Serj Tankian – Figure It Out

Serj Tankian

Während sich die Musikwelt fragt, ob System Of A Down nach ihrer überaus erfolgreichen Live-Reunion vielleicht doch noch eine neue Platte aufnehmen, ist Frontmann Serj Tankian längst mehrere Schritte voraus. Vier, um genau zu sein, denn gleich vier neue Alben hat der im Libanon geborene Sänger im vergangenen Jahr geschrieben – einmal Jazz, einmal Electro (gemeinsam mit Jimmy Urine von Mindless Self Indulgence), das Klassikwerk „Orca“ und das rockige „Harakiri“, das im Juli erscheinen wird. Wie der Nachfolger zu „Imperfect Harmonies“ klingen könnte, verrät „Figure It Out“, das mit seinem Gummitwist durchaus zu überraschen weiß.

Mechanisch, beinahe geloopt wirkt das Riff zu Beginn. Eine erste Variation des Refrains setzt ein, unterstützt von bissigen Drums. Sobald sich Tankian in die Strophen stürzt, wird er von wütendem Geballer unterstützt. Ministry zu „N.W.O.“-Zeiten lassen grüßen, das Tempo ist hoch, das Auftreten schroff. Der armenisch-stämmige US-Amerikaner scheint durch eine Flüstertüte zu knurren – ein kurzes Intermezzo, bevor er erneut über den Refrain röhrt, dieses Mal mit mehr Power und der typisch Tankian’schen Gestik. Zwischendurch mal eben ein experimentelles Falsett-Gewitter mit „I-E-A-I-A-I-O“-Schlagseite eingeflochten, schon geht es wieder mit Vollgas voran, erneut durch Blasts, Industrial-Gestik und ein unterdrücktes „fuck, let’s figure it out“ vorangetrieben.

So deutlich die Lyrics dieses Mal ausgefallen sind – Tankian wettert gegen die CEOs dieser Welt, gegen Materialismus und überhand nehmende, den Menschen verdrängende Technisierung – so eigenwillig wirkt der Song. Zwar sollte man sich längst daran gewöhnt haben, dass der System Of A Down-Frontmann gerne mit den verschiedensten Klängen und Genres experimentiert, eine verkappte Ministry-Hommage hat man allerdings nicht unbedingt erwartet. Serj Tankian erwischt den Hörer einmal mehr am falschen Fuß und muss sich einzig vorwerfen lassen, dass „Figure It Out“ eine Spur zu repetitiv ausgefallen ist, so mächtig, eingängig und brutal der Track auch klingt. Laune macht die erste Single dennoch, der erste Eindruck ist mehr als nur positiv.

VÖ: 04.05.2012 (DL-Single)
Serjical Strike / Reprise Records (Warner Music)

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