here We Are“ produziert hat, ist hörbar im eigenwilligen Gitarrensound und dem mit künstlerischem Anspruch gesegneten Auftreten. Immerhin wechseln sich im dazugehörigen Clip ernste Blicke mit unbeholfenen Tanzeinlagen und (möglicherweise unfreiwilliger) Komik ab. Einzig das Remix-Paket – das Download-Bundle wurde mit stolzen fünf Bearbeitungen aufgeblasen – schwächelt ein wenig, allein der Mix von Cosmic Kids & Tony Adams ist wirklich nennenswert. Das soll jedoch „Reptile“ nicht schaden, denn der smoothe Electro-Pop/Rock-Song ist unverschämt eingängig, wirkt einigermaßen frisch (auch wenn sich gewisse 80s- und Franz Ferdinand-Bausteine kaum leugnen lassen) und hat das Zeug zum Indie-Hit. „Here We Are“ kann kommen.

VÖ: 13.04.2012 (DL-Single)
Kitsuné / Cooperative Music (Universal Music)

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