Manowar – The Lord Of Steel

Manowar

So kann’s auch kommen. Waren Manowar 2002 mit „Warriors Of The World“ nicht zuletzt dank ihrer Spaß-Auftritte bei Stefan Raab in aller Munde (der ausgekoppelte Titeltrack entwickelte sich gar zum Top 20-Chartbreaker), stank der 2007 veröffentlichte Nachfolger „Gods Of War“ so richtig ab. Die kurzzeitige Platz 2-Platzierung konnte nämlich nicht verbergen, dass die krude Mischung aus übertriebenem Bombast, massenhaft eingestreuten Textfetzen und ein wenig Metal bei den Fans ganz und gar nicht ankommen wollte. Doch bei „The Lord Of Steel“ sollte in diesem Jahr alles anders werden – mehr Druck, mehr Härte, mehr Metal! Was folgte, war zunächst jedoch ein ziemliches Veröffentlichungschaos und das Werk erschien im Sommer erst mal nur als digitaler Download inklusive Spar-Coverartwork. Musikalisch haben Manowar jedoch Wort gehalten, denn das Werk stellte sich tatsächlich als phänomenale Rückkehr zu alten Tugenden heraus. Ab sofort werden sich endlich auch die Freunde der klassischen Silberscheibe an „The Lord Of Steel“ erfreuen können.

Und von Freude kann man hier wirklich sprechen, denn das Album ist glücklicherweise sehr reich an Höhepunkten. Gleich der furiose Opener „The Lord Of Steel“ ist schon als Volltreffer zu bezeichnen. Wer den epischen Band-Exkursen von „Gods Of War“ nichts abgewinnen konnte, wird den rauen, reinrassig metallischen Charme des Songs geradezu lieben. Während Gitarre, Bass und Schlagzeug im Hause Manowar wieder die Oberhand gewonnen haben, wurden Bombast und Kitsch auf ein absolutes Minimalniveau zurückgefahren. Dies gilt auch für die ähnlich starken Metal-Kracher „Expendable“ und „El Gringo“. Besonders letzterer Titel bietet mehr Manowar als das komplette letzte Album. Doch „The Lord Of Steel“ hat auch seine epischen Momente, die besonders beim erhabenen „Born In A Grave“ und der durchaus ergreifenden, aber dennoch leicht kitschigen Ballade „Righteous Glory“ zum Tragen kommen. Übertroffen werden beide Songs von der phänomenalen Abschlusshymne „The Kingdom Of Steel“, die selbst das glorreiche „Heart Of Steel“ vor Neid erblassen lässt. Der Song ist derart stark ausgefallen, dass er den Kauf des Albums selbst dann rechtfertigt, wenn man bereits die Download-Fassung besitzt.

Ist „The Lord Of Steel“ damit das beste Manowar-Album aller Zeiten? Nun, das sicher nicht, aber das beste seit dem genialen „The Triumph Of Steel“ ist es auf jeden Fall. Dafür sorgt neben der hohen musikalischen Qualität auch das finale Coverartwork von Ken Kelly, das zu Manowar wie die Faust aufs Auge passt. Dass „The Lord Of Steel“ nicht die Höchstnote erzielen kann, liegt an einigen wenigen Kritikpunkten, die glücklicherweise an einer Hand abzuzählen sind. So hätte die Produktion auf der einen Seite klarer, auf der anderen Seite druckvoller ausfallen können. Auch ist nicht jeder Song ein Volltreffer geworden, so ist „Manowarriors“ beispielsweise selbst für Manowar etwas zu klischeehaft ausgefallen, während „Annihilation“ musikalisch nicht zu überzeugen weiß. Doch letzten Endes handelt es sich hier um Mäkeln auf hohem Niveau, denn wichtig ist nur, dass Manowar endlich wieder zu alter Form zurückgefunden und mit „The Lord Of Steel“ – zumindest was den True Metal-Bereich betrifft – eine der besten Genre-Scheiben des Jahres abgeliefert haben.

VÖ: 19.10.2012
Magic Circle Entertainment (AL!VE)

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