Interview mit Mandy Capristo

Mandy Capristo

Fünf Jahre Monrose-Mitglied, ein Solo-Album in den Top Ten, die Single auf Platz 11. Mandy Capristo hat mit ihren gerade mal 22 Jahren bereits mehr erreicht, als sich die meisten ihrer gleichaltrigen Kolleginnen kaum zu träumen wagen. Nach ihrer hochgelobten „Graceful Acoustic Tour“ steht mit dem Musical-Engagement für Peter Maffays neuestes „Tabaluga“-Projekt gleich das nächste Highlight in den Startlöchern. Im Interview mit beatblogger.de verrät die erfolgreiche Sängerin, wie sie mit dem alltäglichen Stress umgeht, welche Bedeutung reine Akustik-Auftritte für sie haben und warum es ihr egal ist, ob sie vor drei oder 300 Leuten spielt.

Momentan startest du mit deiner Solo-Karriere so richtig durch und kannst mit deinem Debütalbum "Grace" beispielsweise schon einen Top 10-Erfolg vorweisen. Wie wichtig ist dir der Erfolg als Solo-Künstlerin und wie hoch sind deine eigenen Erwartungen an dich selbst?

Meine Karriere ist mir schon sehr wichtig, da sie sowohl meinen Job als auch mein Leben bedeutet. Natürlich ist es auch immer viel und harte Arbeit; man versucht sich zu steigern und zu verbessern und kann sich nicht auf dem Erreichten ausruhen. Das sieht von außen zwar immer alles schön und einfach aus, aber in Wirklichkeit muss man ständig am Ball bleiben und kann sich am Ende des Monats auch nie hundertprozentig sicher sein, ob sich die ganze Arbeit ausgezahlt hat. Da hat auch vieles einfach mit Glück zu tun.

Du warst knapp fünf Jahre Mitglied der überaus erfolgreichen Girlband Monrose, ihr habt mehr als 1,5 Millionen Tonträger verkauft. Welche Erfahrungen im Musikbusiness konntest du während der gemeinsamen Zeit sammeln?

Als kleines Mädchen hätte ich mir so eine Zeit wie die mit Monrose nie vorstellen können. Sie war insgesamt sehr spannend für mich, sie hat mich geprägt und war quasi so etwas wie meine Ausbildung im Musikbusiness. Klar musste ich mich in den ersten Jahren erstmal orientieren und vieles lernen, wovon ich heute profitiere. Und da taten mir die Erfahrungen in der Gruppe sehr gut, weil ich damals als 16-Jährige noch gar nicht so richtig wusste, wo ich musikalisch hin gehöre und was meine Ziele sind. Da hätte eine Solokarriere in diesem jungen Alter überhaupt nicht funktioniert. Heute weiß ich es dafür ganz genau mit all den schönen Erlebnissen im Rücken, die man mittlerweile auch ganz anders schätzt als früher. Rückblickend würde ich die Jahre mit Monrose als die schönsten und gleichzeitig persönlich wichtigsten in meinem Leben beschreiben.

2001 hast du bereits im Alter von 11 Jahren den Kiddy Contest in Österreich gewonnen. Hattest du schon dort den Berufswunsch Sängerin oder wie bist du grundsätzlich zur Musik gekommen?

Musik war schon immer sehr natürlich für mich. Ich hatte nie den inneren Zwang, unbedingt ein Star zu sein, aber selbst meine Familie konnte sich mich nie hinter einem Büroschreibtisch oder auf der Uni vorstellen. Sie wussten genau, dass ich damit nie glücklich werden würde. Auch ich habe mich, seit ich klein war, immer auf einer Bühne gesehen, alles andere wäre mir auf Dauer einfach zu langweilig geworden. Ich glaube daher wirklich an Energien und den Grundsatz alles schaffen zu können, wenn man wirklich für seinen Traum lebt.

Wurde dir das musikalische Talent da gewissermaßen in die Wiege gelegt bzw. kommst du generell aus einer künstlerischen Familie?

Meine Familie ist schon sehr kreativ, aber musikalisch ist jetzt keiner professionell unterwegs, obwohl wir generell einen großen Bezug zur Musik haben.

Fünf Jahre später folgte dann der Durchbruch mit Monrose, nebenbei warst du als Model, Moderatorin und Botschafterin der "Bundesstiftung Kinderhospiz" unterwegs. Wie muss man sich einen Tagesablauf mit proppevollem Terminkalender vorstellen und wie gehst du mit dem ständigen Stress um?

