Epic Fail: Worst of 2012

Wo seid ihr, verdammte Mayas?

Wenn du glaubst, es geht nicht mehr, kommt von irgendwo der Müllkübel her. Das Unwahrscheinliche ist eingetreten: 2012 war ein weiteres grausames Musikjahr, der Weltuntergang wurde auf unbestimmte Zeit verschoben, Besserung ist nicht in Sicht. Doch welche Vergewaltigungen von Hammer, Amboss und Steigbügel schlugen dem Fass der Fassungslosigkeit den Boden aus?  Ein weiteres Mal werden die grauenvollsten Songs vorgestellt, 20 atonale Weisheiten in dunkelbeige. Ausgeklammert werden jene Titel, die sich bereits eigene Einträge „verdient“ haben, nämlich  „Is It Love?“ von Kim Gloss und Rocco Stark sowie „Miracle“ von Melouria. Auch über Queensberry wurde bereits viel zu ausführlich gesprochen. Was bleibt? Viel zu viel. Hit the ‚music‘.


20. Missy Elliott feat. Timbaland – 9th Inning
Eigentlich müsste man Missy Elliott höchsten Respekt entgegenbringen, denn sie versucht tatsächlich das Comeback nach einer schweren Autoimmunerkrankung, die sie eine halbe Ewigkeit außer Gefecht setzte. Tat man auch, zumindest bis sie ihre beiden neuen Singles vorstellte, beide mit Sport-Metaphern ausgestattet. Negativ-Highlight dieses infernalen Doppels ist „9th Inning“, dass sich auf die entscheidende Phase eines Baseball-Spiels bezieht und damit zeigen will, dass Missy Steherqualitäten hat; Qualitäten, die nicht einmal eine Packung Viagra in die Vertikale bringen könnte. Zu einem Anti-Beat, den Timbaland ver- und erbrochen hat – seine Raps haben tatsächlich „Shock Value“ – kündigt die Veteranin an, sie würde wieder Hits machen. Ihren Klassiker „One Minute Man“ ruft man sich beinahe automatisch in Erinnerung; schließlich ist es kaum möglich, dieses Werkstück länger als eine Minute zu ertragen.

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19. Großstadt Freunde – Schloss
Der Titelverteidiger ist wieder da. Dschäi heißt zwar Khan, kann aber nach wie vor nicht sonderlich viel. Immerhin hat Bettina dieses Mal ihre Brüste weggepackt, dabei aber auch gleich ihr Gesicht verhüllt. Großstadt Freunde heißt das Projekt, dessen Musiker zunächst verkleidet auftraten. Nach der gefloppten ersten Single waren Lack und Masken ab, der gute Jay steckte zur Überraschung aller – als ob man den Nicht-Gesang nicht bereits erkannt gehabt hatte – dahinter und veröffenlichte „Schloss“. Der seichte Schlagerpopper will ein Schloss aus Sand, „aus purer Fantasie“ bauen. Der erhoffte Schritt zurück ins Rampenlicht war wohl ebenfalls „pure Fantasie“. Von seiner 18jährigen Freundin hat sich Khan mittlerweile getrennt. Ob er nicht wollte, dass sie ihn nackt sieht, ist nicht überliefert.

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18. Hot Banditoz – Life Is So Strong
Für LaViVe, eines von vielen „Popstars“-Frankenstein-Experimenten, hat es nicht gereicht, dafür ist Diba Hakimi nun bei Hot Banditoz eine Bank. Bevor die Banditen zu namenlosen Plattenverwurstern (aka DJ Nameless) wurden, hatten sie mit „Veo Veo“ und „Shake Your Baila“ noch Sommerhits in Zeiten, als es solche noch gab. Heute tritt man in Skihütten und auf Ballermann-Feten auf. „Welcome to the rhythm party“ – auch wenn der Dschungelcamp-Teilnehmer Silva Gonzales so aussehen mag, lädt er nicht auf eine Dildo-Party ein. Führt man sich jedoch das billige Arrangement, den Plastik-Gesang und die ungelenken Dancemoves im dazugehörigen Clip vor Augen und Ohren, wäre ein Plastik-Genital sicherlich die bessere Alternative gewesen.

