Patrick Richardt – So, wie nach Kriegen

Patrick Richardt

Als Tour-Support von Thees Uhlmanns Soloexkurs ist der Name Patrick Richardt so manchem Konzertbesucher bereits einigermaßen geläufig. Das neue Grand Hotel van Cleef-Signing spielte seinem prominenten Chef und Mitreisenden an einem Abend einige Demos seines geplanten Albums vor und bat um Verbesserungsvorschläge. Verändert wurde daran kaum etwas, Uhlmann selbst war davon begeistert und trieb die Aufnahmen von Richardts Debüt voran. „So, wie nach Kriegen“ heißt die Platte, die klassischen Singer/Songwriter-Sound auf Indie Pop/Rock mit beseelten Untertönen treffen lässt. Man stelle sich vor, Gisbert zu Knyphausen und Max Prosa würden sich ein Tag-Match mit Thees und Conor Oberst liefern.

Mit den ersten beiden Songs hat Richardt zwei echte Hits am Start, die auch durchaus Chart-Potential haben. Der Opener „Wir segeln“ ist auch gleichzeitig das Highlight dieser Platte, arbeitet sich mit stoisch angeschlagenem Piano und druckvollen Drums kraftvoll voran, nur um in einem eingängigen, alles umarmenden Refrain mit dem mehrfach wiederholten Songtitel zu münden. Der Aufbau ist schlicht, die Idee gut, die Ausführung geradezu perfekt. Auch im vorab als Download-Single ausgekoppelten „Adé, Adé“ geht alles auf. Der Song wächst stetig, schwillt förmlich an, dient vor allem der rauen, leicht angeschlagen wirkenden Stimme Richardts als Bühne. In seinen kleinen, beinahe balladesken Breaks entfalten diese 163 Sekunden ihre volle Magie, erinnern mit den schlichten Gitarren an die ersten Coldplay-Platten.

Damit hat Patrick Richardt jedoch längst nicht alles gesagt, auch wenn es selten so hitverdächtig wird. „Fliegen lernen“ als verhältnismäßig klassischer Indie-Track passt vielleicht noch in dieses Schema, auch das raue „Lichterloh“ hat durchaus entsprechende Qualitäten, auch wenn das Arrangement angenehm ausladend ausfällt. „So, wie nach Kriegen“ profitiert vor allem davon, dass es keine Ausfälle gibt und kaum Langeweile einkehrt. „Gleichstrom“ ist zwar stellenweise unangenehm nahe an Pathos geschwängerten Selig-Balladen dran, kriegt jedoch die imaginäre Kurve gerade noch rechtzeitig. Dann doch lieber „(La-La-La) Land“, den unbeschwert auftretenden Rausschmeißer, oder das verhalten angepunkte „Wie die Meere entstehen“, textlich obendrein eine sympathische Angelegenheit.

Auch wenn die beiden erstgenannten Hits die Platte beinahe ein wenig zu überlagern drohen, hat Patrick Richardts Debütalbum wesentlich mehr zu bieten. Der junge Krefelder geht mit seiner leicht rauen, dennoch einfühlsamen Stimme – quasi die versöhnliche Antwort auf Casper – unter die Haut, gibt sich textlich befreit bis nachdenklich und arrangiert darüber hinaus angenehm lockere und dabei unwiderstehlich dichte Songs, die Indie- und Singer/Songwriter-Fans zusammenführen. „So, wie nach Kriegen“ zeigt einmal mehr, dass Thees Uhlmann den richtigen Riecher für talentierte deutsche Musiker hat, und könnte aus dem Supportkünstler bald den Hauptact machen.

Patrick Richardt - So, wie nach Kriegen

So, wie nach Kriegen
VÖ: 25.01.2013
Grand Hotel van Cleef (Indigo)

Patrick Richardt @ Home | @ Facebook
„So, wie nach Kriegen“ @ Amazon kaufen