Es kommt darauf an, wie der Tag aussieht beziehungsweise welche Aufgaben anstehen. Mal habe ich ein Fotoshooting, wo ich ganz früh an der Location sein muss, mich in die Maske setze und anschließend diverse Outfits fotografiert werden. Wenn ich, so wie jetzt, auf Tour bin, kann man schon mal ein bisschen länger ausschlafen, kommt zum Soundcheck, macht Proben, baut das Bühnenbild auf und so weiter. Das Tourleben ist natürlich auch anstrengend und aufregend, aber insgesamt deutlich entspannter als der normale Alltag, zum Beispiel auf Promo-Reisen. Dort versucht man dann so viel Interviews wie möglich zu geben, was ja auch total Spaß macht, aber abends ist man dann schon ziemlich geschafft. Besonders wenn Promotermine bei Radiosendern anstehen, die teilweise sehr früh beginnen, frage ich mich schon manchmal morgens, wie ich den Rest des Tages noch anständig über die Bühne bringen soll. Das geht dann logischerweise auch oftmals einige Wochen hintereinander und abends fühle ich mich dann kaum noch in der Lage, mit Freunden oder der Familie zu telefonieren, weil ich einfach zu müde bin. Während der Tour wird man bei den Auftritten von den Fans dann für das belohnt, wofür man vorher so hart gearbeitet hat, und das gibt einem wieder unheimlich viel Kraft und Motivation zurück.

Deine "Graceful Acoustic Tour" hat dich jetzt in sieben Städte nach Deutschland, Österreich und in die Schweiz geführt. Welche Atmosphäre herrscht besonders in kleineren Locations bei deinen Auftritten und welchen Reiz hat es, unplugged zu spielen?

Am Anfang war ich ein wenig ängstlich, weil ich überhaupt nicht wusste, was mich erwartet und vor allem, wie weit ich gehen kann, da man ja immer versucht das zu machen, worin man sich am sichersten fühlt. Da ist schon einiges in mir passiert während der Tour und von Mal zu Mal wird man souveräner auf der Bühne. Jetzt ist gerade der Moment, wo wir noch 30 weitere Konzerte dranhängen könnten, weil wir mittlerweile so eingespielt sind. Die Atmosphäre speziell in kleineren Clubs vor ein paar hundert Menschen ist immer ganz besonders echt und ich habe das Gefühl, meinen Fans noch nie so nah wie diesmal gewesen zu sein. Irgendwie hat sich da mit der Zeit ein Schalter umgelegt: Ich war noch nie der Typ, der besonders gerne moderiert oder irgendwie extrem laut ist, deswegen habe ich mir gesagt: „Sei einfach du und sprich über deine Gefühle, denn es gibt dort Menschen, die es interessiert und die hören möchten, wie es dir geht.“. Aus diesem Grund haben wir diesen ganzen Konzertrahmen auch wirklich reduziert auf Cello, Klavier, Gitarre und meine Stimme, ohne große Kostümwechsel oder Vorbereitungen wie bei einer Welttournee. Mir ging es darum, den Fans so viel wie möglich von ihrem Support zurückzugeben und ihnen auch neue, echte Facetten von mir zu zeigen. Ich finde es jedes Mal schön in den Kommentaren im Netz zu lesen, wie überrascht die Leute sind, weil sie teilweise ganz unbekannte Seiten an mir entdeckt haben und auch die intime Atmosphäre, wie bei einem gemütlichen Abend, sehr schätzen. Selbst wenn bei einem Auftritt mal nicht so viele Menschen dabei sind – und mir ist es wirklich egal wie viele kommen – freue ich über jeden Einzelnen, den ich unterhalten und dem ich ein paar schöne Stunden schenken konnte.

Auch dein soziales Engagement ist beachtlich, beispielsweise setzt du dich bei der "Aktion Deutschland hilft" für Opfer von Hungerkatastrophen in Ostafrika ein. Welchen Stellenwert haben für dich soziale Projekte wie dieses?

