Herrenmagazin – Das Ergebnis wäre Stille

Herrenmagazin

Mit prominenten Fans und Unterstützern – Ex-Blumfeld-Manager Oliver Frank, Jan Müller von Tocotronic und Marcus Wiebusch von Kettcar – starteten Herrenmagazin ihre Karriere als deutsche Indie Rock-Hoffnung. Auch wenn sich die Vorschusslorbeeren bislang nicht in Chartplatzierungen manifestierten, überzeugten die beiden ersten Platten „Atzelgift“ und „Das wird alles einmal dir gehören“ qualitativ vollends. Mit dem Wechsel zu Delikatess Tonträger bleibt man dem Geheimtipp-Status wohl weiterhin treu. Dass die vier Hamburger an Strahlkraft nichts verloren haben, zeigen sie auf „Das Ergebnis wäre Stille“.

Den vielleicht stärksten Song der neuen Platte schießen Herrenmagazin gleich zu Beginn raus: „Regen“ kommt mit seinem verkappten Math-Intro langsam in die Gänge, wird von der besonders hibbelig wirkenden Rhythmusabteilung und verstörend abstrakten Lyrics getragen. Überhaupt spielen die Gitarren hier eine wichtige Rolle, spielen zeitweise mit klirrend kalter 80s-Stimmung, tunken die kurzen Momente der Erleuchtung in Salzsäure und kollabieren gegen Ende mit so etwas mit einem Refrain, der spät kommt und in sich kollabiert. Direkt dahinter gibt sich die erste Single „Frösche“, das – „zwischen den Zeilen“, wie es im Begleittext so schön heißt – auf die Wirtschaftskrise eingeht, verhältnismäßig bieder, bleibt unauffällig.

Solche Momente des Nichts bleiben selten, einzig „Alle Lügen“ fällt ein wenig in diese Kategorie, geht im Albumfluss beinahe unter. Rund herum schneidern Herrenmagazin gewohnt eindringliche, dramaturgisch besonders wertvolle Songs, zu denen auch das nachdenkliche, fragile „Landminen“ zählt. Verzerrte Gitarre hin oder her, die Band zittert, bei Aldi brennt noch Licht. Neben dem treibenden, vorab als Gratis-Download veröffentlichen „In toten Hügeln“ zählt „Qlinch“ zu den Hits dieses Albums, auch wenn es nur behäbig in die Gänge kommt. Dieses Austoben in selbst gewählten Umwegen und Sackgassen erzeugt einen ergreifenden, sympathisch breiten Refrain, einzig durch den angenehm ehrlichen, spartanischen und semi-balladesken Rausschmeißer „Krumdal“ getoppt. Herrenmagazin können auch Streicher aus der Dose und das Begreifen des Nicht-Begreifbaren.

Obwohl es ein, zwei Schwachstellen gibt, macht sich das musikalische Wachstum der Hamburger vermehrt bemerkbar. „Das Ergebnis wäre Stille“ baut auf den bereits starken Vorgängern auf und vermengt Leidenschaft, Poesie und packende Gitarren. Ob das nun innovativ oder nicht ist – letztlich unbedeutend. „Regen“, „Krumdal“, „In toten Hügeln“ und „Qlinch“ bleiben sofort hängen, der Rest ergibt sich nach fortlaufender Beschäftigung. Herrenmagazin sind mit Sicherheit keine Retter oder Hoffnungsträger, sie sind Poeten mit einem Hang zum Abstrakten und Abstoßenden. Das Ergebnis welcher Faktoren Stille ergäbe, bleibt jedoch (vorerst) unklar.

Herrenmagazin

Das Ergebnis wäre Stille
VÖ: 15.03.2013
Delikatess Tonträger (Broken Silence)

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