Nelly Furtado – Waiting For The Night

Nelly Furtado

Himmelhoch jauchzend, zu Tode betrübt. Auch wenn diese Formulierung ein wenig krass gewählt ist, so beschreibt sie doch recht treffend den Weg, den Nelly Furtados Karriere in der letzten Zeit eingeschlagen hat. Die Tage der „Loose“-Ära 2006/2007 sind lange gezählt, auch mit ihrem rein spanischen Album „Mi Plan“ konnte sie 2009 keine Bäume ausreißen. Nach der böse gefloppten Single „Night Is Young“ wollte die Kanadierin dieses Jahr mit ihrem neuen Album „The Spirit Indestructible“ wieder so richtig durchstarten. Nach einem guten Einstieg auf Platz 3 in Deutschland donnerte die Platte in der Folgewoche jedoch aus den Top 20. Mit dem tanzbaren Song „Waiting For The Night“ versucht die 34-Jährige nun zu retten, was noch zu retten ist, und geht dabei hörbar auf Nummer Sicher.

So startet das knapp viereinhalbminütige Stück mit einer Mischung aus dezenter Dance- und verträumter Piano-Melodie. In den Strophen kommt Nellys weiche Stimmfarbe gut zur Geltung, wobei sie auch mit den höheren Tönen keinerlei Probleme hat. Ab der Bridge setzt der für den gesamten Song charakteristische Stampf-Beat ein und verwischt die vorangegangene mystische Atmosphäre ein wenig. Während sich Verse wie „Day and night, day and night you will blow my mind, blow my mind“ in den Gehörgängen festsetzen, wartet man leider vergeblich auf abwechslungsreiche Überraschungen, sodass sich der Refrain qualitativ kaum abheben kann. Besser umgesetzt wurde hingegen der Mittelteil, der mit seinen Clappings ungleich fordernder und interaktiver daherkommt. Der finale Chorus entschädigt im Anschluss etwas für die leicht lethargisch wirkende erste Version.

„Waiting For The Night“ ist thematisch wie musikalisch wenig innovativ. Obschon man weder Nelly Furtado noch ihren Produzenten mangelhafte Arbeit unterstellen kann, wirkt der Song im Ganzen austauschbar und könnte im besonders von wilden Experimenten bestimmten Musikbusiness schnell untergehen. Wäre er z.B. von Jennifer Lopez veröffentlicht worden, hätte sich vermutlich kaum jemand gewundert. Denkt man an frühere Meisterwerke wie „Powerless (Say What You Want)“, „Try“ oder das grandiose „All Good Things (Come To An End)“, ist es umso überraschender, dass sich ausgerechnet für diesen Song anstelle wahrer Perlen des Albums wie „Bucket List“ oder „Believers (Arab Spring)“ entschieden wurde. Dieser Umstand kann wohl nur den mittelmäßigen Flops der Vorgänger-Singles „Big Hoops (Bigger The Better)“ und „Spirit Indestructible“ geschuldet sein. Wohin die Reise charttechnisch für Nelly Furtado auch geht, ihr wahres Potenzial hat sie mit diesem Titel leider nicht ausgeschöpft.

Nelly Furtado - Waiting For The Night

Waiting For The Night
VÖ: 14.12.2012 (DL-Single)
Interscope Records (Universal Music)

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