Little Boots – Motorway

Little Boots

In einem Jahrgang mit Lady Gaga, Empire Of The Sun und Florence And The Machine war es Little Boots, die die BBC zur großen Hoffnungsträgering 2009 auserkor. Zum großen Showdown mit den Electro-Pop-Duo La Roux sollte es kommen, das letzteres klar für sich entscheiden konnte. An der Musik lag es kaum, dass Victoria Hesketh mit ihrem Debütalbum „Hands“ gerade in Deutschland eine Bauchlandung hinlegte – die Posse um den Release von „Remedy“ war nur eines von vielen bizarren Puzzleteilen. Drei Jahre lang arbeitete die Britin immer wieder an einem Nachfolger, veröffentlichte zwischendurch Singles, spielte diverse Songs live und entwickelte sich weiter. Das Endergebnis hört auf den Namen „Nocturnes“ und erscheint am 10. Mai. Vorab setzt es, nur eine Woche nach „Broken Record“, mit „Motorway“ eine weitere Auskopplung.

Wer auf pumpenden, betont eingängigen Electro-Pop mit kleineren Experimenten hofft, könnte enttäuscht werden: „Motorway“ fällt unaufgeregt, geradezu beiläufig aus und wächst im Verlauf seiner stattlichen Spieldauer von fünf Minuten weiter und weiter an. Co-Songwriter Jim Eliots (Kish Mauve) Handschrift ist erkennbar, der lässige Track kommt nur sehr langsam in die Gänge. Nachdenkliche Piano-Klänge leiten in eine reduzierte Strophe, in der Hesketh mit klarer, glockenheller Stimme zu einem Hauch von Synthis singt und luftig leicht in den ersten, geradezu balladesk gehaltenen Refrain gleitet. Die nunmehr einsetzende, verspielte Melodie erinnert entfernt an den Unterbau von Robyns „With Every Heartbeat“. Während man sich noch mit derlei Nebensächlichkeiten beschäftigt, ist Little Boots bereits mehrere Türen weiter, setzt auf beateskes Understatement und ein überaus fragiles, beinahe housiges Break. Ein weiterer, Piano-geschwängerter Refrain und der bereits bekannte Anti-Beat geleiten sanft gen Outro.

Durchatmen ist angesagt. Heskeths DJ-Gigs machen sich bezahlt – selten hat man Little Boots so ruhig, melancholisch und gleichzeitg tanzbar gehört. „Motorway“ kollidiert mit gängigen Electro-Pop-Erwartungen, drängt noch stärker in die Dance-Ecke und entwickelt sich ob seiner übersichtlich gehaltenen, smoothen Produktion zu einem waschechten Grower. Es hat sich für die 28jährige Britin gelohnt, ausgiebig an ihrem Album zu arbeiten, auch wenn das hier kein kommerzieller Erfolg wird; nicht etwa, weil „Motorway“ schlecht wäre, der Song ist bereits seit geraumer Zeit (und weiterhin) gratis auf der offiziellen Little Boots-Homepage zu haben. Von „Nocturnes“ darf man sich einiges erwarten – vielleicht keinen Charterfolg, wohl aber gute Musik und interessante Kollaborationen mit Co-Songwritern und Produzenten wie James Ford (Simian Mobile Disco), Andy Butler (Hercules And Love Affair) und „Born This Way“-Schreiber Jeppe Laursen.

Little Boots - Motorway

Motorway
VÖ: 25.03.2013 (DL-Single)
On Repeat Records (Rough Trade Distribution)

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