Jack Ladder – Hurtsville

Jack Ladder

Geht eine Stimme um die Welt, muss sie etwas Besonderes in sich tragen. Oder einen langen Weg nehmen, zum Beispiel aus Australien. Auf Jack Ladder trifft beides zu. Sein Bariton trägt die Tiefe eines Lebensweisen, deren Geist die eindringliche Atmosphäre von „Hurtsville“ irgendwo im nirgendwo auffängt, einen Teil des eigenen Herzens ausschüttet und so das Album unnachgiebig seinem ambienten Independent Sound überlässt. Wäre da nicht dieses Nick Cave typische Timbre – ein Zwiespalt zwischen Vorfreude und Verhängnis?

„Hurtsville“ ist nach dem Debüt 2005, „Not Worth Waiting For“, und das 2008 für sein Songwriting ausgezeichnete Nachfolgewerk „Love Is Gone“ Ladders drittes Album. Zusammen mit seiner Band The Dreamlanders aufgenommen, offenbart sich ein gefühlvoller Fluss aus acht ausgiebigen Kompositionen. Ihr spannender Bogen entwickelt sich aus einem Spektrum großflächig aufgetragener Dunkelheit, in der aber klare Konturen dominieren und das unterschwellige Brummen durch nachhaltige, elektronisch pulsierende Melodien überzogen wird.

So entspannt die instrumentale Malerei ihre Linien findet, findet jene erst in Ladders Gesang den wahren Grund ihrer Existenz. Sein Bariton, dem von Natur aus der Blues anhaftet, durchtaucht die tiefgründigen Emotionsschlösser Hurtsvilles in all ihrer Schönheit. Mit „Beautiful Sound“ fangen sie an zu brennen. Es ist ein langsames Feuer, der Beginn des Dramas in Zeitlupe, das alles auskostet. Keine Spur von Freude, weitaus mehr Elend. Das hypnotische „Cold Feet“ singt ein Lied davon. Ein Taumeln in Trance, dabei so bestechend durch seine kühle Distanz.

Vor allem der Titelgebende Song ist ein Sinnbild für die Stimmung von großer Erschöpfung. Durch Flächen, hineinwirkende Gitarren- und Basslaute sowie in sich ruhende Drums inszeniert, entsteht ein mächtiges Volumen. Durchkreuzt vom sperrigen „Position Vacant“ folgen auf das melancholisch treibende „Short Memory“ zwei kontrastreiche Gegenüber: abgehoben in „Dumb Love“, eingefangen durch die intime Nähe von „Blinded By Love“. Bei vollkommen zurückgenommener Instrumentierung gefällt dort vor allem die mehrstimmig gesungene Titelzeile. So simple, so nahe gehend und dadurch aller Müdigkeit zum Trotz auch tröstlich.

Griffen nicht zig Facetten so gekonnt wie flüssig ineinander, würde das finale „Giving Up The Giving Up“ mit beinahe neutralisierender Wirkung verpuffen. So erdet es das Album gekonnt. Die lyrische Spielerei ist zwar nicht durchgehend so hübsch, mitunter etwas klobig, doch ist dies nur bedingt eine Schwäche von Hurtsville. Vielmehr weiß es seine Hörer zu ergreifen. Der anfängliche Zwiespalt verliert sich schnell in der berührenden Brillanz an fruchtbarer Inspiration, Zerstörung, altmodischem Eigensinn und Hingabe in Hurtsville. Wenn Jack Ladder nichts falsch macht, sollte seine Welt nicht länger nur Australien sein.

VÖ: 31. August 2012
Skycap (Rough Trade)

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