Passion Pit – Gossamer

Passion Pit

Weniger als fixer Bestandteil sondern eher als Randerscheinung der großen Electro-Pop-Welle um MGMT und Empire Of The Sun tauchten vor wenigen Jahren auch Passion Pit auf mit ihrer Helium-Hymne „Sleepyhead“. Mastermind Michael Angelakos lachte sich fortan eine Band an und spielte das hervorragende Debütalbum „Manners“ ein, das jedoch weitestgehend unterging. Unbeeindruckt von diesem Rückschlag, erscheint nun, drei Jahre später, das unter der Regie von Chris Zane (Mumford & Sons, Les Savy Fav, Friendly Fires) aufgenommene „Gossamer“, das nahtlos an die Klasse des Debüts anknüpft und sich noch eine Spur poppiger gibt.

Die erste Single „Take A Walk“ wirkt beispielsweise ziemlich geradlinig, marschiert bestimmt durch gut vier Minuten elektronisch geschwängerte Popmusik mit einer Prise Rock und einem euphorischen, Synthi-durchzogenen Refrain, der sich binnen Sekunden im Hinterkopf einnistet und seinen rechtmäßigen Platz zumindest einen Sommer lang verteidigen wird. Es bleibt der einzige ‚offensichtliche‘ Hit, obwohl hier nichts kalkuliert oder gezwungen klingt. Nur eine Tür weiter erinnert „I’ll Be Alright“ ein wenig an die Klangwand aus „The Reeling“ und spielt mit den für Passion Pit wichtigen Pitched Vocals. Es fiept und flimmert an allen Ecken, selbst für ein Faux-Dubstep-Breakdown bleibt Zeit.

47 Minuten lang setzen Passion Pit kleine Ausrufezeichen, von Füllmaterial keine Spur. „Mirrored Sea“ experimentiert mit einer Wall of Sound, obskuren Verfremdungseffekten und einer gesanglichen Achterbahnfahrt. Daft Punk treffen hier auf die Pet Shop Boys. „Cry Like A Ghost“ hingegen ist in seiner Eigentümlichkeit wohl mit „Sleepyhead“ seelenverwandt; nicht nur wegen den schrillen Pitched Vocals, die sich durch die schwüle Luft wie ein Messer schneiden, sondern auch der eigentümliche Funk-Bass-Teppich, gleichermaßen kaputt wie eingängig, trifft ins Schwarze. „Love Is Greed“ hingegen erinnert an ein Kinderlied, wirkt Sesamstraßen-tauglich und lässt die Chor-Tradition der US-Amerikaner aus Cambridge, Massachusetts wieder aufleben.

Gerade die beiden letzten Nummern könnten unterschiedlicher kaum sein. „It’s Not My Fault, I’m Happy“ vermischt Britpop-Tradition mit den balladesken Ausflügen der Scissor Sisters, zieht einen sympathischen Refrain auf und kämpft sich durch (zu) viele Stimmen. „Where We Belong“ arbeitet ebenfalls mit ruhigen, nachdenklichen Momenten, hat jedoch eher etwas von 80s-Ausschussware – der einzige Ausfall dieser Platte. Auch wenn das Grande Finale in Wirklichkeit keines ist, weiß „Gossamer“ zu unterhalten. Auf ihrem zweiten Album klingen Passion Pit noch einen Tacken poppiger, ohne sich jedoch verbiegen zu lassen. Experimente nehmen weiterhin eine zentrale Rolle ein, Funk, Synthi-Wände und eine Flut an unterschiedlichsten Gesangslinien drängen sich trotz verstärkter Direktheit auf. Auf dass Angelakos und Konsorten dieses Mal mehr Erfolg zuteilwird.

VÖ: 20.07.2012
Columbia Records (Sony Music)

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