Prelude(rs) to Worst of 2012: Queensberry go Pinkberry

Queensberry

Zwischen den Feiertagen erscheint er wieder, der obligatorische Rückblick auf sämtliche musikalischen Gräueltaten des vergangenen Jahres, eine Fahrt mit der Geisterbahn der talentbefreiten Profilneurotiker. Die Longlist ist, wie es der Titel bereits vermuten lässt, lang, die Kandidaten zahlreich, die Auswahl fällt schwer. Und doch gibt es immer wieder Geschichten jenseits solcher Aufstellungen, die sich geteilte Unaufmerksamkeit verdient haben, bei denen man als Biest den innewohnenden Trash-Filter nachjustieren muss. So ging die Sage um Leos Ausstieg bei den Castingbratzen Queensberry völlig unter, obwohl so viel Bitchslap-Magie und Zickenkrieg-Material hinter dieser sinnlosen Mär stecken. Fertig ist der erste Vorbericht zum Epic Fail-Jahresrückblick; anders gesagt: Queensberry go Pinkberry. Wer mutig genug ist, liest sich die Urbandictionary-Definitionen des Begriffs „Pinkberry“ durch und wählt die für sich (und die Causa) passende Beschreibung:

–> Begriffsbedeutung „Pinkberry“ einblenden <–

Man erinnert sich unter Umständen noch: Queensberry waren mit ihren ersten beiden Alben und den Singles „I Can’t Stop Feeling“, „Too Young“ und „Hello (Turn Your Radio On)“ durchaus erfolgreich, bevor auch sie vom Popstars-Virus befallen wurden, der aktuell auch Melanom in den Abyss reißt. Vielleicht lag es daran, dass der Bandname für Format-Verhältnisse einigermaßen annehmbar war (Queensberry ist ein Hügel – hihi, Titten! – in Südschottland) -, das große Scheitern kam erst später. Zunächst stiegen Victoria und Antonella (besser bekannt als „A-Hörnchen und V-Hörnchen“) aus, wurden durch Ronja und Selina („Wuchtbrumme und Duschlampe“) ersetzt, wobei letztere im April 2012 schon wieder weg war, um sich auf ihre Schulausbildung zu konzentrieren. Mit anderen Worten: Sackgasse erkannt, Leben in die Hand genommen. Braves Mädchen. Man muss mit sich auch nicht anschaffen lassen.

In der Zwischenzeit haben sich Queensberry darauf konzentriert, nach Amerika zu gehen, wobei man sich auf die eigene Fahne schreiben kann, nicht gescheitert zu sein, denn wo kein ernstzunehmender Versuch, da auch kein Scheitern. Mit den Casting-Kriegsverbrechen „Celebrate“ und „Chipwrecked“ schaffte man es im vergangenen Jahr auf die prestigeträchtige „Worst of 2011“-Liste , sozusagen das Mururoa-Atoll der Popwelt (alternativ: Wanne-Eickel), nur um kurz darauf „Pointless“ „Timeless“ hinterher zu schicken. Pinkberry lernten in der Zwischenzeit, dass Zeitlosigkeit und Arbeitslosigkeit schon mal gerne Hand in Hand (alternativ: Hügel auf Hügel) gehen.

Mitte Oktober dann der Supergau (das Mururoa-Thema setzt sich fort): Leo Bartsch, besser bekannt als „das kühle Blonde von Pinkberry“ verlässt die Band und veröffentlicht im Anschluss einen offenen Brief auf ihrer Homepage. „Ich werde nicht zurück kommen und es wird ein Queensberry, zumindest mit mir, nicht mehr geben. Ich kann mir vorstellen, dass euch diese Nachricht schockiert und verletzt, und ihr könnt euch sicher sein, dass mir diese Entscheidung nicht leicht fiel.“, heißt es im O-Ton (Ist eigentlich jemandem aufgefallen, wie nahe „O-Ton“ und „O-Town“ beieinander liegen? Who gives a fuck?). Gesundheitliche Gründe werden für den Ausstieg genannt, die Freundschaft zu früheren und gegenwärtigen Bandmitgliedern betont. Im selben Atemzug kündigt Leo an (vermutlich eine Drohung), dass man von ihr in Zukunft hören wird. Und tatsächlich: Auf der „Movie meets Media“ Anfang Dezember kleidete sie sich, nun ja, düster bis schäbig. Plastik- und Matratzen-Freunde werden jedoch enttäuscht sein, es handelt sich hierbei NICHT um eine Lafee-Gummipuppe.

Wer nun glaubt, es wäre Schicht am Schaft, der kennt das durch Menstruationsblut belastete Haifischbecken der Casting-Catfights nicht. Während sich Leo nach einer neuen Lippenstiftfarbe umsah, feuerten die verbliebenen Mitglieder Gabby und Ronja zurück. Dass sich erstere nicht mit einem markigen „Gabba-Gabba-Hey-Hey!“ meldete, ist zwar schade, ein simples „And the Oscar goes to…“ reichte jedoch aus, um die „Fangemeinschaft“ (angesichts der Kommentare bestehen jedoch Zweifel daran, ob es sich um Fans handelt bzw. ob diese gar eine Gemeinschaft bilden) in Aufruhr zu versetzen. Sogar das böse A-Wort (der Vollständigkeit halber: Antonella) fiel. Immerhin kündigte sie – mit dem Mut der Verzweiflung – an, dass es für sie weitergehen würde. Neuzugang Ronja, nun ja, füllte den Fehdehandschuh mit Backsteinen.

Gleich zwei unheimlich sanftmütige Sprüche postete die Räuberstochter aus der Waldorfschule. War „Winners never quit and quitters never win“ noch halbwegs harmlos, ging sie mit „Fake people have an image to maintain. Real people just don’t give a shit!“ in die Vollen. Gegenüber Fans, die das „Nachtreten“ beklagten, kam folgende spätreife, unbearbeitete Stellungnahme: „Ich denke es ist in so einer Situation ganz allein meine Entscheidung, was ich für richtig und angemessen halte, vor allem ist es immer noch meine Seite! Unnötig ??? Nachtreten??? Die einzigen denen mal direkt in die fresse getreten wurde sind Gabby und ich!!! Aber Denkt ruhig was ihr wollt! i don`t give a shit!!!“. Manchmal schreibt sich ein Epic Fail ganz von allein.

Interessiert es eigentlich irgendwen, wie es Queensberry heute geht, so ganz ohne Leo? Während Gabby mehr oder minder direkt den Schwarzen Streit-Peter ihrer jüngere Mitstreiterin zuschiebt, kündigt sie in einem Interview eine kleine Bandpause an. Man suche ein neues Mitglied, was ihr die Zeit gebe, sich auf ihre Solokarriere zu konzentrieren. Es ist, wie es ist: Pinkberry sind für Klatsch und Tratsch interessant, musikalisch mittlerweile vollends irrelevant und wecken dennoch Vorfreude auf ein neues Mitglied. Warum? Weil die unvermeidliche Trennungsstory ein wahrer Leckerbissen für Trash-Fetischisten sein wird. Vielleicht will ja eine der ehemaligen Tic Tac Toe-Ischen einsteigen. Die legendäre Pressekonferenz hat ein Revival verdient.