Es ist eigentlich noch viel zu wenig, was man da macht. Ich schäme mich fast, dass ich nicht aktiver in solchen Belangen bin, da mir oftmals einfach die Zeit dafür fehlt. Mir ist bewusst, dass ich mit 22 alles im Leben habe, was ich brauche, und es leider immer noch viel zu viele Menschen auf der Welt gibt, die hungern und ohne weitere Grundbedürfnisse auskommen müssen. Wir hier in Deutschland werden mit allem versorgt, was für einen gewissen Lebensstandard notwendig ist; egal ob wir arbeits- oder obdachlos werden, eine Grundsicherung ist immer gegeben. Daher setze ich mich wirklich gerne für soziale Projekte ein, auch wenn ich mich selbst immer noch weiter verbessern und antreiben muss. Dieses Zeichen versuche ich meinen Fans weiterzugeben, dass jeder eine Stimme hat und sie auch einsetzen sollte, um gemeinsam etwas erreichen zu können. Gerade für meine Generation finde ich es sehr wichtig, die Dinge in die Hand zu nehmen, denn wir sind es, die die Zukunft mitgestalten können und diese Chance auch ergreifen sollten. Ich hoffe, dass ich mich da mit der Zeit auch noch weiter einbringen kann.

Nach dem tollen elften Platz für deine erste Single "The Way I Like It" lief es auch für das Album sehr erfolgreich. Wie würdest du das Konzept von "Grace" musikalisch und textlich beschreiben?

Das Kernthema ist eindeutig die Liebe. Es sind Songs enthalten, die den Mädels wichtige Botschaften mit auf den Weg geben, zum Beispiel dass Liebe einerseits wunderschön und manchmal auch ganz schlecht sein kann, solche Zeiten aber auch wieder vorbeigehen. Genauso wie es früher für mich Songs gab, die mir in bestimmten Situationen geholfen haben, sollen die Titel meinen Fans die Kraft geben, wenn sie sie brauchen. Da es ja mein erstes eigenes Album ist, habe ich musikalisch versucht das zu machen, was ich am besten kann und wo meine Stärken liegen. Bei mir war das definitiv Popmusik meets Rock, Soul und RnB, wobei ich auch jetzt schon weiß, dass ich mit meinem zweiten Album in eine ganz andere Richtung gehen und mich ein bisschen ausprobieren möchte, da ich auf jeden Fall noch nicht da bin, wo ich vielleicht schon gerne sein würde. Textlich war es mir besonders wichtig, authentisch und persönlich rüberzukommen, und auch eigene Erfahrungen mit einfließen zu lassen. Wir haben alle Instrumente neu einspielen lassen, um einen frischen Sound zu kreieren, der auch zu den Lyrics passt.

Nun steht auch noch ein weiteres großes Projekt vor der Tür: Ab Oktober wirst du mit Peter Maffay auf große "Tabaluga"-Tour gehen und dort die Eisprinzessin Lilli spielen. Wie ist diese Zusammenarbeit entstanden und wie groß ist die Umstellung von der reinen Sängerin zur Musical-Darstellerin?

Ich war im Studio und habe eine Anfrage von Peter bekommen, ob ich nicht Lust hätte, ihn bei seinem neuen Projekt zu unterstützen. Daraufhin haben wir uns getroffen, er hat mir den Song vorgespielt und wir haben uns auf Anhieb wirklich sehr gut verstanden. Dann gab es eine ganz lange Promo-Reise, wo ich viele wertvolle Erfahrungen auch hinsichtlich Peters Arbeit mitgenommen habe und nachher genau wusste, dass das absolut zu mir passt. Da ich auch schon früher bei „Tabaluga“ aufgetreten bin, freue ich mich extrem auf die anstehende Tour. Es wird natürlich von der Musik her anders sein, aber alleine schon wegen der ganzen Leute eine spannende und bestimmt auch lustige Zeit.

Wie sehen deine Pläne für die kommenden Monate aus? Wann und wo können dich die Fans in Kürze sehen?

Wir gehen das alles Step-By-Step an. Jetzt liegt erstmal die Akustik-Tour hinter uns, dann habe ich jeden Tag Shootings, über die man nicht immer detailliert sprechen darf, ab Oktober sind wir dann mit „Tabaluga“ in ganz Deutschland auf Tour. Es wird aber auf jeden Fall noch eine neue Single nach „Closer“ geben, bevor ich mich dann im nächsten Jahr langsam an mein zweites Album begebe. Trotzdem fände ich es auch nicht schlecht, wenn es demnächst mal einen Monat ruhiger zugehen würde, da das letzte Jahr doch ziemlich anstrengend und arbeitsintensiv war, auch wenn ich natürlich für jede Sekunde sehr dankbar bin.

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