House Of Dolls – Welcome To The Department Of Nuclear Medicine

House Of Dolls

Aus den Tiefen Irlands – wahlweise auch mitten aus Dublin; je nachdem, was man bei diesem Typus Musik für romantischer und passender befindet – schlagen House Of Dolls auf, die weder etwas mit Puppenhäuschen noch mit NS-Freudenhäusern zu tun haben. Das Quartett aus – eh wissen – versteht sich auf bissigen, treibenden Rock’n’Roll mit psychedelischer Schlagseite und einem Hauch Shoegaze. Wer sich auf Black Rebel Motorcycle Club, My Bloody Valentine und This Love Is Deadly versteht, wird an „Welcome To The Department Of Nuclear Medicine“ seine Freude haben.

Wer braucht schon Freundschaft, wenn er ohrenbetäubende Distortion hat? „I Thought You Were My Friend“ eröffnet mit bratenden, stark verzerrten Gitarren und gelegentlichen melodischen Einschüben, über die Stephen White einige Zeilen singt. Die ätherischen, betont eingängigen Passagen erinnern in ihren Gesangsharmonien interessanterweise an Trail Of Dead, ohne ansonsten auch nur irgendetwas mit dem progressiven Wahn der Texaner gemein zu haben. Dafür schimmern die bereits erwähnten Black Rebel Motorcycle Club immer wieder durch, werden in „Murder Machine“ durch poppige Momente und, um ein aktuelles Topwerk heranzuziehen, Toy-Schlagseite angereichert – eine Prise Pop, ein bisschen Dickicht, ein paar wirre Gesten gehen hier Hand in Hand.

So geht es munter weiter in wechselnder Intensität. Zu den Highlights zählt zweifelsohne „All I Need“, eine kaputte Halb-Ballade mit Placebo-Romantik und eingebautem Selbstzerstörungs-Mechanismus. Der Sound mag noch so dicht klingen, der Bass noch so munter schrubben – die Gitarre scheint stellenweise alleine, sich selbst überlassen, dem Kampf mit den Gezeiten ausgesetzt; ein sympathischer Twist, der durchaus an die Substanz gibt. Wer es eingängiger mag, wird sich auf „Prostitutes“ stürzen, auch der manische Rocker „American Dream“ mit Feel-Good-Refrain funktioniert eigentlich immer.

Längere, verwegene Stücke der Marke „Ills“ und „No Excuses“ sind das sprichwörtliche Salz in der Suppe, zeigen die Iren in der Breite besonders gut aufgestellt, scheinen vor Spielfreude förmlich überzugehen. Wirklich „nukular“ ist dieses Album allerdings nicht, als Medizin ebenso wenig zu empfehlen, denn die düstere Grundstimmung – so schelmisch auch manch Refrain zwinkern mag – ist gerade für depressive Patienten reines Gift; anders gesagt: Freude ist hier keine im Häuschen (höhö…). Was „Welcome To The Department Of Nuclear Medicine“ bietet, ist kurzweilige Unterhaltung, eine kleine Zeitreise und Distortion satt. House Of Dolls haben die richtigen Songs am Start, haben mit kleineren Durchhängern kein Problem und lassen auf einen baldigen Nachfolger hoffen.

VÖ: 12.10.2012
Noisolution (Indigo)

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