alt-J – Tessellate

alt-J

Als sich vor fünf Jahren die Kunst- bzw. Literaturstudenten Gwil Sainsbury, Joe Newman, Gus Unger-Hamilton und Thom Green an der Leeds University trafen, war es ein kurzer Weg vom Vorspielen erster Demos zu einer eigenen Band. ∆, also Delta, ist der Name der vier Briten, der jedoch der Einfachheit halb mit alt-J umschrieben wird – jener Tastenkombination, mit der man auf einem Mac besagtes Symbol erzeugen kann. Es verwundert kaum, dass sich die vier Kunststudenten auf Art-Pop/Rock mit Radiohead-Schlagseite verstehen – klingt abgehoben, ist nicht immer einfach nach zu vollziehen. Dennoch schlug das Debüt „An Awesome Wave“ – Achtung, Wortspiel – hohe Wellen bei der Fachpresse. Die bereits dritte Auskopplung „Tessellate“ zeigt auch, warum die euphorischen Reaktionen durchaus berechtigt sind.

Mit Understatement und einem monoton angeschlagenen Klavier bewegen sich alt-J gen „OK Computer“ und die unterkühlte, wenig beseelte Seite von Stateless. Stoisch wirkende Drums und Loops schielen gen Elektronik, die Gitarren kämpfen sich nur unter großen Mühen durch den wabernden Teppich, liefern die entscheidenden Akzente und geben gerade in Richtung ‚Refrain‘, wenn man das denn so nennen will, entscheidende Impulse. Newmans nölender, anklagender Gesang ist es jedoch, der dem Song Farbe verleiht. Während der Dreiminüter immer lauter und intensiver wird, mit einer Vielzahl an Stimmen und Schichten kämpft, behält der Frontmann den Überblick, schmeichelt sich an die Oberfläche und beißt im entscheidenden Moment herzhaft zu.

Was es mit dem dazugehörigen Clip, eine Art moderne Version von Raffaels „Die Schule von Athen“, auf sich hat, erschließt sich nicht so recht – unpassender und leider auch unästhetischer hätte die visuelle Untermalung kaum ausfallen können. Immerhin macht das Download-Bundle einiges her. Gerade die Live-Version aus dem Africa Centre vermittelt Gänsehaut, auch die auf Schlichtheit bedachten Mixes fügen sich gut ins Gesamtbild ein. Doch auch für sich würde „Tessellate“ prima funktioniert, eine Art Antwort auf die jüngere Radiohead-Vergangenheit mit einem Hang zur Elektronik und einem kleinen Mittelfinger gen britische Indie-Konventionen. alt-J können in dieser Form sehr wertvoll sein, nicht nur für Delta Airlines.

VÖ: 13.07.2012 (DL-Single)
Infectious Music / PIAS (Rough Trade Distribution)

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