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17. Joey Heindle – Die ganze Welt dreht sich um dich
Von wegen „Image ist nichts“: Joey Heindle ist nach wie vor der Verpeilte bzw. Treudoofe der neunten DSDS-Staffel, bei der er den fünften Platz erreichte und damit den Grundstein für seinen Dschungelbesuch 2013 legte – eine Sache, die unter dem Niveau eines Pietro Lombardi ist, wie die IQ-Resterampe kürzlich zu Protokoll gab. Heindle wird natürlich eine neue Single veröffentlichen, die dank TV-Präsenz in die Charts schießen soll. Wie das klingen kann, zeigt „Die ganze Welt dreht sich um dich“, ein an sich standardisierter, inhaltsarmer Deutsch-Pop-Track ohne jeglichen Charme, Esprit, frei von Musikalität und Emotion. In diese illustre Runde schaffte es „der verrückte Stiefel, der wo nie aufhört zu gehen“ vor allem durch das Video, in dem er sich die Hände wäscht und wie ein Irrer durch den Regen stolpert. Nicht nur, dass der Stiefel stinkt, those boots certainly weren’t made for walking.

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16. La Mica feat. Polina & Miami Inc. – So Much Love
„Germany’s Next Topmodel“, „Big Brother“, „Das Supertalent“, „Das perfekte Dinner“ und Dschungelcamp – Micaela Schäfer weiß, wie man sich mit zwei schlagkräftigen Argumenten in der deutschen Medienlandschaft etabliert. Als DJane legt die gute Dame auch schon oben ohne auf. Irgendwie muss man ja von der Musik ablenken, wenn dabei so etwas wie „So Much Love“ herauskommt, ein 08/15-Dancetrack, dessen stark bearbeitete Vocals gewissermaßen zur Interpretin passen. Auf Stefan Raabs Frage, wie schnell der Song denn sei, erklärte sie Stolz, der Track habe 30.000 bpm. Da wurde wohl jemand mehr als nur einmal ordentlich durchge…schüttelt.

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15. Gabry Ponte feat. Pitbull & Sophia Del Carmen – Beat On My Drum
Damals, gleich nach dem Krieg, waren Eiffel 65 mit „Blue“ und „Move Your Body“ der heiße Scheiß. Ihr Stern ist mittlerweile ebenso untergegangen wie die große Italo-Dance-Welle, was für DJ Gabry Ponte jedoch nicht bedeutet, dass er sich aus dem Rampenlicht verabschieden muss. Wie sich das für einen europäischen Plattendreher gehört, arbeitet auch er mittlerweile mit Pitbull zusammen, der fleischgewordenen „Men in Black“-Arschfalte. „Beat On My Drum“ versteht sich auf Latin-Dance-Pop mit seichtem Gesang und gewohnt gruseligen, sinnentleerten Raps. Es ist übrigens eine von mehr als 25 Singles in Deutschland, an denen Pitbull in diesem Jahr beteiligt war. Man möchte wahrhaft auf etwas anderem herumtrommeln, bevorzugt mit den Gebeinen von Gigi D’Agostino.

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14. Leony! – Shopping Queen
Bei VOX wird um die Wette gekauft – nein, nicht etwa alte Platten des namenlosen Gewinners der zweiten „X Factor“-Staffel, sondern in der Show „Shopping Queen“, heiß geliebt und betont anspruchslos. Der gleichnamige Song kommt von Leony!, die selbst ohne Ausrufezeichen kaum auffällt. Warum die Schauspielerin, Moderatorin und Synchronsprecherin singen darf, ist unbekannt. Gut, von Gesang kann man in diesem Zusammenhang nicht sprechen, denn das blonde Atzengift suhlt sich in Autotune, unterstützt von Jahrmarkt-Beats. Davon, dass die gute Dame seit August Schauspielunterricht nimmt, merkt man herzlich wenig; es sei denn, man hält die Mimik einer dem Ertrinken nahen Gummipuppe für faszinierend. Als potentielles Bodydouble für Carmen Geiss gilt die Karriere nach der „Karriere“ bereits gesichert.

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13. apl.de.ap – Fly
Während die Black Eyed Peas, besser bekannt als Patrick Swayzes Todesengel, Einsicht mit der Menschheit hatten und sich weiterhin eine Auszeit nehmen, bleibt Platz für Soloprojekte. Völlig untergegangen sind die Beiträge von apl.de.ap, die sich kaum als Musik per se identifizieren lassen. Dabei beginnt „Fly“ nach sirenenartigen Klängen noch halbwegs harmlos. Wer auf quietschige Konservenbeats und recycelte 90s-Synthis zu einem Stimmchen, das an einen Duftbaum erinnert, steht, wird die ersten 90 Sekunden genießen. Danach: eine kakophonische Aneinanderreihung von schrillem, unsinnigen Sondermüll ohne jeglichen logischen Aufbau. Verkauft hat sich das nicht, mitbekommen hat diesen Release kaum einer. Ob das der Sargnagel für die Solokarriere der Erbse war? Bestimmt gibt es eine Ap(p) dafür.

