Marilyn Manson – Born Villain

Marilyn Manson

Die letzten Jahre waren für Marilyn Manson-Fans nicht gerade einfach. „Eat Me, Drink Me“ und vor allem „The High End Of Low“ erwiesen sich als Rohrkrepierer, der ‚Lord of Fuck‘ verlor seinen Labeldeal, schickte seine Verlobte Evan Rachel Wood in die Wüste, trennte sich von allerlei Memorabilia und zog sich in sein Apartment zurück. Offensichtlich hat dieser radikale Schnitt Brian Warner gut getan, denn frisch ausgeruht widmet er sich – gemeinsam mit Twiggy Ramirez und Chris Vrenna – auf „Born Villain“ wieder schweren, düsteren Klängen. Die Hommage an seine Lieblinge Killing Joke, Joy Division, Bauhaus und The Birthday Party gelingt, der Patient lebt.

Während sich die erste Single „No Reflection“ mit seinem wütend aufstampfenden, zweiköpfigen Refrain in die Tradition von „The Beautiful People“ und „mOBSCENE“ stellt – fieser Hit, düster, schwerfällig und doch eingängig as, nun ja, fuck – sucht macht aufdringliche Auskopplungs-Kandidaten auf „Born Villain“ vergeblich. Manson und Twiggy Ramirez arbeiten songdienlich, zelebrieren in „Pistol Whipped“ einen manischen, Bass-lastigen Slow Jam, zitieren im ohrenbetäubenden, sympathisch fiesen „Overneath The Path Of Misery“ Shakespeare und formen mit „Breaking The Same Old Ground“ eine angenehm unpeinliche Ballade, dessen Melodik auf der aktuellen Killing Joke-Platte funktioniert hätte.

Singles schreibt das Team also nicht, dafür aber eine Fülle an guten Songs, die ihre Qualität erst nach einigen Durchläufen offenbaren. „The Flowers Of Evil“ mit seiner Joy Division-Bassline stampft unruhig auf, lebt vor allem vom hervorragend gesungenen Refrain. „Murderers Are Getting Prettier Every Day“ ist einer der härtesten Manson-Tracks aller Zeiten. Slayer-Vibe, Ministry-Gepeitsche und ein Hauch von „Loser“ im Chorus – gemeinsam mit den zermürbenden Polizeisirenen ein echter Höhepunkt. Im krassen Gegensatz dazu steht „Children Of Cain“, ein abstrakt wirkendes Gemälde mit industrieller Schwere und einer Prise Post Punk. Zwischen dem Affen und dem Schöpfer ist es für Brian Warner nur ein kleiner Schritt, gerade wenn er seine Beobachtungen in düstere 80s-Klänge hüllt.

„Born Villain“ ist das beste Marilyn Manson-Album seit „Holy Wood (In The Shadow Of The Valley Of The Death)“. Zwar hatte „The Golden Age Of Grotesque“ die größeren Hits, doch über die gesamte Spielzeit gesehen ist das neue, achte Studiowerk stärker, in sich stimmiger, mächtiger. Die Rückbesinning auf die eigenen Wurzeln hat Brian Warner hörbar gut getan, zumal es kaum Füllmaterial gibt und auch die kleinen Intros und Outros der verschiedenen Songs durchaus funktionieren. Selbst das als Bonus Track versteckte „You’re So Vain“, ein Carly Simon-Cover mit einem kleinen Gastauftritt von Johnny Depp, stört nicht. 63 Minuten 80s- und Industrial-Power – willkommen zurück.

VÖ: 27.04.2012
Vertigo Berlin (Universal Music)

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