Captain Planet – Treibeis

Captain Planet

Erde, Feuer, Wind, Wasser und Punkrock – mit der Kinderserie aus den 90ern haben Captain Planet nur den Namen gemein, nicht aber den grünen Vokuhila. Den vier Mannen aus Hamburg sei es gedankt, denn während es fußballerisch mit der Stadt im hohen Norden langsam aber sicher wieder bergauf geht, setzt intelligenter Punkrock zwischen Hot Water Music, Dackelblut und Turbostaat die richtigen Zeichen. Mit dem Wechsel zu Zeitstrafe ging es nicht etwa in die Penalty Box, sondern direkt ins Studio, wo „Treibeis“, ihr drittes und bislang bestes Albums, eingespielt wurde.

Knapp 31 Minuten auf den Punkt gezockt, schnörkellos und textlich höchst anspruchsvoll – Captain Planet machen vieles richtig, eröffnen mit der Video-Auskopplung „Pyro“. Einfach mal alleine sein, einfach mal weg, endlich ‚Nein‘ sagen, endlich Ego. Dahinter „Sand in den Augen“, ein wenig mehr Rock, ein bisschen Dissonanz, ein Hauch von Ausbruch. Und noch weiter dahinter diese Armada an Hits: „Stichling“ bleibt hängen. Norwegen geht nicht unter, die Beziehung schon. Captain Planet werfen dem Hörer abstrakte Bilder mit konkretem Subtext vor die Füße, gehen straight nach vorne, zeigen Biss und punkten mit einem hymnischen, unverschämt eingängigen Refrain.

Überhaupt, diese Eingängigkeit: Jan Arnes Gesang ist gleichermaßen kernig, bissig und doch weich genug, um seine Bärbeißigkeit in eine Art Schmusedecke zu wickeln. Tut schon mal weh, schlussendlich gibt es aber immer eine Versöhnung; nicht aber mit dieser Platte, denn warum versöhnen, wenn es nicht notwendig ist? „Treibeis“ ist von vorne bis hinten stimmig, hat die richtigen Songs am Start („Spinne“, „Nest“, das treibende „Aus alt macht neu“) und endet mit dem sehnsüchtig anmutenden „Gehwegflattern“ doch viel zu schnell. Finger auf die Repeat-Taste. Und wieder. Und wieder. Und wieder – es brennt so schön. Auf ihrem dritten Album erklimmen Captain Planet ganz locker den deutschsprachigen Punkrock-Thron und werden sich davon nicht so schnell vertreiben lassen. Recht so.

VÖ: 12.10.2012
Zeitstrafe (Cargo Records)

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