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12. Sak Noel – Paso (The Nini Anthem)
Die Sak Noel-Saga geht weiter. Nach einem kräftigen „WTF“ geht es ihm nun um „Paso“, natürlich erneut frech aus dem LÜK-Kasten zusammengeklaubt. „I’m telling you mama, there’s no need for a drama“ – Noel beschreibt die Nini-Generation, der es einzig um Partys nonstop geht. Sozialkritisch wie der Spanier nun einmal ist, schmückt er das dazugehörige Video mit SMS-Nachrichten, piept das böse B-Wort (nein, nicht Bro’Sis) aus und lässt die Sprecherin des Songs in bester Rebecca Black-Manier die Wochentage aufzählen. Bravo, Sak Noel, du hast gezeigt, wie eine von RTL 2 produzierte Folge der „Sesamstraße“ aussehen würde.

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11. Trackshittaz – Woki mit deim Popo
Beifallsstürme, Finalteilnahme, Jury-Liebling – 2011 versöhnte Nadine Beiler ein ganzes Land mit dem Eurovision Song Contest. Nur ein Jahr später belegten Trackshittaz den abgeschlagenen letzten Platz im Halbfinale für Österreich. Aber mal ehrlich: Wer hätte denn ahnen können, dass das ESC-Publikum einen Song über weibliche Hinterteile im Mühlviertler Dialekt, der live mit leicht bekleideten Ischen, Pole-Dancing-Choreographie und Neon-Effekten dargeboten wurde, nicht annehmen würde? Dabei hat die verspätete Antwort des proletarischen Austro-Prekariats auf Mystikals „Shake Ya Ass“ durchaus Poetisches zu bieten. Besser als „Dei Popo hat Gefühle“ kann man Blähungen und Dünnpfiff nicht umschreiben.

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10. DJ Happy Vibes feat. Jazzmin – Egoist
Wer braucht schon den DJ der guten Laune, wenn er DJ Happy Vibes haben kann? Andreas Hofmann hat gerade durch seine Plattendreher-Aufbauarbeit in der ehemaligen DDR so etwas wie Kultstatus, was jedoch die Allgemeinheit nicht vor zig Releases mit seinem Side- bzw. Asskick Jazzmin schützt. Zu ganzen sechs Singles hat es im abgelaufenen Jahr gereicht, alle auf CD erschienen, keine davon in den Top 100 klassiert. Warum das so ist, demonstriert „Egoist“ mehr oder minder eindrucksvoll: plattester, billiger Schlager, gesanglich sich der Null-Grad-Kelvin-Marke annähernd. Natürlich geht es um große Gefühle, natürlich wird eine gescheiterte Beziehung besungen, natürlich ist der dazugehörige Clip Bockmist. Der Niveaulimbo manifestiert sich in der Performance des langmähnigen Gigolos mit dem auffälligen Laufstil. Man glaubt zu meinen, er sei nicht zum ersten Mal in dieser Position (hihi…) gewesen.

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09. Lil Jon feat. LMFAO – Drink
Es gibt noch so etwas wie Hoffnung: LMFAO nehmen sich eine Auszeit auf unbestimmte Zeit. Wer „Drink“, das gemeinsam mit Lil Jon erarbeitete Kapitalverbrechen gehört hat, versteht auch, dass dies die einzig richtige Entscheidung ist. Der selbsternannte King of Crunk ist selbst in den USA mittlerweile zu einer obskuren Randerscheinung geworden, versucht aber weiterhin verzweifelt an den Erfolg von „Get Low“ anzuknüpfen. Passend zum großen Hit geht die Hemmschwelle noch weiter runter. Jons Schreie, die an die Häutung eines Grizzlybären bei lebendigem Leib erinnern, lassen Ushers Support von Justin Bieber erstmals in einem halbwegs verständlichen Licht (gut, nicht wirklich) erscheinen. Ob das weiße Rauschen im Hintergrund als Musik durchgeht, muss man für sich selbst entscheiden. Wenn LMFAO-Raps tatsächlich das Highlight eines Songs sind, muss etwas gründlich schief gegangen sein.

