Lianne La Havas – Is Your Love Big Enough?

Lianne La Havas

Seit ihrem Auftritt in der legendären britischen Live-Musik-Show „Later… With Jools Holland“ im Oktober 2011 liegt die Insel der 22jährigen Londonerin Lianne La Havas zu Füßen. Vier Stunden nachdem sie ihre zwei Songs performt hatte, war ihre monatliche Show im Londoner Club ‚The Social‘ ausverkauft, auch für ihre Januar-Tour waren binnen kürzester Zeit keine Tickets mehr zu haben. Die BBC setzte sie auf ihre „Sound of 2012“-Longlist, MTV und Zeit Online halten sie für eine der größten musikalischen Hoffnungsträgerinnen des Jahres. In Justin Vernon von Bon Iver hat La Havas einen prominenten Fan, als Background-Sängerin von Paloma Faith lernte sie einst, aus ihrem privat gehaltenen Gesang eine Darbietung für die Öffentlichkeit zu machen. Das von ihrem Mentor Matt Hales (Aqualung) co-produzierte Debütalbum „Is Your Love Big Enough?“ verspricht Großes.

Als eine Art Genre-Benderin zwischen Soul und RnB auf der einen, sowie Folk und Singer/Songwriter auf der anderen Seite, kreiert La Havas auf Albumlänge eine faszinierende, eigenständige Klangmelange. Zwischen diesen Stühlen befindet sich beispielsweise der Titeltrack „Is Your Love Big Enough?“ – von Grund auf Singer/Songwriter-tauglich, gewürzt mit klassischen RnB-Claps und der kräftigen Soulstimme der jungen Britin. Musikalisch schlägt sie auf der Skala wahlweise nach unten und nach oben aus. „No Room For Doubt“ beispielsweise ist eine rein akustische Folk-Ballade, unterstützt durch den australischen Songwriter Willy Mason, dessen fragiler, bedeutungsschwangerer Gesang nahe geht, Herz und Seele gleichermaßen berührt.

Deutlich souliger, dennoch reduziert und semi-balladesk gibt sich „Age“, in dem es frech und provokant heißt: „Is it such a problem if he’s old, as long as he does whatever he’s told?“ – Liebe kennt kein Alter, wohl aber Gehorsam. In „Don’t Wake Me Up“ gibt La Havas die Lauryn Hill, stimmlich sehr eindringlich, das leichte ‚Heulen‘ im Refrain geht unter die Haut. „Lost & Found“ als Antwort auf Michael Kiwanukas Retro-Soul hat Charme, „Forget“ wirkt schön kratzig und „They Could Be Wrong“ schielt sogar dezent gen Jazz-Pop. Es sind wenige Noten, die sich wie Balsam auf die geschundenen Mainstream-Radio-Seelen legen, gerade wenn die Britin zum Ende hin immer lauter und eindringlicher wird, bevor diese 190 Sekunden auch schon – viel zu schnell, versteht sich – vorbei sind.

Was dem Album vielleicht fehlt, sind echte Standouts. Die große RnB-Ballade „Gone“ hätte das Potential dazu, schafft es jedoch nicht so recht, im Refrain abzuheben. Es ist dies ein kleiner Makel einer ansonsten tollen Platte. „Is Your Love Big Enough?“ unterstreicht das Talent Lianne La Havas‘, die sowohl als Sängerin als auch als Songwriterin noch auf Jahre hin für Begeisterung sorgen dürfte. Das Debüt der jungen Londonerin bietet 45 Minuten Unterhaltung zwischen zwei so unterschiedlichen musikalischen Polen ohne Längen und Ausfälle. Der große Übersong fehlt noch, aber auch das sollte bloß eine Frage der Zeit sein.

VÖ: 13.07.2012
Nonesuch Records (Warner Music)

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