Pink Floyd – The Story Of Wish You Were Here

Pink Floyd

Wie setzt man seine musikalische Reise möglichst kreativ und unaufgeregt fort, nachdem man eines der wichtigsten und erfolgreichsten Alben aller Zeiten veröffentlicht hat? Wie rafft man sich ein weiteres Mal auf, ohne unter dem schier unglaublichen Druck zusammenzubrechen? Wie geht man mit Enttäuschungen und zwischenmenschlichen Katastrophen um? Pink Floyd hatten am Erfolg von „The Dark Side Of The Moon“ zu knabbern und begannen sich gleichzeitig mehr und mehr von der ihnen so verhassten Musikindustrie zu distanzieren. Wie das Lieblings-Floyd-Album von Richard Wright und David Gilmour dennoch Form angenommen hat und welches ehemalige Bandmitglied entscheidend für die Entstehung war, verrät die Dokumentation „The Story Of Wish You Were Here“.

Dreh- und Angelpunkt der Dokumentation, die auf DVD und Blu-Ray erscheint, ist die tragische Figur Syd Barrett, kreativer Mastermind des Pink Floyd-Debüts „The Pipers At The Gates Of Dawn“, der sich durch seinen Drogenkonsum selbst ins Aus manövrierte und letztlich komplett aus der Öffentlichkeit zurückzog. Ihm wurde „Shine On Crazy Diamond“ gewidmet, außerdem gibt David Gilmour zu Protokoll, dass er „Wish You Were Here“ nicht spielen kann, ohne dabei an Barrett zu denken. Die Begegnung mit einem aufgedunsenen, beinahe haarlosen Schatten der einst so prägenden Floyd-Figur während den Aufnahme zu „Wish You Were Here“ wirkt wie ein Mahnmal, eine besonders schockierende Episode eines Prozesses, der von zahlreichen Rückschlägen und Selbstzweifeln geprägt war. Pink Floyd zweifelten, ob sie den Erfolg des Vorgängers toppen konnten, hatten kaum Material vorbereitet und überdies mit ihrem wachsenden Unbehagen mit der Musik-Industrie zu kämpfen.

Es sind die stillen Momente, die „The Story Of Wish You Were Here“ großartig machen. Gerade Gilmour und Roger Waters, die „Wish You Were Here“, jeder für sich, im Studio spielen – zu sehen als Teil des 25 Minuten langen Bonus-Materials, das bei der TV-Version ausgespart wurde – wirken in ihren Darbietungen ergreifend. Der Bogen bis zu Live 8 wird gespannt, die Interviews mit Gastsänger Roy Harper und die daraus entstehende Debatte, wie „Have A Cigar“ nun besser geklungen hätte, sowie Cover-Artist Storm Thorgerson und Ronnie Rondell, dem brennenden Mann vom Frontcover, liefern interessante Einblicke hinter die Kulissen eines Albums, dessen Entstehungsprozess zu einer Zerreißprobe, zu einem regelrechten Kraftakt wurde. „The Story Of Wish You Were Here“ ist eine absolut empfehlenswerte Dokumentation, die in den richtigen Momenten auf Archiv-Material des verstorbenen Richard Wright zurückgreift und ebenso die Comic-Welt hinter der Platte beleuchtet. Nicht nur als Pink Floyd-Fan, sondern als Rock-Historiker muss man dieses Feature gesehen haben.

VÖ: 22.06.2012
Eagle Vision (Edel Music Distribution)

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