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08. Die Atzen / Frauenarzt & Manny Marc – Looki Looki
Was wäre ein Jahresrückblick ohne Die Atzen? Keine Ahnung, man wird Dr. Stefan Frank und seine Posse einfach nicht los. Auch 2012, obwohl kommerziell nicht annähernd so erfolgreich wie in der Vergangenheit, haben die Reiter der Absurdokalypse fleißig neues „Material“ veröffentlicht. Dass es offensichtlich immer noch tiefer geht, zeigt „Looki Looki“, aufgebaut um einen Schlachtgesang und die oh so kreative Feststellung, dass man glotzen darf, sofern man nicht anfasst. Lyrisches Lowlight: „Looki looki, gucki gucki […] Muschi, Muschi, große Glocken, Bikini, Bikini, alle glotzen. Nicht verboten, ganz normal…“ – Hugo Ball und Hans Arp rotieren unter der Erde. Ob es 2013 besser wird? Kaum anzunehmen.

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07. Indira Weis feat. Bhangra Brothers – Indian Electro Pop
Casting-Hintergrund, Dschungelcamp, (Schein-)Romanze mit Jay Khan, Promiboxen gegen Micaela „La Mica“ Schäfer, Beziehung mit Atze Manny Marc – Indira Weis verkörpert all das, was diesen Rückblick ausmacht. Kaum ein zweiter „Künstler“ (alternativ sind hier die Begriffe „Erscheinung“ oder „Ekki-Ekki-Ekki-Ekki-PTANG. Zoom-Boing. Z’nourrwringmm“ zu verwenden) passt besser in diesen Rückblick. Neben latenter Dummdröseligkeit macht Indira auch noch Musik. „Indian Electro Pop“ war ihre Einlauf-Hymne beim Promiboxen, wobei „Einlauf“ gewissermaßen passt. Gemeinsam mit den Bhangra Brothers, im Titel des Youtube-Clips noch dazu falsch geschrieben, trällert sie leicht schief und natürlich überhaupt nicht nachbearbeitet (gesanglich und… eh wissen) einen bizarren Refrain, der wie eine Aneinanderreihung indischer Klischees klingt; eine Dehli-kate Angelegenheit.

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06. JulZ – Kein Weg zu weit
Top Ten und gleich wieder zurück – Room 2012 waren die erste „Popstars“-Band, die es nicht an die Spitze der deutschen Singlecharts schafften. Nur ein Release später war schon wieder Schluss. Julian Kasprzik widmete sich wieder seiner Fußball-Karriere, die er für die Musik unterbrochen hatte, und ließ sich im SPOX-Interview darüber aus, wie verlogen die Musikindustrie doch sei. Natürlich hat er mittlerweile eine Solosingle am Start, die auch – wo sonst – im ZDF-Fernsehgarten vorgestellt wurde. Singen könnte der gute Mann ja, aber zwischen latenter Überheblichkeit (man erinnere sich an seine Botschaft an Bohlen) einem tumben Künstlernamen und einem noch vielen dämlicheren Songtext konnte die Selbstzerstörungs-Sequenz nicht unterbrochen werden. Fortsetzung folgt bestimmt.

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05. Michelzeit – In die Ewigkeit
Was für einen unglaublichen Lebensweg Michael „Michel“ Göbbels doch hinter sich hat! Als Schüler gründete er Subway 36, nahm ein Demo auf, dann löste sich die Band auf. Nach Zivildienst und Studium war er Teil der Trio-Coverband Drei Mann im Doppelbett – es ging wohl auch abseits der Bühne rund – und veröffentlichte ein paar Singles. Doch nun ist es Zeit für Michels Solosongs – Michelzeit! Wie toll! Woohoo! „In die Ewigkeit“ hat immerhin einen passenden Titel bekommen, schließlich möchte man nach diesem peinlich betexteten („Ich hatte mich, stets ungeniert, für viele Dinge interessiert“ – Poesie gehört wohl nicht dazu) Hybrid aus NDW und Deutsch-Rock schleunigst in die ewigen Jagdgründe eingehen. Michel beschreibt, wie er seine Traumfrau auf einer Party kennengelernt haben. Mögen sie auf Ewig(keit) glücklich sein und die Adressen jeglicher Aufnahmestudios in der näheren Umgebung verlieren.

