Paloma Faith – Fall To Grace

Paloma Faith

Als etwas andere Vertreterin der unverschämt eingängigen, bewegenden Soul- und Jazz-Pop-Armada ist die schräge Paloma Faith – gerade in Mode-Dingen ein echtes Unikat – in ihrer britischen Heimat bereits ein Star. Ihr Debütalbum „Do You Want The Truth Or Something Beautiful?“ stieg in die Top 10 ein und hat mittlerweile Platinstatus erreicht. Mit den Singles „New York“ und „Stone Cold Sober“ hat sie es auch in die deutschen Charts geschafft. Auf dem direkten Nachfolger „Fall To Grace“, in UK auf der #2 gelandet, setzt sie ihren eingängig-kauzigen Weg unbeirrt fort.

Dieses Mal gibt es jedoch Licht und Schatten, auch wenn die starken Tracks deutlich überwiegen. Einer dieser Hits ist „Picking Up The Pieces“, Album-Opener und erste Single zugleich. Die Kombination aus Uptempo-Beat, prägnantem Bass, Streichern und Faiths kräftiger, kratziger Stimme geht vor allem im Refrain auf – kein Wunder, dass sie sich mit Platz 7 ihren bislang höchsten Einstieg in die UK-Charts abgeholt hat. „30 Minute Love Affair“ zeigt eine andere, ebenso sympathische Seite, die mehr in Richtung Contemporary-Pop/Rock geht, dezenter Elektronik-Einsatz inklusive; eben genau das, was man sich eigentlich von Nelly Furtado wünschen würde. In „Let Me Down Easy“ stimmt alles: wuchtiger, dumpfer Beat, dezent verwirrende Samples mit Lenny Kravitz-Schlagseite und ordentlich Soul in der Stimme zu Disco-Downbeat-Klängen.

Problematisch ist dieses Mal ausgerechnet die Balladenfront ausgefallen. „When You’re Gone“ klingt nach einem Reißbrett-Hatscher von Leona Lewis‚ erstem Album, auch das von Soundtrack-Veteran David Arnold produzierte „Streets Of Glory“ lässt jegliche Magie vermissen. Wie es gehen kann, zeigt das bewegende „Just Be“, in dem Faith, nur von einem Piano begleitet, ihre stimmliche Bandbreite ebenso zeigt wie ihr Gefühl für Soul und Jazz. Krasses Gegenteil, aber nicht minder interessant und sogar Single-tauglich: „Blood, Sweat & Tears“, ein waschechter Disco-Track, der stellenweise an die viel zu früh verschiedene Donna Summer erinnert. Mit dem erneuten Downbeat-Einsatz in „Let Your Love Walk In“ – gewisse Samples erinnern an Dubstep im Zeitlupentempo – macht man ebenso alles richtig.

Sobald sich Paloma Faith dem Balladen-Pop-Duktus hingibt, wird sie ein wenig beliebig, fällt gesanglich nicht weiter auf, wobei auch das entsprechend starke Songmaterial fehlt. Rundherum schneidert sich die 26jährige Britin dafür eine sympathische Melange aus Jazz, Soul und Disco, spielt noch ein wenig stärker mit elektronischen Momenten, gibt sich gleichermaßen unnahbar und dem Volke verbunden. Es darf stellenweise ein wenig nach Diva klingen, ohne sich zur Diva bzw. zum Affen zu machen – so in etwa lässt sich die Ausrichtung von „Fall To Grace“ zusammenfassen. Sympathische Platte, beseelt, etwas eigen und mit leichten Abzügen in der B-Note – auch wenn die Power des Debüts nicht ganz erreicht wird, sollte man auch dem neue Streich von Paloma Faith ein Ohr leihen.

VÖ: 29.06.2012
RCA Int. (Sony Music)

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