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04. Der Checker – König von Deutschland
Ein weiterer Dauergast in dieser illustren Runde ist Thomas Karaoglan, der als (Nichts-)Checker die Belanglosigkeit seiner irdischen Existenz bereits im Namen trägt. Natürlich gab es im abgelaufenen Jahr gleich mehrere Gräueltaten von ihm, „König von Deutschland“ war jedoch das ultimative Kapitalverbrechen. Man munkelt ja, Rio Reiser rotiere immer noch im Grab. Zu standardisierten, farblosen Schunkelbeats und Bierzeltmelodien passt Der (Aus-)Checker den Text für die Neuzeit an. So möchte er „nach USA reisen / Obama mal wie Waldi in die Waden beißen“. Die deutsche Sprache ist freilich seine Stärke nicht. Ebenfalls sehr schön: „Ich würd die Krone täglich wechseln, würde zweimal baden“. Körperhygiene wird – wie Musikalität – offensichtlich überbewertet.

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03. der-unbesiegte – Käuflich
Wer immer schon wissen wollte, wie sich Dennie Klose als Rapper machen würde: Hier ist der-unbesiegte, klein geschrieben, natürlich mit Bindestrich. Das Geld hat er sich durch einen Versandhandel selbst erarbeitet und nützt den frisch erlangten Reichtum nun für seine Rap-Karriere. Tatsächlich ist „Käuflich“ nur eine B-Seite von der-unbedarfte, aber immerhin gibt es ein grandioses Video mit einer Hummer-Limo, einem Hotelzimmer und der etatmäßigen dummdröseligen Blondine dazu. Über die Lyrics lässt sich nicht viel sagen, man versteht den Text schlicht und ergreifend nicht. Mit dem Flow einer Nierenkolik und dem Flair einer Schlammlawine stottert sich der-unbefriedigte durch eine beliebige Aneinanderreihung von Noten, die selbst Money Boy human wirken lassen. Bereits Ende Januar erscheint eine neue Single mit prominenter Beteiligung, die in ähnliche Darmwind-Sphären vordringen wird. Von der-unglaubwürdige wird man mit abscheulicher Sicherheit noch genug hören.

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02. DJ Sun & Mrs Brown – Su Su Summertime
Eigentlich wollte Katharina Fürstenau nur berühmt werden. Aus dem Solarium ausgebrochen, trat sie 2011 bei „X Factor“ an und zerlegte mit der Präsenz eines Schoko-Osterhasen und der Stimme einer in die Lifttür eingezwickten Brustwarze „Listen“ von Beyoncé. Seit ihrem Auftritt weiß man: „Singen ist eine Seele“. Im Rahmen der Dokusoap „Auf und davon“ versuchte sie im Musikgeschäft Fuß zu fassen und bekam dabei Unterstützung von einem Plattendreher. Der Künstlername ist ein absoluter Brüller: DJ Sun & Mrs Brown – wie toll! Solariumwitze! Bruhaha! Immerhin muss sie kaum singen, noch dazu von einem Vocoder weitestgehend entschärft, und hoppelt vermutlich unbedarft hinter dem (Mikro-)Ständer auf und ab. Man muss es gehört (und gesehen) haben, um es zu glauben. Nicht nur DSDS bringt Gesichtsleichen hervor.

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01. Melouria – How Do You Do! 2012
Vieles wurde bereits über Melouria geschrieben und doch kann es nie genug sein. Gewissermaßen wurden sie Opfer der Begleiterscheinung ihres Castings und der Dummheit ihrer Betreuer. Wie schnelllebig das Musikgeschäft ist und wie sehr man dieses neue Produkt in den Sand gesetzt hat, zeigt die zweite Single „Miracle“, die es nicht in die Charts geschafft hat. Auch die Siegersingle fiel nach einer Woche schon wieder aus den Top 100. Nicht einmal einen eigenen Song bekamen die Kandidaten, sie durften Roxettes „How Do You Do!“ covern, das beim „Popstars“-Finale noch dazu gruselig schief klang. Musikalisch ist das natürlich ganz großes Kino: stumpfe Beats, Rap-Part, ein Dubstep-Break und ein Chorus, der wohl für die Autoscooter dieser Welt geschrieben wurde. Selbst für ein anständiges Video hat es nicht gereicht: Neben dem Finalauftritt sind Szenen aus den Castings und damit auch diverse andere Kandidaten, die es nicht geschafft (bzw. „gewonnen“) haben, zu sehen. Das Konzept ist tot, die Band vermutlich auch, die Welt steht unverständlicherweise immer noch. Fickt euch, ihr Maya-Rosetten.

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